Reinbek. Baugrund wurde untersucht. Zustand der Brücke ist noch schlechter als bisher gedacht. Spundwand kostet etwa 500.000 Euro.

In die Reinbeker Ufermauer an der Schlossstraßenquerung über der Bille kommt Bewegung – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: Aktuelle Untersuchungen haben ergeben, dass das gut 200 Jahre alte Bauwerk noch instabiler ist, als eh schon gedacht.

Zwölf Meter tief hat eine Spezialfirma bei einer Baugrunduntersuchung im Erdreich bohren müssen, bis sie auf ausreichend festen Grund gestoßen ist. „Auf Höhe der Bille besteht die Schicht darüber im Wesentlichen aus weicher Mudde, einer Art Schlamm“, erklärt Tiefbauingenieur Norbert Wulff. „Die Schicht darüber wurde damals mit Sand und Ziegelresten aufgefüllt.“ Es besteht nach Angaben des Experten die Gefahr eines Grundbruchs – der Boden hält dann nicht mehr. Bauamtsleiter Sven Noetzel: „Bei der Ausgangslage dürfte die Mauer eigentlich gar nicht mehr stehen.“

Schon im Mai hatte die Stadt als Sofortmaßnahme mehrere 1,5 Tonnen schwere Betonblöcke geordert, die die Mauer seitdem provisorisch abstützen. Alle Fahrzeuge über 7,5 Tonnen dürfen die Schlossstraße gar nicht mehr passieren, zudem wird der Verkehr nur einseitig über die Brücke geführt. Das wird sich bis auf weiteres auch nicht ändern können, heißt es aus dem Rathaus. Die Gefahr, dass die Ufermauer dem Druck, der von der darüber verlaufenden Straße ausgeübt wird, nicht mehr standhält und die gesamte Böschung ins Rutschen kommt, ist zu groß.

Die Bohrungen brachten ein weiteres interessantes Ergebnis

Geplant ist nun eine zwölf Meter lange Spundwand, die entlang der Schlossstraße 13 bis 14 Meter tief in den Boden gepresst wird. Damit sie tatsächlich eine Stütze ist, muss sie in Richtung Schlossstraße in einem 45 Grad Winkel bis zu 16 Meter tief verankert werden. Geschätzte Kosten zum jetzigen Zeitpunkt: rund 500.000 Euro. Sinnvoller wäre es aber, so Norbert Wulff, die Spundwand stattdessen hinter der historischen Ufermauer einzubauen. Damit wäre sowohl die Straße als auch die Ufermauer gesichert: Die Gesamtkosten ließen sich deutlich minimieren.

Die Bohrungen haben diesbezüglich noch ein weiteres interessantes Ergebnis zutage gefördert. Die Politik geht bislang davon aus, dass die Stadt nicht für die Sanierung der Ufermauer aufkommen müsse, weil diese vor 200 Jahren in erster Linie gebaut worden sei, damit die Bille ungehindert fließen kann. Dementsprechend sieht sie das Land Schleswig-Holstein nach dem Landeswassergesetz in der Pflicht, die Kosten zu übernehmen. Die Verwaltung und auch das Land vertreten jedoch die Ansicht, dass es sich bei der Ufermauer um eine bauliche Anlage handelt, für deren Sanierung die Stadt aufkommen muss. Nach den Bohrergebnissen stellt es sich nun so dar, dass Böschung und Ufermauer entstanden, damit Straße und Dänenbrücke gebaut werden konnten.

Fest steht: Es besteht schneller Handlungsbedarf. Ob Ufermauer und Böschung einem weiteren Hochwasser standhalten, ist schon jetzt fraglich.