Ahrensburg. Anwohner der Siedlung Am Hagen beklagen, dass viele Autofahrer die Tempo-30-Zonen ignorieren. Stadt wartet auf Studie zur Südtangente.

In der Siedlung Am Hagen liegt die U-Bahn-Fahrt nach Hamburg ebenso nah wie ein Spaziergang in die Natur. Am Dänenweg hat Heinrich Beck sein Wohnglück gefunden. Hinter dem Haus ein großer Garten, vor der Tür Tempo 30. „Ein idyllischer Ort“, sagt Beck. Wären da nicht die vielen Autofahrer, die sich nicht an das Tempolimit halten. „Brandgefährlich“, findet Beck, „weil hier viele Familien mit Kindern wohnen.“

Wie dem Ahrensburger geht es vielen Menschen in Stormarn, die sich über Temposünder ärgern. Wer von Süden auf der Sachsenwaldstraße nach Kuddewörde fährt, sieht ein selbstgemaltes Tempo-30-Schild in einer Tempo-50-Zone, das von dieser Wut erzählt. „Für unsere Kinder“ ist in Handschrift darauf geschrieben, das letzte Wort ist besonders dick gemalt. Irgendwer hat noch eine 1 vor die 30 gepinselt, so dass jeder, der genau hinblickt, auch Tempo 130 lesen kann. Es gibt auch Menschen, die sich über zu viel Beschränkungen im Straßenverkehr ärgern.

Wer, wo, wie schnell fahren darf, regelt die Straßenverkehrs-Ordnung. Nach ihr entscheiden die Behörden, wo etwa Tempo-30 angebracht ist. Dabei spielt die Funktion der Straße eine Rolle: ist sie etwa für den Durchgangsverkehr wichtig oder steht die Schulwegsicherung im Vordergrund. Auch wie häufig Unfälle passieren, ist relevant. Voraussetzung zur Prüfung kann auch der Antrag eines Bürgers sein. Dass Behörden und Anwohnern dabei auch uneins sind, zeigt das Beispiel der Ahrensburger Siedlung Am Hagen. „Teilweise fahren die hier mit bis zu 70 Kilometern pro Stunde“, sagt Heinrich Beck.

Mit hohem Tempo in Richtung der Grundschule unterwegs

Er kennt sich aus, war Jahrzehnte lang als Berufskraftfahrer unterwegs, bis es vor drei Jahren mit einem Rückenleiden in Frührente ging. Seither bekomme er mit, was vor der Haustür passiert. „Ich bin im Straßenverkehr sicher kein Heiliger“, sagt Beck, „aber beim Rasen in Tempo-30-Zonen hört es auf.“ Ein paar hundert Meter weiter liegt die Grundschule Am Hagen.

Dass Autofahrer am Dänenweg gern aufs Gaspedal drücken, liege an der Straßenführung, sagt der 59-Jährige. Die Straße ist schnurgerade. Rechts und links sorgen absolute Halteverbote für freie Bahn. Beck will daran etwas ändern. Seit einem Jahr hat er Kontakt zur Verwaltung, hat auch mit der Polizei gesprochen. „Es kann nicht sein, dass immer etwas Schlimmes passieren muss, bevor etwas geändert wird“, sagt Beck. Markierungen auf der Fahrbahn könnten helfen, sagt er. Im benachbarten Wohnviertel Waldgut Hagen sieht man es ähnlich. „Die Verkehrsbelastung ist massiv gestiegen“, sagt Jürgen Siemers, der am Starweg wohnt und dem Bürger- und Grundeigentümerverein der Siedlung vorsitzt. 30er-Zonen würden regelmäßig ignoriert. Besonders gravierend sei der Verkehr auf der Straße Brauner Hirsch. Hier gilt Tempo 50. Eigentlich. Seit Jahren beklagen Anwohner aus Ahrensfelde und den Siedlungen Hagen und Waldgut Hagen den wachsenden Querverkehr im Süden der Stadt. Sie fordern den Bau einer Ortsumgehung. Ob eine solche Südtangente kommt, wird derzeit von der Stadt in einer Machbarkeitsstudie geprüft. „Die Ergebnisse sollen voraussichtlich im November oder Dezember im Bau- und Planungsausschuss vorgestellt werden“, heißt es dazu im Rathaus: „Erst wenn diese endgültige Einschätzung vorliegt und die Entscheidung für oder gegen den Bau einer Umgehungsstraße gefallen ist, wird über weitere Konsequenzen wie beispielsweise bauliche Veränderungen sinnvoll nachgedacht werden.“

Polizei kontrolliert auch nach Beschwerden von Bürgern

Marco Hecht-Hinz von der Ahrensburger Polizei sagt: „Langfristig ist nur durch bauliche Veränderungen Abhilfe zu schaffen.“ Grundsätzlich sei das Polizeiautobahn- und Bezirksrevier in Bad Oldesloer für Geschwindigkeitsmessungen im Kreis zuständig. Örtliche Reviere, auch die Ahrensburger Polizei, setzen zudem auf punktuelle Kontrollen mit Lasermessgeräten. Hecht-Hinz: „Wir messen immer wieder dort, wo zu schnell gefahren wird, auch nach Bürgerbeschwerden.“

Auch die Stadt hat Möglichkeiten, gegen die Raser vorzugehen. Sie kann Warntafeln aufstellen, die das Tempo messen. Eine von ihnen mahnt am Ortseingang Autofahrer aus der Richtung Delingsdorf. Auch an der Sachsenwaldstraße, die in Kuddewörde zur Möllner Landstraße wird, stehen zwei solcher Geräte. Aber: „Sie haben lediglich einen erzieherischen Effekt“, sagt Ahrensburgs Rathaussprecherin Imke Bär. Neben den festen Tafeln gebe es für das Stadtgebiet auch einen tragbaren Raserschreck. Weil sich Heinrich Beck bei der Stadt gemeldet hat, soll der bald im Dänenweg aufgestellt werden.

Das freut auch Nachbarin Silke Quast-Müller, die am Pionierweg wohnt, der parallel zum Dänenweg in der Siedlung Am Hagen verläuft. Sie ist Vorsitzende der Bürgergemeinschaft, die sich um die Belange des Viertels kümmert: „Raser finden überall eine Rennstrecke.“ Interessant auch, was die 73-Jährige noch beobachtet: Mütter, die mit hohem Tempo ihre Kinder in die Kita im Pionierweg fahren. „Ich verstehe ja, sie haben es wohl eilig zur Arbeit. Aber das ist sehr gefährlich.“

Wie denken Sie über dieses Thema? Wie sieht es an ihrer Straße aus, in ihrer Nachbarschaft? Schreiben Sie an das Hamburger Abendblatt, Regionalausgabe Stormarn, Große Straße 11/13, 22926 Ahrensburg oder per Mail an die Adresse stormarn@abendblatt.de