Glinde. Pendler und Unternehmer müssen wegen der aufwendigen Sanierung bei Glinde Umwege in Kauf nehmen. Das sorgt für Verärgerung.
In etwas mehr als sechs Wochen beginnt auf Glindes Straßen der Ausnahmezustand. Pünktlich am 1. April soll der zweite Bauabschnitt der Sanierung der Möllner Landstraße (L 94) in Angriff genommen werden. Diesen Termin bestätigte der Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr Schleswig-Holstein (LBV) jetzt bei einer Infoveranstaltung im Forum der Sönke-Nissen-Schule. Dorthin waren rund 350 Menschen gekommen, um sich die detaillierten Pläne anzuhören, Fragen zu stellen und auch Anregungen zu geben. Dabei ging es heiß her.
Vor allem als Andreas Treumann vom LBV erklärte, dass der Baubeginn zwar feststehe, aber bislang kein Auftrag an eine Baufirma vergeben sei, ging ein Raunen durch das Forum. Treumann zeigte sich betont zuversichtlich, dass rechtzeitig eine Firma gefunden werden kann, die den Auftrag im Wert von 2,5 bis drei Millionen Euro ausführen wird: „Beim LBV sind wir uns da sehr, sehr sicher.“
Sanierungsbedarf ist unstrittig
Genau so sicher – und da gab es wohl keinen Zweifel unter den Zuhörern – ist, dass die Möllner Landstraße tatsächlich saniert werden muss. Die Straße, auf der in der Spitze täglich rund 17.000 Fahrzeuge unterwegs sind, zeige an vielen Stellen Auflöseerscheinungen. Kanten seien abgebrochen, Belagschichten nicht mehr richtig miteinander verbunden.
Die Arbeiten an der L 94 werden ab April in drei Abschnitten von Osten nach Westen verlaufen. Der letzte Teil soll Anfang Dezember fertig sein. Auch Hamburg Wasser nutzt die Gelegenheit und setzt an mehreren Orten Leitungen in Stand. Immerhin: Nach der kompletten Instandsetzung habe man, so Treumann, erst einmal für 15 bis 20 Jahre wieder Ruhe. Entsprechend könnte man das Motto des Informationsabends mit „Augen zu und durch“ beschreiben. So hat der LBV monatelang gemeinsam mit dem Kreis, der Stadt, dem ÖPNV, Polizei und Feuerwehr geplant, um die Einschränkungen für die Anwohner und Gewerbetreibende möglichst gering zu halten.
Was den überörtlichen Verkehr betrifft, geht es ab April aber nicht mehr durch die Stadt, sondern ganz weit außen rum. Bei den anstehenden Vollsperrungen werden großräumige Umleitungen eingerichtet, bei deren Präsentation in vielen Gesichtern ein ungläubiges Staunen zu erkennen war. Weil die Umleitungsstraßen den Verkehr auch bewältigen müssen, gebe es dazu keine Alternative. Großes Staunen auch bei den teilweise recht abenteuerlichen Umleitungen für die Buslinien, die einmal über die Autobahn oder durch enge und oft dichtgeparkte Straßen führen.
Härtefälle wurden kontrovers diskutiert
Kontrovers diskutiert wurden im Forum einige Härtefälle. Weil das Wohngebiet Olande nur über die Möllner Straße angebunden ist, wird während einer Bauphase eine Durchfahrt zur Straße Groothege geöffnet, die sich Fußgänger und Autos teilen müssen. Für viele Anwohner ein Grund zur Sorge – vor allem um die Schulkinder, die dort unterwegs sind. Hart wird es auch für manchen Gewerbetreibenden, der kaum noch zu erreichen sein wird. Gemeinde, LBV und VHH versprechen jedoch, während der Sanierung ansprechbar zu sein und wichtige Infos rechtzeitig zu veröffentlichen. Und so fügten sich viele Glinder am Ende in ihr Schicksal und zeigten mehrheitlich Verständnis: „Ich fand den Abend sehr informativ. Die Arbeiten sind notwendig. Und ehrlich gesagt möchte ich nicht in der Rolle stecken, das alles zu planen“, sagte Andreas Haider.
„Bei den vielen Parkverboten, die in den Wohngebieten nötig sein werden, weiß ich nicht, wo die Anwohner noch ihr Auto abstellen können“, kritisierte Jörg Schettler. „Ich finde es sehr gut, dass wir die Infos bekommen. Bei mancher Umleitung bin ich aber sicher, dass sie zusammenbrechen wird. Man sieht nun deutlich, dass eine Umgehungsstraße fehlt, die in den 60er-Jahren nicht gebaut worden ist“, sagte Gerrit Oswald.
Auch Glindes Bürgermeister Rainhard Zug kam zu einem positiven Fazit: „Wir konnten viele Fragen beantworten und Anregungen aufnehmen.“ Ende kommender Woche sollen die detaillierten Pläne auf den Internetseiten des LBV und der Stadt abrufbar sein.