Bad Schwartau/Hamburg. Nach einer Droh-Mail wurde eine Schulvorführung der Charly-Hübner-Doku “Wildes Herz“ über Monchi Gorkow abgesagt.
Nach Eingang einer Droh-Mail hat das Movie Star Kino in Bad Schwartau eine Vorstellung des Films „Wildes Herz“ aus dem Programm gestrichen. In dem Dokumentarfilm des Schauspielers Charly Hübner geht es um den Frontmann der linken Punkband Feine Sahne Fischfilet, Jan „Monchi“ Gorkow. Die geplante Filmvorführung war Bestandteil der Schulkinowoche, die vom 26. bis 30. November läuft. In der E-Mail wurden auch Schusswaffen und Sprengstoff erwähnt. Die Polizei ermittelt.
Nach Gesprächen mit den Sicherheitsbehörden entschloss sich der Kinobetreiber schließlich, die Vorstellung ausfallen zu lassen. Die Bildungsministerin Karin Prien (CDU) will nun versuchen, eine „sichere Vorführung“ des Films zu organisieren. „Es ist nicht hinnehmbar, dass eine pluralistische Gesellschaft vor extremistischen Drohungen in die Knie geht und sich in ihren Freiheiten beschneiden lässt“, sagte sie.
Die Drohung steht wohl in Zusammenhang mit einer Empfehlung zum Besuch dieses Films, die die Leitung einer Schule in Timmendorfer Strand schriftlich ausgesprochen hatte – als „Information zum Klassenausflug“ des neunten Jahrgangs. Darin wurde die AfD indirekt mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht. Bei der Ministerin stieß das auf Kritik. Die Schulen seien zur politischen Neutralität verpflichtet, so Prien.
Vorwürfe an AfD: Sayn-Wittgenstein hat "gegen Schule gehetzt"
Der SPD-Landtagsabgeordnete Kai Dolgner sagte zur Absage des Films: „Ich hätte nie gedacht, dass wir schon so weit sind, dass die zuständige Polizeibehörde keine andere Möglichkeit sieht, als aufgrund einer anonymen E- Mail zur Absage eines mehrfach preisgekrönten Dokumentarfilms zu raten, gegen den seit geraumer Zeit von Rechts gehetzt wird. Ich erwarte, dass das von Frau Prien angekündigte Sicherheitskonzept schnellstmöglich erarbeitet wird, um den Schülerinnen und Schülern die Aufführung zu ermöglichen.“
Lasse Petersdotter, Landtagsabgeordneter der Grünen, attackierte die schleswig-holsteinische AfD-Chefin Doris Sayn-Wittgenstein. „Zur Diskussion gehört auch, dass die AfD-Landesvorsitzende in den vergangenen Tagen massiv gegen die Schule und ihre Veranstaltung gehetzt hat. Allein bei Facebook wurde ihr Beitrag fast 700mal geteilt“, sagte er. „Einmal mehr muss sich auch hier die AfD klar zu rechtsextremen Drohungen positionieren.“
Neunklässler weist AfD-Spitze zurecht: "Was geht sie das an?"
In der Tat hatte Sayn-Wittgenstein auf Facebook ein Foto von der Klassenausflugs-Info der Schule gepostet und geschrieben: „Die Vorführung eines Films, der eine linksradikale Band, die zu Gewalt gegen Polizisten aufruft, von der Mitglieder im Fokus des Verfassungsschutzes standen, positiv darstellt, ist ein Unding“. Sayn-Wittgenstein weiter: Dies sei ein „massiver Verstoß gegen die Verfassung“.
Ein Facebook-Post, der vielfach kommentiert wurde. Ein gewisser Calvin Behrens schrieb: „Was geht sie das an, ich bin in der neunten Klasse und das ist unsere Sache, welchen Film wir gucken. Das sind die Schulkinowochen, das wird in ganz Deutschland gezeigt.“