Bargteheide. Stadt soll neuen Betreiber suchen. Jansen will sich auf Ausschreibung nicht bewerben. Strukturen sollen neu geordnet werden.

Neue Hoffnung für das Bargteheider Kino: Die Mitglieder des Haupt- und Sozialausschusses haben in nicht öffentlicher Sitzung lange über Lösungsmöglichkeiten diskutiert, wie es nach der Schließung des Cinema Paradiso im Dezember weitergehen könnte. „Es ist Konsens über alle Fraktionen hinweg, dass wir uns das Kleine Theater ohne Kino nicht vorstellen können“, sagt Mathias Steinbuck, Fraktionschef der CDU. „Deshalb soll die Verwaltung dafür sorgen, dass der Betrieb möglichst nahtlos weitergeht.“

SPD und Grüne hatten das Thema per Dringlichkeitsantrag auf die Tagesordnung setzen lassen. Ziel war es, die Schließung des Cinema Paradiso doch noch zu verhindern. Sie wollten die Stadtverwaltung dazu bringen, den auslaufenden Pachtvertrag mit Hans-Peter Jansen um zwei Jahre zu verlängern. Für diesen Vorschlag gab es aber keine Mehrheit. Die Meinungen der Politiker über die Person Jansen sind gespalten. Grüne, SPD und FDP würden ihn gern behalten. „Er steht für Kinokultur und ist ein Enthusiast, der in Bargteheide ein tolles Programm macht“, sagt die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ruth Kastner. „So jemanden finden wir nicht noch einmal.“ Auch für die FDP gehört ein Kino zum Kulturstandort Bargteheide unbedingt dazu – und das am liebsten unter der Leitung Jansens. „Wir würden uns freuen, wenn er unter den neuen Bedingungen weitermacht“, sagt Stadtvertreter Dirk Backen.

Kinobetrieb soll neu ausgeschrieben werden

Die Politiker wollen, dass die Stadt den Kinobetrieb schnellstmöglich öffentlich ausschreibt, einen neuen Pachtvertrag mit klaren Bedingungen für die Nutzung des Saals erstellt. „Der bisherige Vertrag hatte Lücken, die immer wieder zu Streit geführt haben“, sagt Gerhard Artinger von der Wählergemeinschaft für Bargteheide (WfB). „Deshalb ist es gut, wenn die Stadt einen fairen Entwurf gestaltet.“ Auch Jansen soll die Chance bekommen, sich zu bewerben. Er lehnt dieses jedoch ab, sagt: „Unter den gegebenen Voraussetzungen kommt eine Fortführung des Kinos für mich nicht mehr infrage.“ Der Grund sei die schlechte Zusammenarbeit mit dem Trägerverein und der Streit um die Terminvergabe im Kleinen Theater. „Der neue Vertrag wird sicherlich so aussehen, dass der Trägerverein mehr Tage als bisher erhält“, mutmaßt Jansen. Und weiter: „Dann ist ein Kinobetrieb nicht mehr attraktiv.“

Grüne und SPD hatten dafür plädiert, das Thema im Ausschuss wegen der hohen Relevanz für die Bargteheider Bürger öffentlich zu diskutieren. Jansen hatte dem im Vorfeld schriftlich zugestimmt. Politiker von CDU, WfB und FDP sprachen sich dagegen aus. „Haben Sie sich bemüht, auch eine entsprechende Genehmigung vom Trägerverein zu bekommen?“, fragte Mathias Steinbuck in Richtung der Antragstellerin Ruth Kastner. „Das nicht zu tun, finde ich vom Grundprinzip her merkwürdig.“

Politik diskutierte hinter verschlossenen Türen

Statt öffentlich diskutierten die Politiker am Mittwoch bis 23 Uhr hinter verschlossenen Türen. „Wir haben uns intensiv ausgetauscht“, sagt Artinger. Der Ball liegt laut Ruth Kastner nun bei der Stadt. Die Verwaltung zeigt sich darüber auf Abendblatt-Anfrage irritiert. „Der Ausschuss hat keine Beschlüsse gefasst“, sagt Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht.

„Wir haben uns für die weitere Beratung auf mögliche Verfahrensschritte verständigt, die sicherstellen, dass auch künftig in Bargteheide gutes Kino laufen kann“, so die Bürgermeisterin. „Auf welchem Weg dies letztlich ermöglicht wird, bleibt der Entscheidung der Politik vorbehalten.“ Am 7. November wird sich voraussichtlich die Arbeitsgruppe Kultur mit dem Thema beschäftigen, am 20. November ist die nächste Sitzung des Haupt- und Sozialausschusses.

Hautpamtlicher Intendant könnte Chaos beseitigen

„Es muss das Ziel sein, bis Januar jemanden zu finden, der den Kinobetrieb weiterführt“, sagt Kastner. Bei nur noch zwei Monaten Zeit sei das aber „eine große Herausforderung“. Sie habe Sorge, dass es nicht gelingt, so schnell einen geeigneten Nachfolger zu finden. CDU-Politiker Steinbuck zeigt sich zuversichtlicher. Er habe bereits von mehreren Kino-Interessenten gehört, die auch Erfahrung in der Branche hätten. „Vielleicht finden wir schneller eine Lösung, als alle denken“, sagt er. Klar ist nach der Sitzung, dass der bisherige Vertrag mit Jansen zum Jahresende ausläuft. Der Bargteheider hätte die Option auf Verlängerung nach Informationen des Abendblattes bereits im Oktober 2017 ziehen müssen, tat dies aber nicht.

Die Grünen wollen dafür sorgen, dass die „konfliktträchtige Konstruktion mit Theater-Restaurant, ehrenamtlichem Trägerverein und professionellem Kinobetreiber bis Ende 2020 auf den Prüfstand gestellt wird“. Dann laufen alle alten Pachtverträge im Kleinen Theater aus. Kastner wirbt für einen hauptamtlichen Intendanten am Kleinen Theater. Eine Lösung, die das Abendblatt bereits vorgeschlagen hatte. Kruse-Gobrecht bestätigt, dass die Vertragslagen und die Zusammenarbeit im Kleinen Theater evaluiert werden und die konzeptionelle Neuordnung des Hauses geplant werden soll.