Bargteheide. Hans-Peter Jansen verlängert Vertrag mit der Stadt Bargteheide nicht. Er führt wirtschaftliche Gründe und „fehlendes Miteinander“ an.
Das Cinema Paradiso in Bargteheide stellt seinen Kinobetrieb zum 30. November ein. Das bestätigte Betreiber Hans-Peter Jansen dem Abendblatt am Dienstagabend auf Anfrage. Er sagt: „Ich habe der Stadt Bargteheide mitgeteilt, dass ich den Betrieb des Kinos aufgebe. Mein Mietvertrag läuft zum 31. Dezember aus. Ich werde ihn definitiv nicht verlängern. Den letzten Monat brauche ich zum Abwickeln.“ Wirtschaftliche Gründe seien maßgeblich für seine Entscheidung gewesen.
„Der Theaterbetrieb nimmt dem Kino die Luft weg.“ Die Zahl der Besucher habe sich von rund 22.000 im Jahr 2015 mittlerweile etwa halbiert. So sei der Betrieb nicht aufrechtzuerhalten. Für ihn sei es „ein sehr trauriges Ereignis“, dass das mehrfach ausgezeichnete Kino nun endgültig vor dem Aus steht.
Schon im Oktober 2017 hatte Hans-Peter Jansen gegenüber dem Abendblatt „deutliche Missstände“ im Haus und in der Zusammenarbeit mit der Stadt und dem neuen Trägerverein beklagt. Damals sagte er: „Ändert sich nichts, höre ich auf. Diesem Haus fehlt die Seele.“ Er selbst sehe sich als „letzten Kreativen“, forderte eine Reaktivierung des Kulturrings, der seine Arbeit eingestellt hatte.
Bürgermeisterin bedauert die Entscheidung Jansens
Am Dienstag bewertete Jansen die neue Konstellation im Kleinen Theater, die seit 2017 aus Trägerverein, Foyer-Restaurant Papillon und ihm besteht, so: „Die Zusammenarbeit ist nicht so, dass ich das Kino erfolgreich weiterbetreiben kann. Das Miteinader funktioniert einfach nicht.“ Vorrangig geht es bei dem Streit zwischen Kinobetreiber und Trägerverein um die Saal-Belegungszeiten für die Freitage und Sonnabende.
Jansen sagt, mit der Besucherzahl von 2015 sei der Betrieb wirtschaftlich noch einigermaßen darstellbar gewesen. Bei Eintrittspreisen von durchschnittlich acht Euro habe er damals noch einen Umsatz von knapp 180.000 Euro erzielen können. Davon blieben ihm nach Abzug der Kosten für den Filmverleih gerade einmal etwa 30 Prozent. „Angesichts der Tatsache, dass die Nebenumsätze durch Getränke und Süßigkeiten inzwischen in der Tendenz gegen Null gehen“, so Jansen, bleibe für Miete, Betriebs- und Personalkosten schlichtweg nicht genug übrig. „Wir bedauern diesen Schritt sehr, können die Beweggründe aber nachvollziehen“, sagt Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht. Jansen habe ihr Anfang September mitgeteilt, dass er seinen Pachtvertrag mit der Stadt nicht verlängern wolle. Auch in dem Gespräch habe er als Grund die schwierige wirtschaftliche Lage angeführt. „Für die gesamte Kinobranche lassen sich diese veränderten Bedingungen erkennen“, sagt Kruse-Gobrecht. „Insbesondere das Jahr 2018 mit seinem lang anhaltendem Sommer hat die Wirtschaftlichkeit vieler Häuser beeinträchtigt.“ Sie danke Jansen „für 13 Jahre Cinema Paradiso im Kleinen Theater und die Bereicherung der Kulturlandschaft Bargteheides in diesen vielen Jahren“.
Kino war immer wieder ein Ort von Premieren
2005 hatte Jansen das Kino von der damaligen Pächterin Kirsten Martensen übernommen und in Cinema Paradiso umbenannt. Mehrfach war das Kinoprogramm vom Kultusministerium Schleswig-Holstein sowie dem Bundesministerium ausgezeichnet worden. Eine mit 2500 Euro dotierte Auszeichnung erhielt er 2016 für sein Haus. Der Bargteheider hatte sein Programm stets mit Bedacht ausgewählt, wie er sagt: „90 Prozent der Filme habe ich vorab gesehen, für gut befunden.“ Das Kino war immer wieder Ort von feierlichen Premieren. Regelmäßige Gäste waren etwa der Regisseur Detlev Buck oder der aus Bargteheide stammende Schauspieler David Kross.
Joachim Krämer, Vize-Vorsitzender des Trägervereins, zeigt sich von der Nachricht überrascht: „Wir bedauern es sehr, dass Herr Jansen den Betrieb einstellen will. Aber wenn es wirtschaftliche Gründe gibt, muss man das akzeptieren.“ Der Verein sehe den Streit um die Saalbelegung nicht als Grund für Jansens Rückzug.
Jansen sagt, der jetzige Schritt mache ihn „sehr traurig“. Schlussendlich sei es aber so, dass er sieben Kinos betreibe. Und: „Das in Bargteheide braucht zwar mich, aber ich brauche dieses Haus nicht.“