Ahrensburg. Bei der Europawahl kam die Partei auf 29,3 Prozent der Stimmen. CDU und SPD verlieren in jeder Kommune Wähler.
Stormarn ist schwarz-grün. So lässt sich zumindest das Ergebnis der Europawahl auf Kreisebene abbilden. CDU und Grüne teilen sich die 55 Stormarner Gemeinden und Städte als stärkste Partei untereinander auf. Doch nur die Grünen sind die eindeutigen Gewinner dieser Wahl. Sie holten 29,3 Prozent der Stimmen und färben damit Stormarn auf der Deutschlandkarte grün.
Im Unterschied zur Europawahl 2014 konnte die Partei um 16,3 Prozentpunkte zulegen. Auffällig ist, dass die Partei in jeder Stadt und Gemeinde Wähler gewonnen hat – bis auf wenige Ausnahmen sogar im zweistelligen Prozentpunktebereich. In Westerau verbesserten die Grünen das Ergebnis von 2014 (6,6 Prozent) um 22,8 Prozentpunkte und kommen auf 29,4 Prozent der Wählerstimmen.
CDU und SPD zählen zu großen Verlierern
Von solchen Ergebnissen können CDU und SPD nur träumen. Die beiden großen Volksparteien zählen auch in Stormarn zu den großen Verlierern, haben durchweg in allen Kommunen Wähler verloren. Doch während die CDU in 29 Gemeinden und Städten trotzdem noch stärkste Partei wurde, ist die SPD farblich von der Stormarnkarte verschwunden. Nur 16,2 Prozent aller Stormarner Wähler stimmten für die Sozialdemokraten – ein Minus von 15,5 Prozentpunkten. In Rethwisch verzeichnet die SPD prozentual den größten Rückgang um 20,8 Prozentpunkte und kommt nur noch auf 15 Prozent. In Ahrensburg kommt sie nur noch 16,2 Prozent (-14,5 %) und in Reinbek auf 16,4 (-16,0 %).
Die Christdemokraten müssen in Stormarn ein Minus von 7,3 Prozentpunkten im Unterschied zur Europawahl im Jahr 2014 verbuchen. In Mönkhagen ist der Verlust mit 20,3 Prozentpunkten am größten. In Ahrensburg rutscht die Partei von 30,7 Prozent (2014) auf 24,0 Prozent. Auch in Bad Oldesloe büßt die Partei 7,8 Prozentpunkte ein und landet bei 24,0 Prozent. „Das ist ein ganz bitteres Ergebnis“, sagt Tobias Koch, Kreisvorsitzender der CDU, und fügt hinzu: „Es lässt sich auch nicht damit schönreden, dass wir in einigen Gemeinden noch stärkste Partei sind.“
Grüne sehen sich in ihrer Politik bestätigt
Ausschlaggebend für das schlechte Ergebnis sei die Klimafrage gewesen. „Die Bundespartei hatte an dieser Stelle kein eigenes Konzept und lieferte keine Antworten“, sagt Koch, der bedauert, dass die erfolgreiche Landespolitik sich nicht im Wahlergebnis widergespiegelt habe. „Wir sind beim Klimaschutz schon viel weiter als die Bundespartei.“
Auch der große Verlierer der Europawahl, die SPD, sieht die Fehler eindeutig auf Bundesebene. „Es ist nicht gelungen, Vertrauen zurückzugewinnen“, sagt Tobias von Pein, Kreisvorsitzender der Sozialdemokraten, und fordert von seiner Partei, nach diesem Wahldebakel die Konsequenzen zu ziehen. Interne Erneuerungsprozesse müssten weiter vorangetrieben werden, zudem brauche die SPD eine personelle Neuausrichtung. „Auch ein Ende der Großen Koalition auf Bundesebene darf kein Tabu sein“, sagt von Pein, der den Generationswechsel in der Stormarner SPD weiter voranbringen möchte. „Wir haben schon viele junge Leute in der Partei und wollen uns weiter verjüngen.“ Zudem müsse die SPD auf Bundes-, Landes- und Kreisebene das Ergebnis genau analysieren und die richtigen Schlüsse für die kommenden Jahre ziehen. „Bis zur nächsten Wahl haben wir jetzt genug Zeit.“
Während die großen Volksparteien nun in die Fehleranalyse gehen, sehen sich die Grünen in ihrer Politik bestätigt. „Wir konnten mit dem Klimaschutz eindeutig überzeugen“, sagt Benjamin Stukenberg, der sich den Kreisvorstand der Grünen mit Wiebke Garling-Witt teilt. „Rückenwind haben wir dabei von der Fridays-for-Future-Bewegung bekommen“, fügt Stukenberg hinzu, der von einem unfassbar guten Ergebnis in Stormarn spricht: „Dass die Grünen stärkste Kraft in Stormarn werden, hätte niemand von uns zu träumen gewagt.“
Bestes Ergebnis erzielten die Grünen in Heidekamp
Doch dies sei für die Partei nun die Bestätigung, dass sie den Zeitgeist getroffen habe. „Wir konnten sowohl in den Städten, als auch auf dem Land die Menschen überzeugen“, sagt der Grünen-Politiker. Auch in den anderen Ländern Europas legten die Menschen viel Wert auf den Klimaschutz. „In Frankreich, Österreich oder den Niederlanden waren die Grünen noch vor zwei Jahren kaum noch präsent. Heute kommen sie wird im Schnitt auf 14 Prozent“, sagt Stukenberg, der sich nun vom europäischen Parlament erhofft, dass Umweltziele gezielter umgesetzt werden. Zudem müsse Brüssel dafür sorgen, dass es in Europa keine Grenzen gibt. „Auch dafür stehen die Grünen“, sagt Stukenberg der in der Weltoffenheit seiner Partei einen weiteren Erfolgsfaktor erkennt.
In Stormarn hat den Kreisvorsitzende eine Kommune überrascht. „Unser bestes Ergebnis haben wir mit 36,4 Prozent in Heidekamp erzielt. Uns war nie bewusst, dass wir dort so viele Anhänger haben.“ Fünf Jahre zuvor kam seine Partei in der Gemeinde nur auf 14,6 Prozent der Stimmen. Auch in den bevölkerungsreichsten Städten erzielte die Partei die meisten Stimmen. In Ahrensburg kamen die Grünen auf 34,2 Prozent (2014: 16,8 %), in der Kreisstadt Bad Oldesloe auf 31,3 Prozent (14,3 %) und in Reinbek auf 28,6 Prozent (12,6 %).