Glinde. Die Asbest-Beseitigung wird nach den Beschlüssen der Politik nun an neues Raumkonzept gekoppelt, das neuen Pädagogik-Konzepten folgt.
Rund 1300 Schüler werden im Schulzentrum Oher Weg im Gymnasium und in der Sönke-Nissen-Gemeinschaftschule Oher Weg unterrichtet. Mindestens seit 2012 warten sie auf drei neue Biologieräume samt Magazin. Auch in der Warteschleife: Die Beseitigung der vor zwei Jahren dort entdeckten schädlichen Dämmstoffe hinter Decken- und Wandverkleidungen. Das bereits beauftragte Architekturbüro Trapez könnte jetzt mit der Planung für die abschnittsweise Sanierung in den Ferien und bei laufendem Schulbetrieb loslegen. Immerhin würde die Stadt dafür in fünf Jahren sieben bis acht Millionen Euro investieren. Doch nun melden die Schulen weiteren Umbau-Bedarf an.
„Unser Gebäude bietet so viel Raum und Platz, aber wir können ihn nicht nutzen“, sagt Eva Kuhn, Schulleiterin des Gymnasiums. Denn der in 1970er-Jahren gebaute Komplex ist an den damaligen Unterrichtsstil, den Frontalunterricht angepasst. Kuhn: „Die Flure sind breit angelegt, dürfen als Fluchtwege aber nicht für den Unterricht oder für Sitzecken genutzt werden.“ Für zeitgemäßen Unterricht, wie ihn Bildungsforscher unter dem Begriff „Schule 2030“ zusammenfassen, brauche man Räume, die sich für eine flexible Nutzung eignen: Wissensvermittlung, selbstständiges Arbeiten oder Gruppenarbeit.
Die Kosten wurden bisher auf rund 1,7 Millionen geschätzt
Ein Workshop mit dem Planungsbüro Trapez mit Vertretern aus Verwaltung und Schule hatte diesen Bedarf auch Vertretern des Kulturausschusses nähergebracht. Dafür wäre aber auch eine Auflösung der starren Raumgrenzen, also erneute Umbauten, erforderlich. In einer gemeinsamen Sitzung von Kultur-, Bau- und Finanzausschuss wurde die Politik nun auf den aktuellen Stand gebracht. Anfang dieses Jahrtausends war der Gebäudekomplex bereits energetisch saniert worden. Allein die Biologie-Räume sind 40 Jahre alt. 2009 wurden die anderen naturwissenschaftlichen Fachräume saniert. 2016 kamen die Altlasten aus den 70ern ans Licht: Asbest. Auch die Brandschutzauflagen wurden erhöht. Einig waren sich alle Politiker schon vorher darin, dass die Biologieräume nicht länger warten sollen. Sie beschlossen, dass 2020 umgebaut wird. Kosten: 1,7 Millionen Euro.
Laut Ulrike Kindervater, Konrektorin der Gemeinschaftsschule, ist eine abschnittsweise Schadstoffsanierung keine Alternative: „Wir wünschen uns sowohl die Erneuerung der Biologie-Räume als auch eine Neuausrichtung.“ Ein solch neues Unterrichts- und Raumkonzept brauche etwa ein bis zwei Jahre. Daher schwenkte die Politik um: Die Fachausschüsse einigten sich darauf, von der reinen Schadstoff-Sanierung abzurücken zugunsten einer Anpassung der Raumstruktur an eine moderne Pädagogik – samt Beseitigung der Dämmstoffe und Erneuerung des Brandschutzes.