Bargteheide. Trägerverein will Cinema Paradiso betreiben und kritisiert Verwaltung und Politik. Aber auch die Ehrenamtler geraten in die Kritik.

Der Trägerverein des Kleinen Theaters in Bargteheide kritisiert die Pläne von Stadt und Politik, mit einem Interessenbekundungsverfahren nach einem neuen Kinopächter zu suchen. Vereinsvorsitzender Olaf Nehls lehnt das Vorgehen ab und sieht sich vertraglich legitimiert, eigenständig das Kino zu organisieren. Dieser Vertragsauslegung widerspricht die Stadt. Unterdessen gerät auch der Trägerverein selbst weiter in die Kritik.

Mit einem Interessenbekundungsverfahren soll nach einem neuen Kinobetreiber gesucht werden, nachdem der bisherige Pächter des Cinema Paradiso, Hans Peter Jansen, seinen Rückzug angekündigt hatte. Der Haupt- und Sozialausschuss hat darüber jetzt beraten, die Entscheidung wegen einer zu langen Tagesordnung allerdings auf nächsten Mittwoch (28. November) vertagt. Doch Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht davon aus, dass die Vorlage breite Zustimmung bekommt. Bis zum 1. Februar soll ein neuer Betreiber gefunden werden. Im Interessenbekundungsverfahren wird ein Auswahlgremium über den Pächter entscheiden. Auf das Vorgehen hatte sich der Kulturarbeitskreis geeinigt.

„Wir werden mittlerweile pausenlos angegriffen“

Olaf Nehls, Vorsitzender des Trägervereins, griff in der Sitzung Stadtverwaltung und Politik an: „Da macht man etwas für die Stadt und bekommt nur in den Hintern getreten. Wir werden in der Stadt mittlerweile pausenlos angegriffen.“ Zu wenig Unterstützung bekomme sein Verein, der immerhin „mit Segen der Stadt“ die Koordination im Kleinen Theater übernommen habe.

Durch eben diese Koordinationsvereinbarung hält Nehls den Verein für legitimiert, auch ohne Interessenbekundungsverfahren den Kinobetrieb zu übernehmen – oder zumindest mitzuentscheiden, wer dort künftig das Programm gestaltet. Die Stadt interpretiert den Vertrag anders. So sei der Kinobetrieb nicht Teil der Vereinbarung.

Trägerverein will den Kulturbetrieb komplett übernehmen

Der Trägerverein macht keinen Hehl daraus, dass er den Kulturbetrieb im Kleinen Theater komplett übernehmen will. Nehls: „Das Drei-Säulen-Modell funktioniert nicht mehr.“ Es herrsche eine Atmosphäre, die das Ganze in bestimmten Konstellationen in der Zukunft unmöglich mache.

Gemeint ist damit in erster Linie die Konstellation mit Hans Peter Jansen, der den Trägerverein in den vergangenen Wochen scharf kritisierte. Der Kinopächter wird seinen Vertrag mit der Stadt nicht verlängern. Als Grund führt Jansen regelmäßige Überschreitungen der Belegungszeiten im großen Saal durch den Trägerverein an. Jansen rechnete öffentlich mit dem Trägerverein ab. Spätestens seitdem ist das Verhältnis völlig zerrüttet. Der Konflikt ist in eine regelrechte Schlammschlacht ausgeartet.

In der Bevölkerung wächst der Unmut über die Zustände

Auch in der Bevölkerung wächst der Unmut über die Zustände in dem ehemaligen Vorzeige-Kulturzentrum „Kleines Theater“. „Es wäre schön, wenn die Meinung von Bürgern mal ernst genommen wird“, sagt die Bargteheiderin Birgit Schröder und nimmt Bezug auf einen Brief, der unter Beifall in der letzten Sitzung vorgetragen wurde. Darin wird dem Trägerverein die Verantwortung für die Zersetzung des Theaters zugeschrieben.

Fakt ist, dass mit Jansen der letzte Kulturschaffende aus der Zeit der ehemaligen Intendantin Kirsten Martensens das Haus verlässt. Caro Dibbern (Theaterschule „Blaue Wolke“), Manfred Kutsche (Kulturring), Pastor Jan Roßmanek – alle verließen das Theater im Streit mit dem Trägerverein.

Einige Politiker sehen Abgänge kritisch

Olaf Nehls sieht die Schuld bei den anderen: „Roßmanek und Dibbern haben sich zerstritten und die Theaterschule aufgelöst.“ Caro Dibbern widerspricht der Darstellung auf Nachfrage. Einen Streit habe es nie gegeben.

Dass die ursprünglichen Akteure nach und nach gehen, fällt natürlich schon auf
Dass die ursprünglichen Akteure nach und nach gehen, fällt natürlich schon auf © Milena Clar Fotografie | Milena Clar Fotografie

Dass die ursprünglichen Akteure nach und nach das Theater verließen, sorgt mittlerweile auch in Teilen der Politik für Unbehagen. „Das fällt natürlich schon auf“, sagte Michael Schröer (Die Grünen). Eine pauschale Aussage über Personen oder den Trägerverein treffen wolle er aber nicht.

Bürgermeisterin will Zusammenarbeit durch klare Regeln

Auch Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht steht der aktuellen Struktur mittlerweile eher kritisch gegenüber. Immerhin sollte ein Trägerverein Ruhe und Struktur ins Kleine Theater bringen. Das ist ganz offensichtlich nicht gelungen. Kruse-Gobrecht: „Wir wollen erreichen, dass die Zusammenarbeit im Haus durch klare Vereinbarungen in Zukunft gewährleistet ist.“

Eigentlich sollte erst 2021 ein neues Konstrukt diskutiert werden, wie es weitergehen könne. Der Trägerverein galt als Interimslösung. Jetzt, auch das ist Teil der aktuellen Beschlussfassung, soll sich die Politik ab Anfang 2019 über „den künftigen Rahmen“ der Theaterarbeit unterhalten.