Ahrensburg. Einstimmiger Beschluss für Ausbau der Strecke nach Ahrensburg. Neue Gleise an A 1 werden nicht noch mal geprüft.

Für die Stormarner Abgeordneten ist der diese Woche gefällte einstimmige Beschluss des Landtags zum Bau der S 4 zwischen Hamburg und Bad Oldesloe parallel zur bestehenden Bahnstrecke ein richtungweisendes Signal. „Irgendwann muss man zu einer Trasse stehen, einen eingeschlagenen Weg gehen“, sagt Lukas Kilian (CDU) aus Glinde. Die Alternativplanung an der Autobahn 1 ohne Störung von Anwohnern sei ein Traumschloss. „Die Jamaika-Koalition ist sich einig, dass in dieses Traumschloss nicht eingezogen wird“, so Kilian weiter.

Der Ahrensburger Tobias von Pein (SPD) ergänzt, dass Forderungen nach einer Trassenalternative den zügigen Ausbau der bestehenden Strecke gefährden. „Die Fahrgastzahlen auf der Strecke nehmen immer mehr zu“, sagt er. „Zudem sind die häufigen Zugausfälle und die Verspätungen eine Zumutung für die Bürger.“ Der Ausbau mit zwei zusätzlichen Gleisen von Hamburg-Hasselbrook bis Ahrensburg (17 Kilometer) und einem Extragleis bis Gartenholz (drei Kilometer) entwirre den Mischbetrieb aus Fern- und Nahverkehr. „Dies führt zu einer Verringerung von Verspätungen und Zugausfällen.“

Auslöser der erneuten Debatte war ein Gutachten der „Bürgerinitiative an der Bahnstrecke Hamburg-Lübeck“ mit Sitz in Hamburg-Rahlstedt. Die befürchtet mit dem Fehmarnbelttunnel täglich 120 vorbeifahrende Güterzüge mit bis zu 835 Meter Länge. Die seien ebenso wie Fernzüge auf einer neuen Route an der A 1 besser aufgehoben.

Wohngebiete in Barsbüttel und Großhansdorf wären betroffen

Geplante S-4-Trasse (schwarz) und verworfene Alternative (rot).
Geplante S-4-Trasse (schwarz) und verworfene Alternative (rot). © HA Infografik | Frank Hasse

Bei einer Veranstaltung der Initiative im Februar sagte der Grünen-Landtagsabgeordnete Andreas Tietze – selbst Mitglied der Kieler Regierungskoalition mit CDU und FDP: „Eine alternative Trassenführung muss ernsthaft geprüft werden. Wer das verweigert, wird scheitern.“ Nun gestand er ein, damit nicht nur Ärger in der Koalition und bei der SPD ausgelöst zu haben, sondern auch in seiner eigenen Partei.

Die Forderung seiner Bundestagskollegin Ingrid Nestle, dass die Bundesregierung alternative Trassenverläufe so schnell wie möglich prüfen solle, verschärfte die Lage. Jetzt hört sich das anders an. Andreas Tietze bekräftigt, den zeitnahen Bau der S 4 ohne Verzögerung zu wollen. „Wir bekennen uns zur derzeit in Planung befindlichen Trasse, die nach Prüfung verschiedener Trassen als Vorzugsvariante ermittelt wurde“, sagt er. Angesichts der Klimakrise wolle man einen besseren Nahverkehr und Menschen vom Auto auf die Bahn bringen. „Dazu ist die S 4 eines unserer wichtigsten Infrastrukturprojekte.“ An die Bürgerinitiative appellierte Tietze dringend, im Sinne der Verkehrswende auf eine angedrohte Klage zu verzichten.

Lärmschutz wird noch diskutiert

Landeswirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), als Ahrensburger ganz dicht am Thema, erläuterte, dass Streckenalternativen sehr wohl geprüft, aber verworfen worden seien. Diese Textpassage findet sich auch im einstimmigen Beschluss wieder: „Der Landtag bekennt sich dabei zur derzeit in Planung befindlichen Trasse, die nach Prüfung verschiedener Trassen als Vorzugsvariante ermittelt wurde (…).“

Der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian geht auch auf die Argumentation der Initiative ein, dass Schienen an der Autobahn keinen stören würden, weil dort niemand wohne. „Das klingt schön. Wie so oft werden dabei aber unliebsame Gegenargumente weggelassen“, sagt er. In Barsbüttel und Großhansdorf wären Wohngebiete direkt betroffen.

Entsprechend zufrieden mit dem Landtagsvotum ist Joachim Germer, Grünen-Fraktionschef in Barsbüttel und Kreistagsabgeordneter. „Gleise an der an der A 1 wären keine Alternative, sondern der komplette Neubau einer Hochgeschwindigkeitsstrecke“, sagt er.

Wie alle anderen will der SPD-Abgeordnete Tobias von Pein nun vor allem über effizienten Lärmschutz diskutieren. „Insbesondere in Hinblick auf die erhöhte Belastung durch den Fern- und Güterverkehr müssen wir sicherstellen, dass die Lebensqualität der Menschen vor Ort gewahrt bleibt und verbessert wird.“