Ammersbek. Gemeinde lässt Gutachten zur Hydraulik der Strusbek erstellen. Danach Abstimmung von Maßnahmenkatalog mit Ahrensburg und anderen.

Der malerische Aussichtspunkt zeigt Ammersbek von seiner besten Seite. Wer auf dem grasbewachsenen massiven Damm am unteren Timmerhorner Teich steht, der schaut über die spiegelnde Wasserfläche des von Bäumen und Büschen gesäumten Gewässers, das sich nach Osten erstreckt. Der Blick zur anderen Seite fällt zunächst auf die Senke unterhalb des Damms, wo ein vom Teich gespeister Bach fließt, die Strusbek, die sich durch eine Wiese schlängelt und etwa 50 Meter weiter unter einer Brücke über die Alte Landstraße (K 55) verschwindet.

Das Idyll hat jedoch auch eine Kehrseite, die für viele Ammersbeker im Ortsteil Rehagen/Schäferdresch lästig ist und für manche sogar bedrohlich. Denn an dem Damm tritt ein Problem besonders heftig auf, das Ammersbek schon häufiger in Bedrängnis brachte. Die Strusbek ist nämlich manchmal kein lieblicher Bach mehr, sondern schwillt bei Stark- oder Dauerregen so sehr an, dass Ablaufbauwerke der Teiche (Mönche) und Staureservoirs (zum Beispiel Wasserrückhaltebecken) nicht mehr ausreichen. Insbesondere 2002, 2011 und 2014 kam es zu Überschwemmungen. Besonders kritisch war die Situation nach 60-stündigem Dauerregen im Februar 2011.

Welche Stellschrauben gibt es, um einer Flut vorzubeugen?

Ein Überlaufen der Teiche oder gar ein Dammbruch konnte damals mit dem Großeinsatz von 160 Helfern und viel Glück vermieden werden. „2014 hatten wir ein noch stärkeres Hochwasser mit geringeren Schäden. Dass lag zum Teil an einem anderen Verlauf, aber auch an Vorbeugung nach den Erfahrungen von 2011“, sagt Daniel Geißler von der unteren Wasserbehörde des Kreises. Gleichwohl gelte es, angesichts von sich häufenden Starkregenfällen sowie Flächenversiegelung und zusätzlichen Wassereinleitungen durch neue Bau- und Gewerbegebiete, vor allem in Ahrensburg, ständig nachzubessern.

Die Gemeinde Ammersbek als Hauptbetroffener hat auf Anraten der unteren Wasserbehörde ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Gesamtsituation analysiert. Danach soll mit allen Beteiligten beraten werden, wie man gemeinsam den Hochwasserschutz verbessert. Zwar treten die Probleme punktuell auf, doch gibt es zahlreiche Faktoren, die das Hochwasser der Strusbek auf ihrem 7,8 Kilometer langen Lauf beeinflussen. „Wir müssen wissen, welche Stellschrauben es gibt, um uns besser zu schützen“, sagt Ammersbeks Bürgermeister Horst Ansén.

Strusbek durchfließt drei Timmerhorner Teiche

Das Hamburger Büro E & W Wasser und Plan hat nach einer Begehung der Strusbek von ihrer Quelle nahe dem Ahrensburger Gewerbegebiet Nord bis hin zur Mündung in den Bunsbach im Naturschutzgebiet Ammersbek-Niederung eine Vorstudie für ein Gutachten zur hydraulischen Situation erstellt. Thomas Haarhoff, Fachdienstleiter Wasserwirtschaft im Kreis, erzählt, dass wesentlicher Bestandteil die Einarbeitung aller relevanten Strusbek-Daten in ein Computerprogramm für ein Niederschlagsabflussmodell sein wird, das verschiedene Szenarien simulieren soll. „Es geht um Zusammenhänge wie die Frage, was in Ammersbek passiert, wenn es in Ahrensburg so stark regnet, dass dort Rückhaltebecken überlaufen.“

Dr. Thomas Haarhoff (links) und Daniel Geißler vom Fachdienst Wasserwirtschaft - untere Wasserbehörde - des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe
Dr. Thomas Haarhoff (links) und Daniel Geißler vom Fachdienst Wasserwirtschaft - untere Wasserbehörde - des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe © HA | Lutz Wendler

Die drei konkreten Problembereiche zeigt Bürgermeister Ansén vor Ort. Auf Ammersbeker Gebiet ist von der Strusbek nicht viel zu sehen, denn sie durchfließt die drei Timmerhorner Teiche, die im Mittelalter für die Fischzucht aufgestaut wurden. Der neuralgische erste Punkt liegt unterhalb der Brücke am Bünningstedter Feldweg, wo der obere Timmerhorner Teich (5,1 Hektar groß) über einen Mönch abfließt. An dieser Stelle kann ein betonierter Überlauf Hochwasser entschärfen. Wenn es schlimm kommt, wird der Bünningstedter Feldweg partiell unter Wasser gesetzt und Keller der Häuser an der Strusbek laufen durch den Druck des Grundwassers voll.

Brücke am Bünningstedter Feldweg
Brücke am Bünningstedter Feldweg © HA | Lutz Wendler

Drittes Problem: Enge Bebauung Ortsteil Rehagen

Der kritischste Punkt ist Problemzone zwei, der Damm am unteren Teich (mit 5,5 Hektar und etwa 1,75 Meter Wassertiefe der größte). Der Deich muss so gepflegt werden, dass er dem Wasserdruck dauerhaft standhält. Der Deich wurde jedoch mehr als 15 Jahre vernachlässigt, nachdem der dort ansässige Fischzuchtfamilienbetrieb Insolvenz hatte anmelden müssen. Der neue Eigentümer, eine Tochterfirma der Ahrensburger Kroschke-Gruppe (aktueller Eigentümername ist ITD Lake Side Village GmbH), übernahm 2009 neben Bauland auch die Teiche, deren technische Anlagen einen gravierenden Sanierungsstau aufwiesen. Das betrifft auch den Mönch, über den manuell die Stauhöhe reguliert wird. Seither habe ITD, so Geschäftsführer Friedrich-Karl Winter, in die Stabilisierung des Damms investiert und beschäftige zudem jemanden, der sich um die Anlage kümmere und die Staumarke kontrolliere.

Blick vom Damm des unteren Timmerhorner Teichs auf den Ablauf des Mönchs
Blick vom Damm des unteren Timmerhorner Teichs auf den Ablauf des Mönchs © HA | Lutz Wendler

Problem Nummer drei ist die enge Bebauung im Ortsteil Rehagen unterhalb des Damms, insbesondere der Abschnitt vor der Brücke am Dorotheenweg, wo die Strusbek sich staut, wenn der Abfluss unter der Brücke die Wassermenge nicht bewältigt oder es Rückstau aus dem überlasteten Brook gibt. Auch hier müssen viele Bewohner mit gelegentlich überfluteten Kellern leben.

Bürgermeister Horst Ansén auf der Brücke über die Strusbek im Dorotheenweg
Bürgermeister Horst Ansén auf der Brücke über die Strusbek im Dorotheenweg © HA | Lutz Wendler

Die Absenkung der Staumarke könnte mehr Schutz bringen

Das Gutachten, das wohl im Herbst vorliegt, werde zunächst Grundlage für wirksame Sofortmaßnahmen sein“, sagt Bürgermeister Ansén. Die Experten der unteren Wasserbehörde halten es zum Beispiel für denkbar, dass die Timmerhorner Teiche durch Absenkung der Staumarken ein Zusatzreservoir bei Starkregen bildet. „Das bietet sich an, weil keine Karpfenzucht mehr betrieben wird, der Wasserstand also niedriger sein könnte“, sagt Geißler. Friedrich-Karl Winter: „Damit hätten wir kein Problem. Es ist auch in unserem Interesse, dass hier keine Hochwasserprobleme mehr entstehen.“

Der ITD-Geschäftsführer klagt aber darüber, dass er als Beteiligter erst jetzt davon hört, dass an einem Gutachten gearbeitet wird. „Es wäre wünschenswert, dass mehr miteinander gesprochen wird. Das wäre die Grundvoraussetzung für ein Gesamtkonzept.“ Dazu dürfte es Anfang 2018 kommen. Dann will Ammersbek die Konsequenzen einer großräumigen Betrachtung mit allen Beteiligten, also der Stadt Ahrensburg und den Gemeinden Delingsdorf und Jersbek sowie der ITD beraten.