Bad Oldesloe. Nach der Absage der Vorführung in Bad Schwartau will die Stadt ein Zeichen gegen rechts setzen. „Wildes Herz“ könnte im OHO laufen.

Nachdem die Vorführung der Dokumentation „Wildes Herz“ über die linke Rockband Feine Sahne Fischfilet in Bad Schwartau wegen einer Terrordrohung abgesagt wurde, könnte der Film in Oldesloer OHO-Kino gezeigt werden. Die Kulturabteilung der Stadt hat Gespräche mit Kinobetreiber Heinz Wittern geführt.

Am vergangenen Mittwoch hatte eine Gruppe namens „Enkel von Adolf Hitler“ in einer Mail damit gedroht, Schüler während der Vorführung mit Sturmgewehren zu erschießen und das Kino zu sprengen. Daraufhin war die Veranstaltung der Schulkinowoche in Bad Schwartau wegen Sicherheitsbedenken abgesagt worden.

Kultur- und Bildungszentrum positioniert sich klar gegen rechts

Mit der Absage der Vorführung beschäftigt sich jetzt auch die Kulturabteilung der Stadt Bad Oldesloe, die gerade das neue Halbjahresprogramm im Kultur- und Bildungszentrum (KuB) vorgestellt hat. Denn darin finden sich einige Veranstaltungen, mit denen sich das KuB klar gegen rechts positioniert. „Das hat auch mit Kunstfreiheit zu tun“, sagt Inken Kautter mit Blick auf die Geschehnisse in Bad Schwartau. Es dürfe nicht sein, dass Rechtsextremisten bestimmen, was gezeigt wird. Deswegen will sie den Film in Bad Oldesloe zeigen.

Bereits geplant ist im nächsten Jahr ein Vortrag von Franziska Schreiber. Die frühere Pressesprecherin der ehemaligen AfD-Chefin Frauke Petry berichtet darin über ihren Ausstieg aus der Partei. Diese steht auch nach der Terrordrohung gegen die „Wildes Herz“-Vorführung in der Kritik. Denn die Landesvorsitzende der AfD Schleswig-Holstein, Doris von Sayn-Wittgenstein, hatte in den Tagen vor der Morddrohung die Filmvorführung öffentlich angeprangert und den Namen der Schule und des Kinos sowie den Treffpunkt für die Filmvorführung veröffentlicht. Grüne und Linke sehen eine Verbindung und kritisierten die AfD-Politikerin scharf. Linken-Politiker Lorenz Gösta Beutin forderte sie zum Rücktritt auf: „Hier geht die Saat des Hasses auf. Wer Nazis gegen Kinder aufhetzt, hat jegliche Menschlichkeit und Politikfähigkeit verloren.“

Kinobetreiber will sich nicht einschüchtern lassen

Die Kulturabteilung von Bad Oldesloe will sich Einschüchterungsversuchen von rechts nicht beugen und plant jetzt eine eigene Vorführung der Dokumentation „Wildes Herz“. Inken Kautter: „Wir befinden uns derzeit in Gesprächen mit dem OHO-Kino.“

Das bestätigt Kinobetreiber Heinz Wittern auf Nachfrage: „Wir haben darüber gesprochen. Wenn die Oldesloer sagen, dass sie den Film sehen wollen, dann würde ich ihn auch zeigen.“ Einschüchtern lasse er sich nicht, sagt Wittern und verweist auf den Film „The Interview“ (2014). Die Slapstick-Komödie handelt von einem Mordkomplott der CIA gegen Nordkoreas Staatsoberhaupt Kim Jong-un. Vor seiner Veröffentlichung löste der Film eine politische Kontroverse und Anschlagsdrohungen auf Kinogänger aus, die zu einer zeitweiligen Absage des Kinostarts von Sony Pictures führten. Wittern: „Den habe ich trotzdem gezeigt.“ So hält er es auch mit der Dokumentation über „Feine Sahne Fischfilet“ von Charly Hübner. Der Film beleuchtet, wie sich die Punktband gegen rechts engagiert. Den Film nur zeigen um zu provozieren, wolle Wittern aber nicht. Ob und in welchem Rahmen „Wildes Herz“ gezeigt wird, ist Teil weiterer Gespräche.