Ahrensburg. Baugenossenschaft will acht Wohnblocks im Reeshoop-Viertel um jeweils zwei Geschosse aufstocken. Die Altmieter müssen umziehen.
Die Stadt Ahrensburg bekommt 84 neue Wohnungen – und wächst dafür in die Höhe. Die Baugenossenschaft Neue Lübecker wird im Reeshoop-Viertel acht Wohnblocks (siehe gelbe Umrandung in der Grafik) aufstocken, von derzeit vier auf sechs Geschosse. Die Mieter in den 147 Bestandswohnungen südlich der Hermann-Löns-Straße müssen während der Bauarbeiten umziehen. Sie sollen innerhalb des Quartiers eine Ersatzunterkunft erhalten.
CDU stimmt als einzige Fraktion gegen das Projekt
Die Mitglieder des Bauausschusses haben den Plänen jetzt grundsätzlich zugestimmt, ein Verfahren zur Änderung des Bebauungsplans soll nun eingeleitet werden. Lediglich die CDU spricht sich gegen das Vorhaben aus. „Wir halten die Verdichtung für zu stark“, sagt Ausschussmitglied Carola Behr. „Es kann nicht sein, dass in einigen Stadtteilen nichts gebaut wird und hier immer mehr.“ Die Aussage sorgt bei der SPD für Verwunderung. „Die CDU will den neuen Flächennutzungsplan nicht und stimmt jetzt auch gegen eine Innenverdichtung“, sagt Andreas Plässer. „Wo sollen dann überhaupt noch Wohnungen gebaut werden?“
Auch die Verwaltung wirbt um Zustimmung für das Projekt. „Wir haben hier die Chance auf eine Innenverdichtung, wie wir sie immer gewollt haben“, sagt Bauamtsleiter Peter Kania. „Es gibt im Stadtgebiet nicht mehr viele solcher Flächen.“ Zudem sei die Neue Lübecker im Gegenzug bereit, die auslaufende Bindung für 150 Sozialwohnungen im Stadtteil Gartenholz (Syltring) zu verlängern.
Mieter befürchten, dass die Wohnqualität sinkt
Vielen Mietern bereitet das Vorhaben jedoch große Sorgen. Sie befürchten, dass sich die Wohnqualität verringert, die Verkehrsbelastung zunimmt und die Mieten steigen. „Wir haben auch Angst, dass die Häuser die Aufstockung nicht aushalten. Denn bis vor Kurzem hieß es noch, sie seien marode“, sagt Inge Krawczyk. Sie wohnt seit eineinhalb Jahren im Reeshoop-Viertel, ist glücklich, dort nach langer Suche eine schöne Wohnung gefunden zu haben. Doch nun befürchtet sie eine dramatische Verschlechterung. „Die Pläne sehen vor, Bäume zwischen den Gebäuden für Parkplätze abzuholzen“, sagt Krawczyk. „Das wird die Luft hier weiter verschlechtern.“
Die Gestaltung der Parkplätze stößt auch bei Politikern von Grünen, FDP und WAB auf Kritik. Sie fordern eine Nachbesserung. Laut Verwaltung ist das im späteren B-Planverfahren noch möglich. Die aktuellen Pläne der Genossenschaft sehen vor, 104 zusätzliche Parkplätze zwischen den Wohnblocks zu errichten. Dafür müssten Bäume weichen. Zudem sollen die stark sanierungsbedürftigen Tiefgaragen auf der gegenüberliegenden Straßenseite – zwischen den achtgeschossigen Hochhäusern (blaue Umrandung in der Grafik) – abgerissen und durch zwei Parkpaletten ersetzt werden.
Politiker fordern andere Lösung für Parkplätze
Als „potthässlich“ bezeichnet FDP-Politiker Michael Stukenberg die geplante Variante, weil sie ein Stück aus der Erde herausschauen wird. Er fordert: „Da muss nachgearbeitet werden.“ Ursprünglich hatte die Neue Lübecker geplant, die acht Wohnblocks aus den 1960er-Jahren abzureißen und durch Neubauten zu ersetzen. So wie sie es mit vielen anderen Häusern in dem Quartier bereits gemacht oder in Zukunft noch geplant hat. Doch neue Bewertungen hätten ergeben, dass die Gebäude an der Hermann-Löns-Straße sanierungsfähig sind, also erhalten werden können.
Mieten sollen günstiger bleiben als bei Neubau
„Der Vorteil der Aufstockung ist, dass wir weiterhin preiswerte Mieten anbieten können“, sagt Uwe Heimbürge, Vorstand der Neuen Lübecker. Derzeit zahlen die Mieter in den Wohnblocks seinen Angaben zufolge 5,80 bis 8,00 Euro pro Quadratmeter. Nach der Modernisierung (die Altwohnungen sollen zum Beispiel neue Küchen und Bäder bekommen) werden die Mieten laut Heimbürge wahrscheinlich um rund zwei Euro pro Quadratmeter steigen. In den neuen Stockwerken rechnet er mit Kaltmieten von zwölf bis 13 Euro pro Quadratmeter. „Bei einem Komplettneubau wären wir überall bei dieser Summe gelandet“, so Heimbürge. Und diese Variante sei durchaus noch möglich, betonte er vor der Abstimmung im Bauausschuss.
„Wenn die Politiker der Aufstockung nicht zustimmen, reißen wir ab und bauen neu.“ Eine Aussage, die bei den anwesenden Mietern für Empörung sorgte, es fiel das Wort „Erpressung“. Doch das Recht dazu hat die Genossenschaft, denn der aktuell gültige Bebauungsplan sieht an der Stelle einen Abriss und Neubau vor. Zudem sind dort deutlich mehr Parkplätze zwischen den Wohnblocks angedacht als bei den neuen Planungen.
Bisher gibt es noch keinen Zeitplan für die Aufstockung
Für Unmut sorgt bei den Mietern auch, dass die Neue Lübecker sie bisher nicht persönlich über die Planungen informiert habe. Das erklärt Uwe Heimbürge so: „Wir sprechen bereits seit drei Jahren mit der Verwaltung über das Thema. Aber bevor wir keine politische Entscheidung hatten, konnten wir die Mieter über nichts informieren. Wir wussten ja nicht, ob und in welcher Form wir das Vorhaben überhaupt umsetzen können.“
Zudem gebe es noch keinen Zeitplan für die Arbeiten. „Wir werden das Projekt vielleicht in drei Jahren realisieren“, sagt Heimbürge. „Und wir werden auch nicht alle Gebäude gleichzeitig aufstocken.“ Ursprünglich sei angedacht gewesen, die Altmieter während des Umbaus in ihren Wohnungen zu lassen. Doch ein ähnliches Projekt in Geesthacht habe gezeigt, dass das nicht funktioniere. Heimbürge: „Wir garantieren aber allen, dass sie danach in die Häuser zurückkönnen.“