Ahrensburg. Stormarn wird sicherer, wie die neueste Kriminalstatistik belegt. Doch gewalttätige Übergriffe im öffentlichen Raum nehmen deutlich zu.
Stormarn wird immer sicherer. „Und darüber sind wir natürlich besonders froh“, sagte Kripo-Chef Hans-Jürgen Köhnke am Freitag bei der Vorstellung der Kriminalstatistik 2018 für den Kreis. Während in Schleswig-Holstein die Zahl der Straftaten im vergangenen Jahr um 1,1 Prozent auf 186.894 Taten gesunken ist, registrierte die Stormarner Polizei einen Rückgang von 7,1 Prozent. 2018 wurden bei der Polizei 12.585 Straftaten angezeigt. Im Vorjahr waren es 964 Fälle mehr.
Köhnke betont, dass dies nicht nur eine positive Entwicklung innerhalb von zwei Jahren sei. „Wir beobachten seit Jahren einen Rückgang.“ So registrierten die Beamten vor zehn Jahren 15.876 Straftaten (2009) im Kreis, 2013 lag der Wert noch bei 13.494 Taten. Mit dem Rückgang der Kriminalität ist auch der wirtschaftliche Schaden geringer. Dieser wird von der Polizei für das Jahr 2018 auf rund 22,1 Millionen Euro beziffert. 2017 richteten Kriminelle in Stormarn einen Schaden von 26,8 Millionen Euro an, 4,7 Millionen Euro mehr.
Stormarn gibt bei der Zahl der Einbrüche Spitzenposition ab
Der Rückgang der Straftaten und des Schadens ist unter anderem auf einen Rückgang der Einbruchszahlen zurückzuführen. So sind im im vergangenen Jahr 565 Taten bei der Polizei angezeigt worden. 2017 waren es 675 Einbrüche, 110 mehr. „Unser Konzept gegen die Einbruchskriminalität ist ein Erfolg“, sagt die stellvertretende Kripo-Chefin Stefanie Bluhm. Neben gezielten Kontrollen und mehr Zivilstreifen ist die Zusammenarbeit mit den Hamburger Kollegen verstärkt worden. So würden Informationen gezielter und schneller ausgetauscht.
Auch eine professionelle Tatortarbeit ist eine Säule im Kampf gegen die Einbrecher. In Ahrensburg und Reinbek gibt es je eine Gruppe, die sich ausschließlich mit Einbruchstaten beschäftigt. Die Spezialkräfte sichern am Tatort Spuren und werten diese aus. So konnten zuletzt Einbrecher anhand von DNA-Spuren überführt werden. Dennoch bleibt die Aufklärungsquote gering. 2018 lag sie bei 9,0 Prozent, 2017 bei 10,8 Prozent. Dies liege zum einen daran, dass oft nur wenige Hinweise auf die Täter vorliegen. Insbesondere bei Versuchstaten, die ebenfalls in die Statistik einfließen. In 44,3 Prozent der 565 Taten ließen die Einbrecher von ihrem Vorhaben ab. 2017 waren 43,6 Prozent Versuchstaten.
„Wir können somit erkennen, dass sich die Menschen besser vor Einbrechern schützen“, sagt Bluhm und sieht auch dies als Erfolg des Polizeikonzeptes, das auch die Prävention beinhaltet. Beamte informieren gemeinsam mit Fachfirmen, wie sich Menschen schützen können. „Eine Dunkelfeldstudie hat ergeben, dass die Zahl der versuchten Einbrüche deutlich höher sein müsste. Demnach werden nur 47 Prozent bei uns angezeigt“, sagt Bluhm und fordert die Menschen auf, auch diese Taten der Polizei zu melden. „Für uns sind das wichtige Informationen. Wir erfahren so, wo und wann Einbrecher unterwegs sind“, sagt die Kriminalbeamtin. Sie und ihre Kollegen werden auch weiterhin an ihrem Erfolgskonzept festhalten, mit dem Stormarn nach vielen Jahren die traurige Spitzenposition im landesweiten Vergleich abgeben konnte. Stormarn landet hinter den Kreisen Pinneberg mit 775 Einbruchstaten (2017: 569) und Segeberg mit 577 Taten (460) nun auf Platz drei.
143 Autos wurden 2018 in Stormarn gestohlen
Auch bei Autodiebstählen verzeichnet die Polizei einen deutlichen Rückgang. Während 2017 noch 215 Taten angezeigt wurden, waren es im vergangenen Jahr 143 Autodiebstähle. Damit ist auch der Schaden deutlich gesunken. 2017 haben Diebe Autos im Wert von 6,8 Millionen Euro gestohlen, 2018 lag der Schaden bei 3,3 Millionen Euro. „2017 wurden ein Drittel aller in Schleswig-Holstein gestohlenen Autos in Stormarn entwendet“, sagt Kripochef Hans-Jürgen Köhnke. 2018 haben Kriminelle in Schleswig-Holstein nur noch jedes vierte Auto in Stormarn gestohlen. Bluhm erklärt den dennoch hohen Anteil so: „Die Kaufkraft ist in Stormarn sehr hoch und Täter suchen sich die Regionen aus, wo es etwas zu holen gibt.“
Ermittler klären Serie von Überfällen auf Tankstellen auf
Den größten Rückgang (41,3 Prozent) verzeichnet die Polizei hingegen bei Raubtaten. Während 2017 mit 104 Taten statistisch jede Woche zwei Raubüberfälle der Polizei gemeldet wurden, registrierten die Beamten im Folgejahr 61 Taten. Rein rechnerisch wurde damit an jedem sechsten Tag ein Raub verübt. „Ein Grund für den Rückgang könnte die Festnahme von sechs Tätern sein, die für eine Serie von Raubüberfällen auf Tankstellen in Stormarn verantwortlich waren“, sagt Bluhm. Ein Richter hat die Täter inzwischen zu Haftstrafen zwischen zwei und knapp neun Jahren verurteilt.
Mehr gefährliche und schwere Körperverletzungen im Kreis
Neben den positiven Nachrichten aus der Statistik gibt es auch weniger erfreuliche Entwicklungen in Stormarn. So ist die Zahl der gefährlichen und schweren Körperverletzungen 2018 im Vergleich zu 2017 um 25 Taten auf 250 Fälle gestiegen. Dies ist zwar kein besonders hoher Anstieg. Betrachtet man hingegen die Zahl genauer, ist eine erschreckende Entwicklung abzulesen.
Auf öffentlichen Plätzen, Wegen und Straßen sind Angriffe, bei denen die Opfer erhebliche Verletzungen erlitten haben, um 50,5 Prozent gestiegen. Während 2017 bei der Polizei 91 schwere und gefährliche Taten angezeigt wurden, waren es im vergangen Jahr 137. Einen Schwerpunkt im Kreis gebe es dabei nicht. 2017 zählte beispielsweise die Oldesloer Polizei sieben solcher Gewalttaten, 2018 waren es mit 19 fast dreimal so viele. Hans-Jürgen Köhnke: „In Ahrensburg stieg die Zahl von 23 auf 30 Taten, in Reinbek von vier auf zwölf.“
Polizei leitete gegen 4777 Täter Ermittlungsverfahren ein
Die Aufklärungsquote ist bei gefährlichen und schweren Körperverletzungen mit 84 Prozent recht hoch. Allgemein liegt die Quote in Stormarn bei 47,8 Prozent (2017: 44,7). 4777 Tatverdächtige konnte die Polizei 2018 ermitteln. Mehr als ein Viertel (26,6 Prozent) waren Ausländer. Insbesondere bei den festgenommen Einbrechern ist der Anteil mit 72,3 Prozent sehr hoch. „Damit wird unsere These bestätigt, dass wir es mit international agierenden Banden zu tun haben“, sagt Köhnke, der allgemein den hohen Anteil von Ausländern bei den Tätern auch auf das Anzeigeverhalten zurückführt. „Eine Studie des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen belegt, dass Ausländer eher nach Straftaten angezeigt werden, als deutsche Täter.“