Grosshansdorf. Die Friedrich-Junge-Schule hat landesweit die meisten Oberstufenkooperationen. Schüler können nach Abschluss aus 15 Profilen wählen.

Gemeinsam lernen und zur Oberstufe die Auswahl zwischen 15 unterschiedlichen Profilen haben. Das geht an der Friedrich-Junge-Schule. Die Großhansdorfer Gemeinschaftsschule macht aus einem vermeintlichen Manko eine Tugend: Obwohl sie selbst keine eigene Oberstufe anbietet, können ihre Schüler nach Abschluss der zehnten Klasse frei aus einem Spektrum von vier andersartigen Lehranstalten wählen – vom klassischen bis zum beruflichen Gymnasium mit jeweils verschiedenen Vertiefungsmöglichkeiten. Eine solche Vielfalt bietet keine andere Schule in Schleswig-Holstein. Voraussetzung ist eine entsprechende Versetzungsberechtigung. Hinzu kommen noch Kurse für besonders begabte Jungen und Mädchen.

2009 wechselte damalige Realschule auf neues Modell

Schulleiterin Sabina Cambeis (l.) und Stufenleiterin Claudia Nagel-Johannsen auf dem Schulhof.
Schulleiterin Sabina Cambeis (l.) und Stufenleiterin Claudia Nagel-Johannsen auf dem Schulhof. © Marc R. Hofmann

Schulleiterin Sabina Cambeis sagt: „Die Möglichkeit, sich im eigenen Tempo zu entwickeln, macht die Gemeinschaftsschule aus.“ Es sei eine Chance, gerade für Schüler, die nach der Grundschule noch keine Empfehlung für das Gymnasium erhalten hätten.

Im Jahr 2009 wechselte die damalige Realschule unter Cambeis’ Leitung auf das neue Modell, bereitet Schüler seither auf den ersten allgemeinbildenden, den mittleren Schulabschluss und das Abitur vor. Mehr als 50 Prozent eines Jahrgangs wechseln im Anschluss in eine Oberstufe ihrer Wahl. Cambeis sieht in der Schulform viel Potenzial – und das auch in Zeiten, in denen die Landesregierung in Kiel aus CDU, Grünen und FDP auch an den Gymnasien wieder das Abitur nach 13 Jahren vorsieht. Was bleibt, sind jedoch Berichtszeugnisse in der fünften und sechsten Klasse statt Noten. „Dafür hat sich die Schulkonferenz ausgesprochen“, sagt die Rektorin zum Abendblatt.

„Drehtür“ heißt die schuleigene Begabtenförderung

Wichtig ist der Lehranstalt, die im vergangenen Jahr bei dem Wettbewerb um die „Schule des Jahres“ den zweiten Platz im Land belegt hat und für ihre gute Berufsvorbereitung ausgezeichnet wurde, auch leistungsstarken Schülern einen Mehrwert zu bieten. Cambeis sagt: „Auf Empfehlung des Klassenlehrers können Schüler am Enrichment-Programm teilnehmen.“ Aufgelegt vom Land, bieten mehrere Schulen zusammen außerhalb der Unterrichtszeiten zusätzliche Kurse an. „Das ergänzen wir noch durch unser eigenes Drehtür-Modell.“ Besonders begabte und motivierte Schüler verlassen dafür einmal wöchentlich den regulären Unterricht und beschäftigen sich klassenübergreifend mit dem Programmieren oder der Erstellung einer Online-Schülerzeitung.

So auch Alex Mast aus Hoisdorf. Der 13-Jährige arbeitet gern mit dem Computer, sagt: „Ich würde am liebsten Programmierer werden.“ Die ersten Schritte dazu hat er bereits getan, besucht den Fortgeschrittenenkurs im Programmieren. Der stellvertretende Schulleiter Dirk Jenßen erklärt: „Wir programmieren mit Python, einer Programmiersprache, die frei verfügbar ist und mit der sich sichtbare Ergebnisse produzieren lassen.“ Im Computerraum zeigt Mitschüler Jannik Wiest (14) eine tickende analoge Uhr, deren Zeiger sanft über das Zifferblatt gleiten. „Das ist der schwierigste Teil,“ sagt der Achtklässler sichtlich stolz.

Ein weiteres Drehtür-Projekt ist die Schülerzeitung. Ganz im Zeichen der Zeit erscheint sie mittlerweile als Blog im Internet unter der Adresse www.der-fjs-blog.jimdosite.com. Lehrerin Denise Flügel sagt: „Das finden wir zeitgemäßer als eine gedruckte Schülerzeitung.“ Mit dabei ist auch die 14-jährige Marie Advent. Sie wollte unbedingt schreiben. „Über alles, was an unserer Schule los ist.“ Beim Abendblatt-Besuch verfasst sie gerade einen Bericht über den Lauftag an der Schule, Mitschüler Kasimir Behnke (16) kümmert sich vor allem um die technische Seite des Projekts. Ob er später auch gern im Journalismus arbeiten würde? „Da bin ich mir noch nicht sicher“, sagt er.

Roberta-Klasse vermittelt Programmierkenntnisse

Speziell – aber nicht nur – an Mädchen richtet sich die Roberta-Klasse von Sabrina Bartz. Im für alle Schüler ab der siebten Klasse zugänglichen Wahlpflichtunterricht lernen sie in diesem Kurs, einen Roboter so zu programmieren, dass er zum Beispiel Lego-Steine nach ihrer Farbe sortieren kann. Lea Sass aus der zehnten Klasse sagt: „Meine Freunde und meine Eltern finden es cool, dass ich programmieren kann.“ Obwohl sie manchmal gefragt werde, warum sie das mache und nicht Ballett. Dabei sei das genau „ihr Ding“. So wie die Friedrich-Junge-Schule, auf der sich die 15-Jährige sehr gut aufgehoben fühlt.