bad Oldesloe. Der Fall des Bella Donna Hauses in Bad Oldesloe steht exemplarisch für den dramatischen Anstieg der Einbruchszahlen in Stormarn.

Die Einbruchskriminalität in Schleswig-Holstein wird zu einem zunehmend größeren Pro­blem. Allein im Kreis Stormarn kam es im Zeitraum vom 1. Januar bis zum 22. Dezember 2015 zu 1151 Einbrüchen und Einbruchsversuchen. Im Jahr 2014 waren es mit 873 Taten 278 weniger. Damit belegt der Kreis in dieser Kategorie den Spitzenplatz in Schleswig-Holstein (wir berichteten). Aktuellere Einbruchszahlen wollten auf Anfrage des Abendblatts weder das Innenministerium Schleswig-Holsteins noch die Polizeidirektion Ratzeburg mit Verweis auf eine heute stattfindende Pressekonferenz preisgeben.

Union will eine Taskforce

Um der Lage Herr zu werden, forderte die CDU-Fraktion jetzt die Landesregierung auf, stärker gegen Einbrecher vorzugehen. Laut dem Norddeutschen Rundfunk verlangt die Union zum Beispiel die Einrichtung einer Taskforce sowie eine stärkere Zusammenarbeit mit der Stadt Hamburg. Der Ahrensburger CDU-Landtagsabgeordnete Tobias Koch spricht diesbezüglich von einer „berechtigten Forderung“, sieht aber auch in anderen Bereichen Handlungsbedarf.

„Eine Taskforce und die Aufstockung des Polizeipersonals reicht alleine nicht mehr aus“, sagt Koch. Stattdessen müsse etwas im Justizbereich getan werden. „Die Einbrecher werden oftmals wieder laufen gelassen“, so Koch. „Wenn solche Delikte nicht Grund genug sind, jemanden hinter Gitter zu bringen, läuft in unserem Rechtssystem irgendwas falsch.“

„Ermittlungen und Verfahren dauern zu lange“

FDP-Chef Wolfgang Kubicki sieht das ähnlich. „Die Ermittlungen und Verfahren dauern zu lange“, sagt er. Außerdem stört Kubicki, dass die Polizei ihre Prioritäten manchmal auf andere Dinge lege. „Statt einen Blitzermarathon durchzuführen, sollten lieber die Einbrecher im Fokus stehen“, so der FDP-Chef. „Die fängt man nämlich nur mit menschlicher Präsenz.“

Auch SPD-Landtagsabgeordneter Martin Habersaat hält es für richtig, künftig weitere Schritte einzuleiten, um die Einbruchskriminalität zu senken. Den Ruf der CDU nach einer landesweiten Taskforce erachtet er aber als übertrieben. „Eine solche Gruppe muss wissen, wo sie eingreifen muss“, sagt Habersaat. „Wo genau eingebrochen wird, kann aber vorher nicht gesagt werden.“ Der Politiker glaubt, dass die Einbruchskriminalität künftig zurückgehen werde, weil immer mehr Polizisten ausgebildet werden.

Wolfgang Kubicki sieht das anders. „Solche Ausbildungen dauern drei Jahre, das ist zu lange“, sagt er. Im polizeilichen Bereich gebe es einfach zu wenig Kapazitäten. „Wenn die Bürger das Gefühl haben, dass der Staat nicht einmal in der Lage ist, ihr Eigentum zu schützen, muss sich schleunigst etwas ändern“, so Kubicki.

Sechs Einbrüche in Bella Donna Haus – kein Einbrecher ermittelt

Dass sich etwas ändert – darauf hoffen auch die Leiterinnen des Oldesloer Bella Donna Hauses. In die ehrenamtlich geführte Einrichtung wurde alleine im vergangenen Jahr sechsmal eingebrochen. Besonders ärgerlich: Die Polizei konnte keinen der Einbrecher ermitteln. Denn die Verfahren werden regelmäßig eingestellt. „Im Juli wurde bei uns innerhalb von zwei Wochen dreimal eingebrochen“, sagt Astrid Lobreyer vom Verein, der das Bella Donna Haus betreibt. Das Gebäude ist ein Treffpunkt für Frauen. Ehrenamtlich werden hier Veranstaltungen organisiert und Beratungen angeboten.

Die Täter erbeuteten etwa 2000 Euro in bar. „Im Februar wurde hier sogar ein Tresor aus der Wand gerissen“, so Lobreyer. Der wurde wenig später aufgebrochen auf einem Feld bei Ben­staben gefunden. Innerhalb eines Jahres entstand der Einrichtung ein Sachschaden in Höhe von rund 20.000 Euro durch aufgehebelte Fenster und Türen. Geld, das eigentlich für die ehrenamtliche Arbeit benötigt wird.

Doch nicht nur die finanziellen Verluste machen den Frauen zu schaffen. Die Vereins-Aktiven und den Mietern ifühlen sich nicht mehr sicher. „Wir haben unsere Mieterinnen angewiesen, hier kein Bargeld mehr zu lagern“, sagt Dagmar Greiß aus dem Vorstand. Beim jüngsten Einbruch machten die Einbrecher keine Beute mehr. „Wir hoffen, dass sich irgendwann herumspricht, dass es hier nichts mehr zu holen gibt.“

Doch ganz darauf vertrauen will der Verein nicht. Fenster und Türen wurden bereits verstärkt, das Haus soll von einer Sicherheitsfirma mit einer Alarmanlage gesichert werden. Kosten: Etwa 10.000 Euro. Seit Langem setzt das Bella Donna Haus zur Finanzierung des Angebots auf sogenannte Leih- und Schenkgemeinschaften.

Einzelpersonen verpflichten sich über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Zahlung eines monatlichen Förderbeitrages, eine Bank zahlt der Einrichtung dann einen Kredit aus. Über diesen Weg hoffen die Frauen auf die Finanzierung neuer Sicherheitstechnik. Weitere Informationen gibt es unter der Adresse www.bella-donna-haus.de.