Ammersbek. Nach dem trockenen Sommer ist ein Großteil ausgetrocknet. Das Wasser müsste wieder aufgestaut werden. Doch wer ist dafür zuständig?
In einem offenen Brief hat sich der Fraktionsvorsitzende der Grünen in Ammersbek an die Kreisverwaltung gewandt. Unter der Überschrift „Wir sind in Sorge“, beklagt Olaf Willuhn, dass der größte der drei Timmerhorner Teiche trotz ergiebigen Regens in den vergangenen Tagen kein Wasser mehr hat. Damit sei der Lebensraum zahlreicher Tiere und Pflanzen zerstört, kritisiert die Partei und fordert die Verwaltung in Bad Oldesloe zum Handeln auf.
Denn der Teich und das Gebiet zwischen der Alten Landstraße und der Straße Schäferdresch ist nach dem Bebauungsplan 23 als Biotop festgesetzt. Zudem sieht der B-Plan eine Wasserfläche vor. „Bei den Gewässern handelt es sich um keine natürlichen Teiche“, erklärt Daniel Geißler von der Unteren Wasserschutzbehörde des Kreises. Im Mittelalter hatten Mönche das Wasser der Strusbek gestaut und die Teiche für die Fischzucht angelegt. Damit war 2002 Schluss. Fischwirt Uwe Kock meldete damals Insolvenz an.
Unternehmen will dort Wohnraum schaffen
Mehrere Jahre lag das Gebiet um die Teiche brach, bis ein Unternehmen der Ahrensburger Kroschke-Gruppe das 39 Hektar große Grundstück samt Teich für 565.000 Euro ersteigerte. Ziel war es, dort Häuser und Wohnungen zu bauen. Doch die Gemeinde wies weniger Bauflächen aus, als sich die Gesellschaft erhofft hatte. Es begann ein zähes Ringen, das offenbar nun in die nächste Runde geht. „Der trockene und lange Sommer hat dafür gesorgt, dass in den letzten und größten der drei Teiche kein Wasser aus der Strusbek mehr ankam“, sagt Geißler. Seit dem Herbst sei der deswegen Teich leer. So argumentiert auch Friedrich-Karl Winter, Geschäftsführer der ITD Lake Side Village GmbH, dem Eigentümer der Teiche. Doch Fakt ist auch, dass das Wasser dort gestaut werden müsste. „Die anderen beiden oberen Teiche sind randvoll“, erklärt Geißler und betont, dass es ein künstliches Gewässer sei.
Doch die Eigentümergesellschaft sieht sich nicht in der Pflicht. „Die Staurechte sind nie auf uns übertragen worden“, sagt Winter. Anders sieht es die Kreisbehörde. Mit dem Verkauf sei die Stauerlaubnis auf den neuen Eigentümer übertragen worden. „Geregelt ist dabei, welchen Wasserstand die Teiche maximal haben dürfen.“ Eine Minimalhöhe sei vertraglich hingegen nicht festgesetzt. „Ob die Notwenigkeit von Mindestwasserständen zu regeln sei, müsse nun geklärt werden“, sagt Geißler.
Hochwassergefahr ist nicht gebannt
Es klingt zwar paradox, aber ein weiteres Problem in diesem Zusammenhang ist die Hochwassergefahr an den Timmerhorner Teichen. In den Jahren 2002, 2011 und 2014 gab es dort Überschwemmungen. Um das künftig zu verhindern, empfiehlt Geißler, den zulässigen Wasserpegel der Teiche allgemein zu senken, um bei Starkregen mehr Reserven zu haben.
Friedrich-Karl Winter sagt: „So lange die Überschwemmungsproblematik nicht gelöst ist, werden wir kein Wasser anstauen.“ Schließlich wolle die Eigentümergesellschaft nicht dafür verantwortlich sein, dass Wohngebiete überschwemmt werden. Winter betont in diesem Zusammenhang, dass nicht das eigene, rund 20.000 Quadratmeter große Baugebiet nördliche des Teichs betroffen sei, sondern tiefer gelegene Häuser an der Alten Landstraße. „Um Möglichkeiten für die Hochwasserschutz zu finden, hat die Gemeinde ein Gutachten in Auftrag gegeben. Doch auf das Ergebnis warten wir seit eineinhalb Jahren“, so Winter. Experten sollen ermitteln, welche Wasseremenge die Strusbek bei Starkregen nach Ammersbek spült. Dabei soll auch die Flächenversiegelung in Ahrensburg durch neue Gewerbe- und Baugebiete betrachtet werden. „Es handelt sich um Rechenmodelle“, sagt Bürgermeister Horst Ansén.
Drei Fachdienste des Kreises müssen sich abstimmen
Eigentlich sollten das Gutachten Anfang 2018 vorliegen. Nun hofft Ansén, dass es noch diese Woche vorliegt. Dann will er sich mit allen Beteiligten, der ITD Lake Side Village GmbH und Vertretern des Kreises zusammensetzen und Lösungen besprechen. Dabei dürfte der leere Teich auch Thema sein. Horst Ansén: „Schließlich ist im Bebauungsplan eine Wasserfläche vorgesehen, dann muss dort auch eine Teich sein.“ Die Bauaufsicht der Kreises sieht es hingegen nicht so eindeutig. „Wir sind hier aber nachrangig gefordert“, sagt Fachdienstleiter Jens Bebensee. Vorrangig sei wegen des Biotops die Naturschutzbehörde gefragt, danach die Untere Wasserbehörde. Alle drei Fachdienste wollen sich nach dem offenen Brief der Grünen zeitnah zusammensetzten und die rechtlichen Fragen besprechen. Grünen-Fraktionsvorsitzende Olaf Willuhn appelliert an die Behörde, jetzt tätig zu werden. „Bevor die Timmerhorner Teiche Geschichte sind“, sagt er: „Die Menschen verbinden mit ihnen Lebensqualität. Und für viele Tiere sind sie wichtiger Lebensraum. Muscheln und Frösche wollen ihren Teich zurück.“