Bad Oldesloe. Kreis Stormarn verbessert aber seine Prüfquote. Mit mehr Personal will die Behörde 2019 alle Einrichtungen schaffen.
Die Stormarner Heimaufsicht hat es im vergangenen Jahr erneut nicht geschafft, in allen Alten- und Pflegeheimen die gesetzlich vorgeschriebenen Regelkontrollen vorzunehmen. 43 der kreisweit 48 Einrichtungen seien überprüft worden, sagt Andreas Rehberg, der als Fachbereichsleiter Sicherheit und Gefahrenabwehr der Kreisverwaltung für die Heimaufsicht zuständig ist. Das entspricht einer Quote von knapp 90 Prozent.
Heimaufsicht muss auf Beschwerden reagieren
Hinzu kamen 28 anlassbezogene Kontrollen. Sie erfolgen in der Regel nach Beschwerden von Bewohnern oder Angehörigen. Laut Rehberg sind sie der Hauptgrund dafür, dass reguläre Prüftermine gestrichen werden mussten. Denn sie gehen vor – „und verschieben natürlich den Zeitplan“, so Rehberg. Der zuständige Fachdienstleiter Ingo Lange sagt dazu: „Das Problem ist, dass wir am Anfang eines Jahres, wenn wir die Regelprüfungen planen und das Personal verteilen, nicht wissen, wie viele anlassbezogene Kontrollen wir dazwischenschieben müssen.“
Die Prüfungen sind zeitaufwendig
Die Regelprüfungen erfolgen laut Rehberg tagsüber und werden vorher nicht angekündigt. Jeweils zwei Mitarbeiter der Heimaufsicht nehmen die Einrichtungen unter die Lupe. „Je nach Größe des Heimes sind die Kollegen ein bis zwei Tage vor Ort“, sagt Andreas Rehberg. „Inklusive Nachbereitung sind sie bei großen Heimen, von denen es im Kreis Stormarn viele gibt, zwei Wochen beschäftigt.“
Die Richtlinien gibt ein Landesgesetz vor
Die Richtlinien sind im Selbstbestimmungsstärkungsgesetz vorgegeben, das seit 2009 in Schleswig-Holstein gilt. Demnach müssen zum Beispiel die Wohnqualität, das Verpflegungsangebot, die Reinigung des Hauses und der Wäsche, die soziale Betreuung, der Umgang mit Beschwerden, Personalstruktur und -qualifikation, die Arzneimittelversorgung sowie die Wahrung der Grundrechte überprüft werden.
Mehr Personal soll die Situation 2019 verbessern
Häuser, die 2018 aus Zeitgründen nicht kontrolliert wurden, werden laut Rehberg normalerweise Anfang dieses Jahres nachgeholt. „Wir lassen niemanden 24 Monate ungeprüft agieren“, betont er. Der Fachbereichsleiter ist zuversichtlich, 2019 eine Prüfquote von 100 Prozent erreichen zu können. Denn die Heimaufsicht sei im Vergleich zum Vorjahr personell viel besser aufgestellt. Nach dem Renteneintritt eines Mitarbeiters war eine Stelle im Frühjahr 2018 zwei Monate vakant geblieben. Sie ist nun wieder besetzt. Im September wurde die Behörde mit einer zusätzlichen Stelle verstärkt. Jetzt arbeiten dort fünf Mitarbeiter, verteilt auf rechnerisch 3,65 Stellen. Denn sie müssen sich zum Teil noch um andere Aufgaben kümmern.
Im Vergleich zu 2017 hat sich der Kreis bereits verbessert. Damals hat die Heimaufsicht nur 40 Regelprüfungen geschafft (Quote: 83 Prozent). Auch im Landesvergleich steht Stormarn noch relativ gut da. Acht Kreise haben 2018 nach Recherchen des NDR ihr Soll nicht erfüllt. Im Kreis Segeberg wurden demnach zum Beispiel nur 40 von 78 Heimen überprüft (51 Prozent), im Kreis Pinneberg 33 von 47 (70 Prozent) und in Rendsburg-Eckernförde 41 von 53 (77 Prozent).
Sozialverband fordert mehr Kontrollen
Der Sozialverband Schleswig-Holstein fordert deshalb mehr Personal für die Heimaufsichten, plädiert zudem für mindestens zwei Regelkontrollen pro Jahr und Einrichtung. Auch Irmtraut Sarau, die Kreisvorsitzende in Stormarn, würde eine Erhöhung begrüßen, gibt aber zu Bedenken: „Wo soll das Personal dafür herkommen?“
Pflege-TÜV steht in der Kritik
Die Überprüfungen der Heimaufsicht sind nicht die einzigen, denen sich die Pflegeheimbetreiber in Stormarn stellen müssen. Auch der Medizinische Dienst der Krankenversicherung (MDK) führt Kontrollen durch, testet dabei 77 Einzelkriterien. Das Verfahren steht allerdings in der Kritik, weil die Noten für die Pflegeheime reihenweise sehr gut ausfallen. Wer auf der Suche nach einer geeigneten Einrichtung für sich oder einen Familienangehörigen ist, könne dadurch keine sinnvollen Vergleiche vornehmen.
Warum das so ist, erklärte Christian Bendrath, Direktor der Augustinum Seniorenresidenz Aumühle, beim ersten Stormarner Seniorentag des Abendblatts im Ahrensburger Marstall so: „Die Kriterien sind bekannt. Wie bei einer Führerscheinprüfung bereiten sich alle darauf vor. Und wenn es mal Probleme gibt, verbessert man sich bis zum nächsten Jahr in dem Bereich.“ Deshalb wird seit einigen Monaten darüber diskutiert, den Pflege-TÜV neu zu organisieren.