Reinbek. SPD will Anlage der Abfallwirtschaft Südholstein verlagern und damit Verkehrsprobleme lösen.

„Wir können die Anwohner nicht hängen lassen und müssen zudem an die Sicherheit der Kinder denken.“ Das sagt Reinbeks SPD-Fraktionsvorsitzender Volker Müller über die Situation an der Glinder Straße im Stadtteil Schönningstedt. Nur auf diesem Weg gelangen Autos zum Recyclinghof und wieder zurück. An Sonnabenden bilden sich oft Schlangen, werden Einfahrten blockiert. Darüber regen sich Betroffene seit Jahren auf.

Die Politik hat viel beraten – geschehen ist jedoch nichts. Das wollen die Sozialdemokraten ändern und die Anlage der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) auf die andere Seite der Sachsenwaldstraße verlagern: auf das Areal der früheren Stadtgärtnerei an der Carl-Zeiss-Straße. Ein entsprechender Antrag liegt im Bau- und Planungsausschuss am kommenden Dienstag zur Abstimmung vor. Er sieht vor, dass Bürgermeister Björn Warmer mit der Planung beginnt.

Anlage zählt bis zu 1000 Kunden am Tag

Das von der SPD favorisierte Gebiet gehört der Stadt und war schon 2015 Gegenstand von Gesprächen. Die AWSH wäre zu einer Umsiedlung bereit gewesen. Dem Vorhaben erteilte die Politik eine Absage. Später erhielt die Verwaltung einen Prüfauftrag für diverse Standorte – die meisten fielen durch. „Die ehemalige Stadtgärtnerei ist jedoch geeignet. Das Gelände hat den Vorteil, dass die Zuwegung nur durchs Gewerbegebiet läuft. Und wenn am Wochenende Ansturm auf den Recyclinghof herrscht, ist da ansonsten nichts los“, sagt Bauamtsleiter Sven Noetzel.

Dieses Argument führt auch Sozialdemokrat Müller an und fügt hinzu: „Die Fläche ist von allen Seiten gut erreichbar, wir benötigen jetzt zügig eine Lösung.“ CDU-Fraktionschef Patrick Ziebke sagt, seine Partei lege den Fokus auf den jetzigen Standort. „Wir sollten schauen, ob wir eine Anbindung über das Gewerbegebiet Haidland hinbekommen. Das Areal Stadtgärtnerei ist für uns aber nicht ausgeschlossen.“ Wichtig sei, dass die AWSH der Stadt erhalten bleibe. Die Christdemokraten werden sich zu dem Thema vor der Sitzung noch einmal besprechen. Das kommunale Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Elmenhorst betreibt 13 Recyclinghöfe in den Kreisen Stormarn und Herzogtum Lauenburg. Jener in Reinbek ist mit bis zu 1000 Nutzern am Tag der höchst frequentierte.

Forum 21 plädiert für Verbleib an Glinder Straße

Marc-André Wieglow arbeitet auf dem Recyclinghof in Reinbek.
Marc-André Wieglow arbeitet auf dem Recyclinghof in Reinbek. © Eileen Meinke

Antreiber für eine Prüfung der Haidland-Anbindung ist die FDP. Sie kam damit in den Gremien aber nicht durch. Über den Vorschlag der Sozialdemokraten sagt Fraktionschef Bernd Uwe Rasch: „Ich halte das für eine Beschäftigungstherapie für die Verwaltung.“ Die Wählergemeinschaft Forum 21 plädiert ebenfalls für einen Verbleib an der Glinder Straße. Die Stadtverordnete Heidrun Tacke: „Kurzfristig muss auf dem Recyclinghof mehr Platz für wartende Fahrzeuge geschaffen werden, langfristig ist die Anbindung über ein erweitertes Gewerbegebiet Haidland eine Lösung.“

Die Grünen halten an einer neuen Straße über Ackerland auf der westlichen Seite der Anlage fest – als direkte Verbindung zur Sachsenwaldstraße. Eine Bauvoranfrage hatte die AWSH bereits gestellt. Der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) lehnte ab. Fraktionschef Günther Herder-Alpen hofft noch auf Hilfe der Stormarner Landtagsabgeordneten Lukas Kilian (CDU) und Martin Habersaat (SPD). Beide wollten laut Björn Warmer das zuständige Ministerium kontaktieren. „Eine Rückmeldung gab es noch nicht“, so der Bürgermeister.

Der Neubau ist schon lange geplant

Der fraktionslose Stadtverordnete Klaus-Peter Puls sagt, so wie jetzt könne es an der Glinder Straße jedenfalls nicht weitergehen. Durch die von Lastwagen ausgehenden Erschütterungen haben sich in Häusern von Anwohnern Setzrisse in den Wänden gebildet.

Die AWSH plant in Reinbek seit Langem den Neubau eines Recyclinghofs, unabhängig von einem Umzug. Das Projekt wird aber nur umgesetzt, wenn sie einen langfristigen Pachtvertrag hat oder ein Grundstück erwirbt. Den jetzigen Kontrakt für das Gelände kann die Stadt als Eigner nach fünf Jahren kündigen.