Reinbek/Trittau. Anhaltende Trockenheit erhöht Risiko von Wald- und Flächenbränden. Landwirte fürchten um Ernte. Das sagen Förster und Feuerwehrleute.
Ein langer und heißer Sommer 2018, auf den ein Winter mit kaum Regen folgte: Genau diese Konstellation sorgt derzeit für trockene Böden in weiten Teilen Stormarns und bereitet Bauern sowie Förstern Sorge. Auch die Feuerwehren sind in erhöhter Alarmbereitschaft – es drohen Wald- und Flächenbrände. Landwirte müssen erneut mit Ernteeinbußen rechnen.
Bleibt starker Regen aus, droht Dürresommer
„Ein paar verregnete Tage werden auch nichts an der Situation ändern“, erklärt Udo Busch, Leiter der Agrarmeteorologie beim Deutschen Wetterdienst. „Es müsste jetzt ein verregneter Mai folgen, damit die Wasserspeicher im Boden wieder aufgefüllt sind.“ Udo Busch schätzt den Füllungsgrad des Boden derzeit im Schnitt auf 60 Prozent, in Thüringen und Sachsen-Anhalt sogar auf nur 30 Prozent.
Ob der kommende Monat durchweg regnerisch wird oder erneut ein „Sahara-Sommer“ folgt, könne derzeit kein Wetterexperte zuverlässig prognostizieren. Nur: Sollte es in den kommenden Monaten nicht ergiebig regnen, droht ein Dürresommer. „Dafür reicht dann schon ein ganz normaler deutscher Sommer“, betont Busch.
Förster: Junge Bäume könnten absterben
Dies hätte insbesondere auf die Pflanzen enorme Auswirkungen, was derzeit auch die Bauern in Stormarn zu spüren bekommen. Weil die Wurzeln der Getreidepflanzen recht kurz sind, kommen sie schlechter an die letzten Wasservorräte. „Zudem fehlte der Regen, der Nährstoffe in den Boden spült“, erklärt Friedrich Klose, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes. „Einen ergiebigen Regen hatten wir zuletzt im März.“ Weil nicht jeder Landwirt einen Tiefenbrunnen habe und eine dauerhafte Bewässerung unwirtschaftlich sei, „müssen wir jetzt auf den Wettergott setzen“, so Friedrich Klose, der jedoch bereits jetzt mit Ernteeinbußen rechnet. „Es wäre für uns das dritte Jahr in Folge.“
Doch nicht nur Nutzpflanzen sind von der Trockenheit betroffen. „Auch die Bäume brauchen jetzt dringend Wasser“, sagt Förster Dirk Prigge, in dessen Zuständigkeit die Hahnheide in Trittau fällt. Besonders junge Laubbäume, deren Wurzeln nicht tief genug in die Erde reichen, könnten absterben. Sorgen um die Standfestigkeit der Bäume bräuchten sich die Menschen aber nicht zu machen.
Schädlinge stellen Gefahr für Bäume dar
Das wohl größte Problem seien Schädlinge. So sind Fichten wegen des Wassermangels derzeit besonders anfällig für Borkenkäfer. „Gesunde Bäume können derzeit keinen Harz bilden und die Käfer so abwehren“, erklärt Prigge. Der Förster rechnet damit, dass in wenigen Wochen, Mitte Mai, die ersten Borkenkäfer wieder aktiv werden und durch die Wälder fliegen. Um die Zahl der Schädlinge möglichst gering zu halten, „haben wir alle Bäume, die im vergangenen Jahr befallen waren, entfernt“. Dennoch gebe es noch reichlich Käfer und Larven im Waldboden, die bald schlüpfen und sich dann in die Bast, das lebende Gewebe unter der Borke der Bäume, bohren.
Die Schädlinge sind aber nicht die einzige Gefahr für die Fichten. „Für alle Nadelwälder in Stormarn herrscht derzeit eine hohe Waldbrandgefahr“, sagt Prigge. Auf den Böden dieser Wälder befinden sich leicht entflammbare Waldgräser. „Hinzu kommt, dass es noch viele trockene Altgräser gibt. Nadelstreu verschärft die Waldbrandgefahr zusätzlich.“ In den vergangenen Tagen waren bereits in Wesenberg und Tangstedt Flächenbrände entstanden. Genauso wie in den an Stormarn angrenzenden Naturschutzgebieten Höltigbaum und Boberg.
Unterirdische Feuer sind schwer zu bekämpfen
Waldbrände stellen die Feuerwehren dabei vor Probleme. Trocknen auch die Moore aus und gerät der Torf in Brand, breitet sich das Feuer unterirdisch aus. Die Feuerwehr hat dann kaum eine Möglichkeit, dies unter Kontrolle zu bekommen. Zudem braucht sie sehr viel Wasser. „In der Hahnheide gibt es zwei Löschteiche, an die wir rankommen“, sagt Trittaus Gemeindewehrführer Fabian Woggan. „Das Wasservolumen darin hat aber deutlich abgenommen“, so der freiwillige Helfer, der sich erinnert, dass vor rund drei Jahren die Teiche noch gut gefüllt waren.
Kommt es zu einem Waldbrand, müssen die Helfer mehr Wasser zum Einsatzort transportieren. Woggan, der auch Mitglied des Feuerwehr-Flugdienstes Segeberg-Stormarn ist, hat dafür zahlreiche Maßnahmen aus dem Konzept übernommen, das für Brände im Segeberger Forst erarbeitet wurde.
„Wir könnten Wasserbassins aufbauen. Eine weitere Option ist, per Flugzeug zu beobachten, in welche Richtung sich das Feuer ausbreitet“, so der Gemeindewehrführer. Auch die Landwirte könnten dabei helfen, ausreichend Wasser zum Einsatzort zu schaffen. „Viele haben große Gülletanks.“
Reinbeker Feuerwehr für Thema Waldbrand sensibilisiert
Ein Vorteil der Hahnheide sei, dass die Feuerwehr mit ihren Fahrzeugen die Wege befahren könne. Auch in Reinbek sieht der Gemeindewehrführer diesen Vorteil. „Wir haben hier Wirtschaftswälder und kommen somit überall gut hin“, sagt Oliver Selke, der derzeit seine Kameraden erneut für das Thema Waldbrand sensibilisiert. „Im September haben wir eine Großübung bei den Oher Tannen gemacht. Dort wurde ein Waldbrand simuliert“, so Selke. Die erste Brandschutzbereitschaft des Kreises, die aus 30 Feuerwehren besteht, hat dabei den Ernstfall trainiert.
Damit es aber nicht zu einem solchen Ernstfall kommt, appelliert Förster Dirk Prigge an alle, aufzupassen. „Das heißt: kein Lagerfeuer im Wald und auch keine heiße Grillkohle im Wald liegenlassen. Zudem sollten keine Autos über trockenen Gräsern abgestellt werden“, sagt Prigge und fügt hinzu: „Unachtsamkeit ist die größte Gefahr.“