Glinde. Die 8,1 Millionen Euro teure Sanierung der Sporthallen am Glinder Schulzentrum hat begonnen. Dort entsteht auch ein Jugendtreff.
Abgebrochene Kacheln in den Duschen, Toiletten, aus denen es übel riecht, Schimmel an den Decken durch Kältebrücken und schadstoffbelastetes Material in den Wänden – der Zustand der beiden Sporthallen am Glinder Schulzentrum ist erbärmlich. Das ändert sich jetzt. Die Stadt hat mit der 8,1 Millionen Euro teuren energetischen Sanierung begonnen, die sich in drei Phasen gliedert und im ersten Quartal 2020 abgeschlossen sein soll. Das Projekt beinhaltet auch den Umbau der zwischen den Hallen liegenden ehemaligen Gaststätte zu einem Jugendzentrum.
Seit Kurzem ist die sogenannte Halle 2 von einem Gerüst umgeben. Glindes Bauamtsleiter Frank Thiemann und Erik Wulf, Sachgebietsleiter für Liegenschaften, sind auf Stippvisite. Die beiden koordinieren die Gewerke. „Es ist klasse, dass sich die Politiker für diesen Umfang entschieden haben“, sagt Thiemann. 2002 habe der Kreis Stormarn, der damals Träger des dort ansässigen Gymnasiums war, ein Sanierungskonzept vorgestellt. „Das war jedoch eine günstige Variante, die wir in Glinde nicht wollten.“ Die Verwaltung hatte zuletzt auch die Kosten für einen Neubau ermittelt. 20,5 Millionen Euro waren den Entscheidungsträgern dann aber doch zu teuer.
Die beiden Verwaltungsmitarbeiter steigen mehrere Treppen hinauf bis aufs Hallendach. Dort ist John Jezerski mit seinen Kollegen im Einsatz. Der 27-Jährige ist ein sogenannter Abbrecher, der Pappe und die alte Dämmung herausreißt. Er sagt: „Hier sind sehr viele Risse drin.“ In der Vergangenheit hatte die Stadt Löcher immer wieder notdürftig geflickt. Allein in diesem Bereich werden rund 3000 Kubikmeter Bauschutt abtransportiert. Vor der Halle stehen dafür zwei große Container bereit.
Drinnen ist das Sporttreiben verboten, die Gymnasiasten und die Schüler der dort ebenfalls beheimateten Sönke-Nissen-Gemeinschaftsschule nutzen nur noch die zweite Dreifeldhalle, die Anfang 2019 angefasst wird – wenn der erste Bauabschnitt fertig ist. Betroffen von den Einschränkungen sind rund 1300 Jungen und Mädchen sowie 500 Mitglieder des TSV Glinde aus diversen Sparten. „Wir haben im Vorfeld einen runden Tisch mit allen Beteiligten gemacht und gute Lösungen gefunden“, sagt Thiemann.
Sportverein weicht auf andere Hallen im Stadtgebiet aus
Und die sehen so aus: Schulklassen, die früher auf zwei Dritteln zum Beispiel Volleyball gespielt haben, steht jetzt noch ein Feld zur Verfügung. Der TSV hat Hallenzeiten in die späten Abendstunden gezogen und das Training mehrerer Abteilungen in die Hallen am Tannenweg und in Wiesenfeld verlegt. Außerdem können Sport-Arbeitsgemeinschaften des Gymnasiums das Fitnesscenter des TSV kostenlos nutzen. „Wir rücken jetzt alle ein bisschen enger zusammen und machen es uns gemütlich“, sagt Joachim Lehmann, hauptamtlicher Vorsitzender des Sportvereins.
Das lange Warten bis zum Ende des Projektes lohnt sich. Diese Meinung vertritt nicht nur Lehmann. „Weil wir hier alles auf aktuellen Stand bringen und durch die Sanierung pro Jahr bis zu 100.000 Euro Energiekosten im Vergleich zu jetzt sparen“, sagt Thiemann. Beide Hallen, 1974 und 1976 erbaut, erhalten eine neue Außenhaut. Vor dem Beton und einer Dämmschicht wird eine Fassade angebracht, die im Inneren aus Holz besteht und mit Kunststoff ummantelt ist.
Sämtliche Leitungen und die Sanitäranlagen werden erneuert und eine moderne Deckenstrahlheizung installiert. Die Halle 1 erhält auch einen neuen Boden. Alle Leuchten werden auf LED umgestellt. Wulf: „Das wird vom Land finanziell unterstützt.“ Die Einweihung des Jugendzentrums plant die Verwaltung für das vierte Quartal 2018.
Kitas waren der Politik wichtiger als die Hallen
Glindes Politiker beraten seit Jahren über die Sanierung der Hallen. 2012 schätzte das Bauamt die Kosten dafür auf 4,8 Millionen Euro. 2016 ergab ein Gutachten, dass in den Sportstätten und im Schulgebäude Schadstoffe verbaut worden waren. Deshalb wird es nun wesentlich teurer.
Von einer früheren Umsetzung hatten die Parteien abgesehen, weil sie andere Projekte auf den Weg brachten, die kostenintensiv waren: zum Beispiel den Neubau der Feuerwache oder die Schaffung von Kitas. Für die Erweiterung der Gemeinschaftsschule Wiesenfeld hat Glinde elf Millionen Euro gezahlt. Die Arbeiten wurden im vergangenen Sommer abgeschlossen. Und den nächsten finanziellen Brocken hat die Stadt bereits vor der Brust: Die Schadstoffsanierung im Schulzentrum sowie in Wiesenfeld im Hauptgebäude und der Halle kostet mehr als sieben Millionen Euro.