Reinbek. Das Projekt auf Grandplatz am Mühlenredder nimmt nach einem Jahr Stillstand wieder Fahrt auf. Die Arbeiten sollen 2019 beginnen.

Es ist das umstrittenste Projekt der vergangenen Jahre in Stormarns zweitgrößter Stadt Reinbek, über das in der Politik heftig gezankt wurde: der Neubau einer Feuerwache auf dem Grandplatz am Mühlenredder. Mal ging es voran, dann wurde gebremst und alles angezweifelt. Damit ist jetzt Schluss. Die Entscheidungsträger werden das Gerätehaus auf den Weg bringen und die Voraussetzungen schaffen, dass die Arbeiten 2019 beginnen können.

Der Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan wurde bereits am 24. April 2014 gefasst. Das ist eine Art Absichtserklärung ohne bindenden Charakter. Am 18. September im Bau- und Planungsausschuss steht mit dem Entwurfs- und Auslegungsbeschluss die nächste Stufe auf der Agenda. Es ist der letzte Schritt, bevor die Sache dingfest gemacht wird mit der Zustimmung zum Bebauungsplan in der Stadtverordnetenversammlung.

Christdemokraten haben sich Montag auf Linie geeinigt

„Die Wache muss jetzt durchgehen“, sagt SPD-Fraktionschef Volker Müller. Darauf werde er am kommenden Montag in der Fraktionssitzung hinwirken. „Eigentlich müssten nun alle ihren Frieden mit der Angelegenheit geschlossen haben“, so der Politiker. Die Sozialdemokraten waren in der Standortfrage genauso wie die CDU gespalten. Diese hat mit Patrick Ziebke nach der Kommunalwahl im Mai einen neuen Fraktionsvorsitzenden bekommen. Der 37-Jährige war bereits in der vorvergangenen Dekade Stadtverordneter und hatte sich schon damals zum Mühlenredder bekannt. Er sagt: „Ich sehe keine vernünftige Alternative, und wir sind als Politiker in der Pflicht.“

Die Christdemokraten haben vor drei Tagen auf ihrer Fraktionssitzung beschlossen, der Verwaltungsvorlage zuzustimmen. Ziebke: „Es gab keine Aussage von jemandem, dass er sich dagegen sträubt.“ Wird das Schriftstück aus dem Rathaus im Bau- und Planungsausschuss abgesegnet, gilt eine Bestätigung im Stadtparlament als sicher. In dem Gremium ist die CDU mit neun Sitzen – sie hat bei der Kommunalwahl einen verloren – stärkste Fraktion. Vier Vertreter sind neu, fünf schieden aus, darunter der frühere Bürgervorsteher und Mühlenredder-Kritiker Ernst Dieter Lohmann. Im Wahlkampf hatten die Christdemokraten versprochen, das Thema zum Abschluss zu bringen.

Bürgermeister hat einen positiven Eindruck

Die FDP mit ihren fünf Sitzen und der fraktionslose Klaus-Peter Puls haben nie Zweifel am Standort Mühlenredder gehegt und sich für diesen stark gemacht. Mit CDU und SPD haben sie eine klare Mehrheit in der Stadtverordnetenversammlung. Das Quartett kommt auf 21 von 31 Sitzen.

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Bürgermeister Björn Warmer wird am kommenden Montag die Wählergemeinschaft Forum 21 besuchen, bei den anderen Fraktionen ist er schon zu Gast gewesen, um sich auch über das Wachen-Projekt zu besprechen. Seine Bilanz dürfte insbesondere die ehrenamtlichen Feuerwehrleute freuen: „Ich habe einen positiven Eindruck.“

Vieles deutet darauf hin, dass auch die Grünen ihr Einverständnis geben. Die Fraktion trifft sich ebenfalls am Montag. Deren Vorsitzender Günther Herder-Alpen sagt gegenüber dem Abendblatt: „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Sache zu einem guten Ende bringen.“ Er wolle noch Fragen zur Verkehrssicherheit und zu Umwelteingriffen geklärt haben.

Forum 21 hat den Mühlenredder bisher kritisch erachtet

Dabei geht es unter anderem um die Verlegung einer Bushaltestelle und die Rodung eines Knicks auf einer Länge von 30 Metern. Laut Warmer hatten sich Grüne und Teile der SPD an dem Fällen von Bäumen gestoßen. Anstatt ursprünglich zehn sollen jetzt nur noch vier von ihnen weg. Außerdem wird am kommenden Dienstag ein Verkehrsplaner im Ausschuss sein.

Die Wählergemeinschaft Forum 21 hat den Mühlenredder für die Wache bisher als kritisch erachtet. Deren Fraktionschef Heinrich Dierking will sich in Sachen Abstimmung nicht festlegen und verweist auf eine Zusammenkunft von Mitgliedern Anfang kommender Woche: „Ich will den Beratungen nicht vorgreifen.“

Die Wache auf dem Grandplatz soll das jetzige Gerätehaus an der Klosterbergenstraße ersetzen. Das Gebäude ist nicht mehr zeitgemäß. Gravierende Mängel gibt es unter anderem in der Fahrzeughalle. Die Hanseatische Feuerwehrunfallkasse Nord (HFUK) fordert seit Langem eine Lösung.

Verein erhält als Ausgleich einen Kunstrasenplatz

Patrick Ziebke (CDU) sagt: „Ich sehe keine vernünftige Alternative zum Mühlenredder.“
Patrick Ziebke (CDU) sagt: „Ich sehe keine vernünftige Alternative zum Mühlenredder.“ © Harald Klix | Harald Klix

Die Verwaltung schlug schon unter dem früheren Bürgermeister Axel Bärendorf den Mühlenredder vor, prüfte auch die Standorte Kampsredder und Betriebshof. Dort ist jedoch die Hilfsfrist nicht einzuhalten. Das ergaben Probefahrten der Feuerwehr. Zehn Minuten nach Alarmierung muss die Wehr jeden Teil von Alt-Reinbek erreichen können. 2013 beschloss die Politik trotzdem mehrheitlich den Bau auf dem städtischen Betriebshof, die Fachaufsichtsbehörde des Kreises lehnte das ab. Nach einem Krisengipfel beim damaligen Landrat Klaus Plöger fiel die Wahl 2014 auf den Mühlenredder. Die Politik legte sich auch auf ein Gebäude fest.

Dann geriet das Projekt ins Wanken. Entscheidungsträger fürchteten zu hohe Ausgaben. Der Standortbeschluss wurde ausgesetzt, die bereits untersuchten Alternativen erneut geprüft inklusive Kostenermittlung. Sie fielen durchs Raster. Daraufhin bestätigte die Stadtverordnetenversammlung im September vergangenen Jahres mit knapper Mehrheit den Sportplatz. Einige Politiker, die mehr Gegner als Freund des Mühlenredders sind, enthielten sich.

Danach wurde die Entscheidung zum Entwurfs- und Auslegungsbeschluss zweimal vertagt. Die Hoffnung auf ein schnelles Vorankommen nährte zuletzt das Votum der Politik, Geld für den Kunstrasenplatz auf dem Sportgelände freizugeben. Den erhält die TSV Reinbek als Ausgleich für das Grandfeld. Die Kosten für Feuerwehrwache, Kunstrasen und die Umsetzung des Verkehrskonzeptes sollen rund 9,5 Millionen Euro betragen.