Ahrensburg. Umgehungsstraße hat in der Siedlung am Hagen, im Waldgut Hagen und in Ahrensfelde sowohl Befürworter als auch Gegner.
Die Diskussion um den Bau einer Südtangente in Ahrensburg spaltet die Anwohner in den Quartieren Siedlung am Hagen, Waldgut Hagen und Ahrensfelde. Das wurde bei der Präsentation einer Studie zur Realisierung der Umgehungsstraße im Bau- und Planungsausschuss deutlich. Ein klares Statement gegen den Plan gab es nur von einem SPD-Politiker. Für die CDU bekräftigte Stadtverordneter Eckehard Knoll Zustimmung zum Projekt. Klare Worte fanden einige der rund 35 anwesenden Bürger – dafür und dagegen.
Wie vertrackt die Situation ist, verdeutlichte Planer Michael Großmann bei der Vorstellung seiner Realisierungsabschätzung: „Die Südtangente ist aus verkehrlicher Sicht sinnvoll.“ Nach Messungen seines Büros fahren bereits heute 8800 Fahrzeuge am Tag über den Braunen Hirsch durch den Ahrensburger Süden. Mit Bau der im Zuge des S-Bahn-Ausbaus geplanten Brücke rechnet er mit einem Anschwellen des Verkehrs auf 11.700 Autos am Tag, inklusive eines weiteren Anstiegs des Durchgangsverkehrs. Durch die Umfahrung könne die Belastung auf 3500 Fahrzeuge auf der alten Route sinken.
Kommunalpolitiker vertagen ihren Beschluss
Durch den hohen Anteil ausgewiesener Schutzgebiete (Natur- und archäologischer Grabungsschutz) sei die Umsetzbarkeit des Projekts jedoch mit erheblichen Risiken behaftet, die auch von dem Fachbüro kaum absehbar seien. Außerdem bleiben die Kosten von 43 bis 61 Millionen Euro und der lange Realisierungszeitraum von 15 Jahren. Großmann: „Schneller ist nicht realistisch.“ Mögliche durch Anwohner oder Naturschützer eingeleitete Gerichtsverfahren sowie der nötige Kauf von Ausgleichsflächen könnten das Projekt zudem weiter verzögern und verteuern.
Mit Kenntnis der Studie, über die das Abendblatt bereits vor einer Woche berichtete, reichten die Grünen kurz vor Sitzungsbeginn noch einen Antrag ein. Die Verwaltung möge prüfen, welche Möglichkeiten es zur Reduzierung des Durchgangsverkehrs noch gibt. Als Beispiele führen sie ein überwachtes Tempolimit, eine Beibehaltung des beschrankten Bahnübergangs oder sogar dessen Schließung an. Hier meldete die Linken-Fraktion Beratungsbedarf an, weshalb Studie und Antrag vorerst nur zur Kenntnis genommen, aber kein Beschluss gefasst wurde.
Lärm- contra Umweltschutz
Für viele Anwohner ist es jedoch höchste Zeit, dass etwas geschieht. Werner Zillmann aus Ahrensfelde schilderte eindrucksvoll, welche Folgen der zunehmende Verkehr hat: „Wenn Lastwagen vorbeifahren, zittern unsere Häuser.“ Wenn Ahrensburg wachsen solle, müsse die Politik auch Lösungen für den Verkehr anbieten, so der Anwohner. In die selbe Kerbe schlug Jürgen Siemers vom Bürger- und Grundeigentümerverband Waldgut Hagen. Er sagte mit Bezug auf die erwartete Verkehrssteigerung: „Abwarten kann’s nicht sein.“ Egal, ob durch eine Südumfahrung oder andere Alternativen – die Verkehrsbelastung müsse verringert werden. Dafür wollten die Bürger gemeinsam mit Verwaltung und Politik an Lösungen arbeiten. Denn: „Im Moment können wir nachts das Fenster nicht mehr öffnen“, so Siemers.
Anwohner wie Andreas Lang sind hingegen klar gegen das Großprojekt. Er, der im Süden der Siedlung am Hagen wohnt, fürchtet, von der Natur abgeschnitten zu werden. „Wo sind Übergänge für Fußgänger und Reiter vorgesehen?“, fragte Lang. Außerdem verläuft ihm auch die Umgehung in den vorgestellten Varianten zu nah an seinem Quartier entlang. „Damit wird die Problematik nur auf andere Bürger verlagert“, sagte er.
Auch die Politik ist sich uneins
So wie bei den Bürgern gehen die Meinungen auch bei der Politik auseinander. Eckehard Knoll (CDU), seines Zeichens selbst lange Jahre als Bauingenieur in Hamburg tätig, sagte: „Meine Fraktion ist klar für den Bau.“ Denn an keiner anderen Straße in Ahrensburg sei die Verkehrsbelastung so stark gestiegen wie am Braunen Hirsch. Er kritisierte an der Studie, dass Fördermöglichkeiten durch das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz oder durch die Klassifizierung als Kreis- oder Landesstraße mit damit verbundener Kostenübernahme nicht deutlich genug herausgestellt wurden. Außerdem sieht er Möglichkeiten, die Baukosten zum Beispiel durch eine kürzere Aufstelzung der Straße im Moor zu senken.
Gerhard Bartel von der SPD, der sich auch bei den Naturfreunden in Ahrensburg engagiert, sieht das anders. Er sagte: „Ich kann versprechen, dass Naturschutzverbände gegen die Südtangente klagen werden.“
Während die Verwaltung in der Beschlussvorlage noch dazu riet, die Verkehrsentwicklung abzuwarten, sagte Peter Kania, Leiter des Fachbereichs Bauen und Umwelt, im Ausschuss: „Wie weiter verfahren werden soll, ist eine politische Entscheidung.“ Auf diesen Beschluss werden die Ahrensburger vermutlich noch warten müssen. Denn bisher ist das Thema nicht auf der Tagesordnung der nächsten Bauausschusssitzung am 20. Februar verzeichnet, eine Ergänzung allerdings noch möglich.