Stapelfeld. Gemeindevertretung ändert Flächennutzungsplan. Wie geht es beim ersten länderübergreifenden Projekt mit Hamburg jetzt weiter?

Sie war lebhaft, aber sachlich und dauerte rund 20 Minuten: die Diskussion um die Änderung des Flächennutzungsplans der Stapelfelder Gemeindevertreter in der Kratzmann’schen Kate. Dann votierten die Politiker bei zwei Enthaltungen und drei Verweigerungen – das Gremium umfasst 13 Köpfe – mehrheitlich dafür und schafften somit die Voraussetzung, damit das erste grenzübergreifende Gewerbegebiet der Länder Hamburg und Schleswig-Holstein in ihrem Ort sowie im benachbarten Rahlstedt entstehen kann. Zuletzt hatte das Projekt auf Stormarner Seite gehakt. Gesichert ist es aber auch jetzt noch nicht, weil ein Bebauungsplan fehlt. Wie geht es nun weiter? Das Hamburger Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.


Wann könnte Baustart in Stapelfeld sein?

Detlev Hinselmann, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn (WAS), peilt das Jahr 2020 an. Das Unternehmen ist für die Erschließung der Flächen in der 1800 Einwohner zählenden Kommune zuständig. Diese sind in Privatbesitz. „Es gibt Vorverträge für die Grundstückssicherung“, sagt Hinselmann. Sobald die Gemeindevertretung einen Bebauungsplan absegnet, wird die WAS das Areal erwerben. Davor müssen Stapelfeld und die Gesellschaft mit Sitz in Bad Oldesloe einen Erschließungsvertrag unterzeichnen. „Ich gehe davon aus, dass das im ersten Quartal 2019 der Fall sein wird“, sagt Bürgermeister Jürgen Westphal von der örtlichen Wählergemeinschaft (WGS). Danach könne der B-Plan beschlossen werden und die Erschließung beginnen. Hierfür rechnet Hinselmann mit rund einem Jahr. Das Gebiet muss nicht nur mit Strom, Wasser und Gas versorgt werden, sondern benötigt auch Straßen. „Zudem sind wir in der Pflicht, Ausgleichsflächen zu schaffen“, sagt Stormarns oberster Wirtschaftsförderer.

Wie groß wird das gemeinsame Gewerbegebiet mit Hamburg?

Das gemeinsame Gewerbegebiet von Hamburg und Stapelfeld.
Das gemeinsame Gewerbegebiet von Hamburg und Stapelfeld. © HA | Ha

Es soll im Anschluss an das bereits bestehende mit dem Namen Merkurpark in Rahlstedt entstehen und hat eine Fläche von 39,5 Hektar. 26,5 Hektar liegen in der Hansestadt, 13 in Stormarn. Der Abschnitt südlich der Stapelfelder Straße in Hamburg soll Victoriapark heißen, der Bereich in Stapelfeld Minervapark.

Warum war in Stapelfeld so lange Stillstand bei dem Projekt?

Die Politiker stießen sich am Verkehrskonzept, wollen Fahrzeuge vom Dorfkern fernhalten. Nach einem Treffen mit Hinselmann und dem Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr (LBV) ist jetzt eine ihrer Forderungen erfüllt: Die Landesstraße 222 wird von der Autobahn bis hinter die Kreuzung bei der Müllverbrennungsanlage vierspurig ausgebaut, genauso wie die Auf- und Abfahrten der A 1. „Der LBV hat sich verpflichtet, die Maßnahmen bis 2022 umzusetzen“, sagt Westphal. Ihr Ansinnen hatten Stapelfelds Entscheider schon formuliert, bevor unter anderem Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP), der damalige Hamburger Wirtschaftssenator Frank Horch (parteilos) und Stormarns Landrat Henning Görtz im November 2017 eine Absichtserklärung ohne bindenden Charakter für das länderübergreifende Gewerbegebiet unterzeichneten.

Kann das interkommunale Vorhaben noch scheitern?
Theoretisch ja, aber es ist unwahrscheinlich. Zu klären sind noch Arbeiten auf der Ortsdurchfahrt, der Kreisstraße 107, zur Verkehrsberuhigung. Die Vorschläge des Kreises mit einer Fahrbahnverschwenkung am Ortsausgang Richtung Hamburg und der Verkleinerung von Einmündungen an zwei Straßen reichten den Politikern nicht. „Ich werde jetzt ein Büro beauftragen, dort Maßnahmen zu entwickeln“, sagt Bürgermeister Westphal. Diese seien Bestandteil des Erschließungsvertrags. SPD-Fraktionschef Klaus Fechner ist beim Thema Verkehrsregelung optimistisch: „Wir haben gute Chancen, unsere Forderungen durchzusetzen.“ Der Sozialdemokrat betont, dass Stapelfeld nicht auf mehr Gewerbe angewiesen sei. Die Gemeinde ist schuldenfrei, hat sechs Millionen Euro Rücklage und 34 eigene Wohnungen. Nicht zu vergessen der Stapelfelder Hof. Er wurde vor einem Jahr erweitert. Zu den Mietern zählen unter anderem ein Lebensmittelhändler und ein Gastronom. Auch eine Arztpraxis ist dort untergebracht. Reichlich Einnahmen bei der Gewerbesteuer sichert die Müllverbrennungsanlage.

Wie viele Unternehmen wollen nach Stapelfeld umziehen?
Eine konkrete Zahl und Namen nennt Hinselmann nicht, spricht „von hohem Interesse Hamburger sowie Stormarner Firmen“. Letztere liebäugeln mit einem Umzug, weil sie an ihren jetzigen Standorten keine Chance auf Vergrößerung haben. Und wie sieht es mit Vertragsgesprächen aus? „Die starten, wenn wir liefern können, also die Erschließung gesichert ist“, so Hinselmann.