In vielen alten öffentlichen Gebäuden wie Schulen ist Asbest verbaut. Kommunen haben nicht die Pflicht zu Messungen. Das ist falsch.
Jetzt macht die Stadt Reinbek in Person ihres Bürgermeisters alles richtig. Nach dem Asbest-Fund im Schulzentrum hat Björn Warmer die Lehranstalt gesperrt, in sämtlichen Räumen auf Schadstoffbelastung messen lassen. Das hat er auch für alle anderen Schulen sowie das Rathaus und ältere öffentliche Gebäude angeordnet. Und der Verwaltungschef will die Sanierung und Erweiterung der Immobilie am Mühlenredder vorziehen, früher als im Sommer 2019 starten. Nicht zu vergessen seine Krisenkommunikation in Zusammenarbeit mit den Schulleitungen, die auch von Eltern gelobt wird. Es gibt keine Geheimniskrämerei. Offenheit ist angesagt.
Wird nun alles gut? Diese Frage bleibt unbeantwortet. Heute, morgen, nächste Woche, über Jahrzehnte. Denn die gesundheitlichen Folgen für Jugendliche und auch Erwachsene, die den erhöhten Werten ausgesetzt waren – keiner weiß übrigens wie lange, und Aufschluss darüber wird es nie geben – , sind nicht abzusehen. Mit bis zu 60 Jahren Verzögerung kann Asbestbelastung Lungenkrebs oder eine bösartige Tumorerkrankung des Rippenfells auslösen.
Gesundheit nicht aufs Spiel setzen
Deshalb sind Eltern in Sorge. Sie haben diesbezüglich viele Fragen. Aber auch solche, die nicht in die Zukunft gerichtet sind. Etwa, warum in dem Schulzentrum nicht schon viel früher umfangreich gemessen wurde? Das ist berechtigt. Denn die Verarbeitung von Asbest ist der Verwaltung und damit auch dem Bürgermeister seit Langem bekannt. Antworten gibt es mehrere. Erstens: Es bestanden in den vergangenen Jahren keine Verdachtsmomente auf eine erhöhte und gesundheitsgefährdende Konzentration. Zweitens: Es gibt keine Pflicht zur Überprüfung.
Genau das ist ein Fehler, der jetzt behoben werden muss. Das Land Schleswig-Holstein, im besten Fall der Bund, sollte Kommunen anweisen, ihre alten öffentlichen Immobilien, in denen Asbest verbaut ist, regelmäßig zu testen. Eigentlich hätte das schon 1995 der Fall sein müssen. Seitdem ist das Verwenden der Silikatminerale hierzulande verboten. Reinbeks jetziges Handeln sollte für Stormarner Städte und Gemeinden Vorbild sein. Vielerorts bedarf es Messungen – unverzüglich und damit auf Basis von Freiwilligkeit. Denn die Gesundheit von Schülern und auch Erwachsenen darf nicht aufs Spiel gesetzt werden.