Glinde. Neues Jugendzentrum und Sanierung der ersten Sporthalle am Oher Weg sollen im Februar fertig sein. Projekt wird teurer als gedacht.
Maik Jenzens Hände sind durch grüne Handschuhe geschützt. Die benötigt der 22-Jährige bei seiner Arbeit, um Verletzungen vorzubeugen und Blasen an den Fingern zu vermeiden. Denn diese werden derzeit extrem beansprucht. Bis zu 400 Meter Kabel am Tag zieht der Elektriker aus Schwerin auf der Großbaustelle am Glinder Schulzentrum in der Straße Oher Weg. Dort wird gerade eine der beiden Sporthallen saniert und die dazwischenliegende ehemalige Gaststätte Jever Deel zu einem Jugendzentrum umgebaut. Vor einem Jahr waren die ersten Handwerker angerückt. Jetzt ist Schlussspurt angesagt, die Fertigstellung beider Objekte für Februar geplant. Danach wird die andere Sporthalle auf Vordermann gebracht. Das kostet die Stadt mindestens neun Millionen Euro.
Von außen sieht es schon schnieke aus, vor allem der Jugendtreff mit seiner roten Hülle fällt sofort ins Auge. Auch die Dreifeldhalle hat eine neue Außenhaut bekommen, allerdings in hellem Farbton. Drinnen staubt es noch gewaltig in der früheren Kneipe, Wände sind aufgestemmt, Rohre zu sehen, überall wird gebohrt und gehämmert. Hier muss noch einiges verputzt werden.
30 Kilometer neues Kabel für die Sporthalle
35 Handwerker aus neun Gewerken sind an diesem Tag auf der Baustelle im Einsatz. „Der Lüftungsbauer ist fast fertig“, sagt Erik Wulf, der städtische Projektleiter. Zu Höchstzeiten waren zehn Fachkräfte der Firma vor Ort. Die Versorgungsleitungen sind eng verzahnt, deshalb ist Parallel-Arbeit in den Gebäuden sinnvoll.
Elektriker Jenzen ist seit rund drei Monaten in Glinde aktiv. 30 Kilometer neues Kabel bekommt die Sporthalle, zehn der Jugendtreff. Wenn dieser fertig ist, können im Keller Bands in zwei großen Räumen proben. Musiker und Hausmeister haben großzügige Lagerstätten. Und zwar dort, wo früher eine Kegelbahn existierte.
Die Räume im Erdgeschoss inklusive der neuen Küche werden vornehmlich in Weiß gehalten. Das wollten die Glinder Jugendlichen, die an den Planungen beteiligt wurden. „Man kann hier mit großen Bildern arbeiten. Aber das ist nur ein Vorschlag, wir als Verwaltung halten uns da zurück“, sagt Erik Wulf. Das Haus solle durch die Jungen und Mädchen zum Leben erweckt werden. Sie entscheiden über die farbliche Gestaltung und welche Dinge die Wände schmücken werden.
Gebäude war eine Notunterkunft für Flüchtlinge
Nach Wünschen der Politik hätte die Einrichtung bereits in Betrieb sein sollen. Doch zwischenzeitlich funktionierte die Verwaltung das Gebäude zu einer Notunterkunft für Flüchtlinge um. „Jetzt soll im Februar die Übergabe ans Fachamt erfolgen“, sagt Bürgermeister Rainhard Zug. Danach benötige es vier bis sechs Wochen, um die Einrichtung zu komplettieren, etwa mit Mobiliar. Einen Eröffnungstermin hat der Verwaltungschef noch nicht vorgemerkt.
Der Treff für junge Menschen ist nach jenen im Gutshaus und der Spinosa der dritte in Glinde. Die Jugendarbeit ist seit 2013 bei der Stadt zentralisiert, Carsten Helms der zuständige Mitarbeiter für alle Einrichtungen. 2019 werden zwei Stellen in diesem Bereich mit Stunden aufgestockt. Rainhard Zug sagt: „Die Spinosa wird sich künftig auf Gruppenarbeit spezialisieren, das neue Zentrum setzt auf ein offenes Angebot.“
Entgegen der ursprünglichen Planung haben sich die Arbeiten verzögert. Als einen Grund dafür nennt Wulf die gute konjunkturelle Entwicklung: „Bei der ersten Ausschreibungsrunde hat sich kein Elektrofachbetrieb gemeldet.“ Nun wird das Projekt auch teurer als die angedachten 8,1 Millionen Euro. Die jetzt genannte Summe von neun Millionen Euro basiert laut Rainhard Zug auf einer Schätzung.
Zweite Sporthalle soll im ersten Quatal 2020 fertig sein
Demnächst startet die Ausschreibung für die zweite Halle, die im ersten Quartal 2020 in neuem Glanz erscheinen soll. Auch sie wird energetisch auf Stand gebracht, erhält eine moderne Fassade, die im Innern aus Holz besteht und mit Kunststoff ummantelt ist.
Dort treiben noch die Jungen und Mädchen des Gymnasiums und der Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule Sport, die unter einem Dach beheimatet sind. Rund 1300 junge Menschen lernen an dem Standort. Die Hallen, 1974 und 1976 erbaut, werden auch vom TSV Glinde, der Volkshochschule und für den Betriebssport genutzt.
In der bald erneuerten Sportstätte ist der Boden mit Spanplatten bedeckt und dadurch geschützt. Er wurde bereits vor der Sanierung ersetzt. Birkenholzlamellen sind an den Innenwänden angebracht, alle Leuchten auf LED umgestellt, der neue Heizungsverteiler samt Hocheffizienzpumpen ist eingebaut. „Wir gehen durch die Sanierung von 50 Prozent Energieersparnis aus“, sagt Projektleiter Wulf.
Kriminelle gelangen in Halle und brechen den Kiosk auf
Eigentlich sollte die alte Holzverkleidung bestehen bleiben. Doch es wurden Schadstoffe gefunden, daraufhin Dämmstoffe aus Mineralwolle und Asbestplatten hinter der Wand entsorgt. „Wir haben einige Überraschungen erlebt“, so Wulf. Auch die Brandschutzsanierung sei anfänglich nicht geplant gewesen. Wohl aber, dass sämtliche Sanitäranlagen erneuert werden.
Während der Umbauten ist bereits zweimal in die Halle eingebrochen worden. Die Kriminellen gelangten über den Verbindungsweg zum Kiosk, verschafften sich Zugang und stahlen Lebensmittel. Sie konnten nicht dingfest gemacht werden. Als Ärgernis empfindet nicht nur Bürgermeister Rainhard Zug, dass Unbekannte zudem die Außenhaut der Halle mit Farbe beschmiert haben.
Der Verwaltungschef und seine Mitarbeiter hatten vor der Sanierung auch die Kosten für einen Neubau auf dem Areal am Oher Weg ermittelt. 20,5 Millionen Euro waren den Politikern dann aber doch zu viel.