Bad Oldesloe . Kreis will Handlungstipps geben. Einige Städte und Gemeinden sind gut gewappnet – Ahrensburg und Reinbek nicht. Bargteheide schweigt.
Die Heizung fällt aus, das Licht geht nicht mehr an, und das Telefon funktioniert auch nicht mehr – bei einem Stromausfall scheint von einer Sekunde auf die andere das Leben nahezu stillzustehen. Während kurzzeitige Unterbrechungen oft keine gravierenden Auswirkungen haben, ist ein stunden- oder gar tagelanger Blackout jedoch eine Gefahr für die öffentliche Sicherheit. Und das Thema gewinnt durch die aktuelle Debatte um Cyberattacken an Bedeutung.
Erst im Mai 2018 verdeutlichte ein Stromausfall für die Dauer von mehr als vier Stunden in Lübeck, wie das öffentliche Leben in solch einem Fall zusammenbrechen kann. Geschäfte mussten schließen, weil die Kassen Strom brauchen. An Tankstellen gab es keinen Sprit, da die Pumpen in den Zapfsäulen ebenfalls nur mit Strom funktionieren. Zwar haben viele Einrichtungen Notstromaggregate, doch diese können nur eine gewisse Zeit überbrücken. So fielen in Lübeck nach gut zwei Stunden die ersten Mobilfunkmasten aus, sodass auch mit dem Handy nicht mehr telefoniert werden konnte – selbst bei der Polizei herrschte Funkstille. Der Digitalfunk war ausgefallen.
Einige Kommunen haben noch kein Konzept
Es ist ein Szenario, das sich überall abspielen kann. Doch wie gut sind Stormarns Städte und Gemeinden auf den Erstfall vorbereitet? Darüber will sich der Kreis am 6. März einen Überblick verschaffen und hat Vertreter aller Kommunen zu einem Treffen eingeladen. „Wir werden den Verantwortlichen Handlungsmöglichkeiten im Fall eines Stromausfalls vorstellen“, sagt Andreas Rehberg, Fachbereichsleiter für Sicherheit und Gefahrenabwehr bei der Kreisverwaltung in Bad Oldesloe, und fügt hinzu: „Der Kreis ist zuständig, wenn der Landrat den Katastrophenalarm ausruft.“ Dies wäre beispielsweise der Fall, wenn mehrere Kommunen betroffen sind oder es sich um einen länger andauernden Notstand handelt.
Deswegen haben einige Städte und Gemeinden bereits in den vergangenen Jahren erste Vorsorgemaßnahmen getroffen oder planen welche. Andere haben hingegen noch kein Konzept. In Oststeinbek plant die Verwaltung derzeit diverse Maßnahmen, um die Bürger im Notfall zu schützen. Insbesondere die Überschwemmungen nach dem Starkregen im Mai 2018 haben das bewirkt. „Auch da hatten wir wegen des Hochwassers in einigen Teilen Stromausfälle“, sagt Bürgermeister Jürgen Hettwer. Die Gemeinde habe sich Gedanken gemacht, wo Menschen, die plötzlich obdachlos sind oder Hilfe brauchen, Zuflucht finden.
Oststeinbeker Politik plant Kauf von Notstromaggregaten
Anlaufpunkte könnten das Rathaus, der Bürgersaal und die Feuerwehr oder das Sportforum sein. 50.000 Euro hat Oststeinbek im Haushalt für die Sicherstellung der Energieversorgung im Katastrophenfall eingeplant. Mit dem Geld will sie Notstromaggregate kaufen und die Gebäude mit einem entsprechenden Anschluss ausstatten. Auch der Kauf von Dieseltanks ist geplant. „Wir haben an zwei Treibstofftanks á 1000 Liter gedacht, die auf dem Bauhof stehen sollen“, erklärt der Bürgermeister. „Eine weitere Überlegung ist, 20 Feldbetten zu kaufen, die wir bei der Feuerwehr deponieren.“
Die Stadt Glinde hat bereits vor einigen Jahren angefangen, Vorkehrungen für einen Blackout zu treffen. „Initiiert hat dies unser Gemeindewehrführer Michael Weidemann, der auf mich zugekommen ist“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. So sei das neue Feuerwehrgerätehaus gleich so gebaut worden, dass es auch autark mit Strom versorgt werden kann. „Zudem haben wir mit der Team-Tankstelle einen Kooperationsvertrag geschlossen.“ Die Zapfsäulen seien so konstruiert, dass die Feuerwehr trotz Stromausfalls mit speziellen Pumpen Diesel zapfen könne. Zudem habe die Stadt keimfreie Wasserentnahmestellen geschaffen.
Auch in Barsbüttel macht sich die Verwaltung Gedanken
„Aktuell arbeiten wir daran, das Schulzentrum und die Sporthalle unabhängig von der Stromversorgung zu machen“, erklärt Zug und fügt hinzu: „Wir brauchen Anlaufstellen, zu denen Menschen kommen können, wenn es zum Beispiel bei minus zehn Grad zu einem Stromausfall kommt.“ Auch das Rathaus solle im Notfall über ein Notstromaggregat betrieben werden.
Auch in Barsbüttel haben sich die Verantwortlichen in der Verwaltung Gedanken gemacht. So sind alle vier Feuerwehrwachen mit Notstromanschlüssen ausgestattet. Auch das Rathaus, das derzeit saniert wird, soll einen solchen Einspeisepunkt bekommen. „Ein Brunnen auf gemeindeeigenem Gelände, der über eine gute Grundwasserqualität verfügt, wurde mit einem Notstromanschluss versehen“, sagt Anke Stiefenhofer, die als Fachbereichsleiterin für den Zivilschutz verantwortlich ist. Zudem hat die Gemeinde mit Glinde Vereinbarungen über die Dieselversorgung getroffen. Auch hat Barsbüttel Notstromaggregate. „Über die Anschaffung weiterer Generatoren wird beraten“, so Stiefenhofer.
Drei größten Stormarner Städte sind schlecht gewappnet
Weniger gut für den Erstfall gewappnet sind hingegen die drei größten Städte im Kreis. „Wir müssen an dieses Thema ganz dringend ran“, sagt Jenny Laue vom Ordnungsamt in Reinbek. Ein Notfallplan bei einem Stormausfall habe die Stadt nicht, genauso wenig wie das nötige Equipment. Ahrensburg hat zwar einen sogenannten Alarmplan, in dem allgemein öffentliche Sammelpunkte bestimmt sind, „Blackoutmaßnahmen sind dort nicht erfasst“, sagt Rathaussprecherin Imke Bär. „Wir werden die Besprechung beim Kreis abwarten und dann sehen, ob wir was machen müssen.“ Die Stadt Bad Oldesloe konnte auf Abendblatt-Anfrage nicht sagen, ob es Vorkehrungen bei einem Stromausfall gibt. Grund: Der zuständige Mitarbeiter sei einige Tage nicht im Haus. Die Stadt Bargteheide ließ die Frage über Sicherheitsvorkehrungen zum Schutz der Menschen unbeantwortet.