Ahrensburg. Mitglieder des Ahrensburger Bauausschuss empfehlen Sanierung und Aufstockung im Reeshoop-Quartier. Mieten sollen nur moderat steigen.
„Alle meine Küchengeräte sind von Miele“, sagt Bernd Dittkuhn. Wie viele andere Bewohner auch, hat der Ahrensburger in seine Wohnung an der Hermann-Löns-Straße viel investiert. Stolz zeigt er die hochwertige Einrichtung. Nun fürchtet er, seine Bleibe zumindest zeitweise verlassen zu müssen und sie sich im Anschluss nicht mehr leisten zu können. „Dabei verbessert sich für mich durch die Sanierung nichts“, ist der 63-Jährige überzeugt.
Wie berichtet, möchte die Neue Lübecker (NL) die acht Häuser im Reeshoop-Quartier sanieren und von jetzt vier auf maximal sechs Stockwerke erhöhen. Bis zu 90 neue Wohnungen sollen so entstehen. Diesem Wunsch entsprach der Bau- und Planungsausschuss und sprach sich mit nur einer Gegenstimme dafür aus, einen entsprechend geänderten Bebauungsplan aufzustellen.
Neue Lübecker will Wohnraum und Parkplätze schaffen
Darin ist auch angedacht, zwischen den achtgeschossigen Hochhäusern auf der gegenüberliegenden Seite als Ersatz für die baufälligen Tiefgaragen Parkpaletten zu schaffen. Weitere Abstellmöglichkeiten sollen zwischen den nun aufzustockenden Häusern entstehen. Maximal 184 Parkplätze könnten so zusätzlich geschaffen werden. Derzeit leidet das Quartier unter starkem Parkplatzbedarf von Anwohnern und Schülern der benachbarten Berufsschule. Nachdem der Bauausschuss das Thema auf der vorigen Sitzung noch vertagte, weil die CDU-Fraktion noch Informationsbedarf angemeldet hatte, folgte die Mitglieder nun der Empfehlung des Umweltausschusses. Der hatte der Änderung unter der Bedingung zugestimmt, dass beim Bau der Parkgelegenheiten möglichst wenig Fläche verbraucht werden soll.
Die konkrete Ausgestaltung des Bauvorhabens ist damit aber noch nicht in Stein gemeißelt. Ahrensburgs Bauamtsleiter Peter Kania erklärte: „Das geschieht erst im Verfahren.“ Was nun beschlossen werde, sei lediglich der politische Wille, die Häuser zu erhalten und aufzustocken. Das traf bei CDU-Mann Detlef Levenhagen auf Zustimmung. Seine Fraktion hatte am Vorabend noch ein Gespräch mit der Baugenossenschaft. „Die Sanierung und Aufstockung ist im Vergleich die beste Option“, sagte er.
Bestehender B-Plan erlaubt Abriss der Gebäude
Hintergrund ist, dass der noch geltende B-Plan aus dem Jahr 2013 der norddeutschen Baugenossenschaft das Recht einräumt, die Häuser aus den 1960er-Jahren abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. Vorstand Uwe Heimbürge sagte im Bauausschuss vor zwei Wochen: „Durch die Aufstockung wollen wir die Wohnungen bezahlbar halten“, und stellte eine Miete – in Wohngenossenschaften heißt sie Nutzungsgebühr – von acht bis neun Euro in Aussicht. Das sind etwa zwei Euro mehr als bisher. Ein kompletter Neubau würde die Bewohner wegen der höheren Kosten hingegen deutlich teurer kommen.
Wobei: was genau gemacht wird, weiß die Genossenschaftsleitung selbst noch nicht. „Erst nach der Zustimmung der Politik fangen wir mit den Untersuchungen an“, so Heimbürge. Während des Umbaus sollen die Bewohner Ausweichwohnungen erhalten, die die NL in unmittelbarer Nähe errichtet hat. Als zusätzlichen Anreiz für die Stadt bietet sie an, 150 Wohnungen im Gartenholz auch ohne Sozialbindung weiter zu vergleichbaren Preisen zu vergeben. „Über die Details können wir noch sprechen“, zeigte sich der Vorstand kompromissbereit.
Anwohner fürchten Baulärm und sorgen sich um Bäume
Einigen Anwohner aus den 147 bestehenden Wohnungen sind damit jedoch nicht einverstanden. Sie organisierten sich, hängten Zettel in der Wohnanlage aus, um auf die Sitzung hinzuweisen. Dennoch kamen an diesem Abend nur rund eine Handvoll von ihnen. Stellvertretend für sie ergriff Inge Krawczyk das Wort in der Bürgerfragestunde: „Wir wollen es auch in unserem Wohnblock schön haben, erfreuen uns am Grün der Bäume.“
Jahrelanger Baulärm, das Fällen von Bäumen zur Schaffung zusätzlicher Parkplätze und ein Umzug sei für die teilweise sehr alten Bewohner nicht zumutbar. Ebensowenig eine Mieterhöhung, die bei 50 Quadratmetern schnell 100 Euro im Monat ausmache. „Wir verstehen nicht, wie die Häuser erst als abrisswürdig eingestuft werden konnten und jetzt für eine Aufstockung geeignet sein sollen“, sagte Krawczyk und erntete Applaus aus dem Publikum.
Nur die FDP stimmt dagegen
Langen Diskussionsbedarf hatte die Politik trotzdem nicht mehr. Lediglich Michael Stukenberg von der FDP sagte: „Wir sind nicht die Schiedsrichter.“ Er habe erwartet, dass die Genossenschaft sich mit ihren Bewohnern – die schließlich auch Anteilseigner sind – vorab einigt. Entsprechend stimmten die Liberalen als einzige Partei gegen den Aufstellungsbeschluss. Linken-Vertreter Erik Schrader durfte nicht mitabstimmen, weil er als Bewohner als befangen gilt. Mit der Zustimmung von Bau- und Umweltausschuss gilt es als wahrscheinlich, dass am kommenden Montag, 24. Juni, auch die Stadtverordneten dem Vorhaben ihren Segen geben.