Reinbek. Unternehmen will der Stadt Pfad abkaufen. Dagegen protestierten Bürger. Jetzt bahnt sich eine Lösung an.

Marco Linari spricht von einer „dreijährigen Hängepartie und Frust“. Der Mann hat ein Problem. Er ist Geschäftsführer des Arznei-Herstellers Allergopharma mit Sitz in Reinbek und will der Stadt einen öffentlichen Weg abkaufen, um die beiden Betriebsgelände zu verbinden (wir berichteten). Denn nur so, argumentiert die Firma, lassen sich die Expansionspläne in den USA verwirklichen. Auch dafür hatte der Mutterkonzern Merck rund 42 Millionen Euro in ein neues Produktionsgebäude investiert, das von den Bestandsimmobilien durch eben jenen Pfad getrennt ist.

Allergopharma beteuert, dass ein geschlossenes Areal Bedingung ist, um von der zuständigen US-Behörde, der Food and Drug Administration (FDA), eine Lizenz zu erhalten. Dem glaubt eine Bürgerinitiative, die dem Vorhaben kritisch gegenübersteht, nicht. Ihr Wirken trägt maßgeblich dazu bei, dass sich die Politik bei der Entscheidungsfindung Zeit lässt. Sie bestimmt, ob veräußert wird. Außerdem konnte das Unternehmen keinen Nachweis für seine Behauptung erbringen. Um eine schnelle Lösung zu erreichen, hat Allergopharma jetzt eine Alternative vorgeschlagen, die bei Entscheidungsträgern gut ankommt.

Allergopharma verhandelt mit Nachbarn über Grundstück

Sie sieht nur den Erwerb des vorderen Wegeteils vor. Ab der Mitte soll als Ersatz ein Pfad um die neue Produktionsstätte bis zur Scholtzstraße im Gewerbegebiet geschaffen werden, die in die Hermann-Körner-Straße mündet. Dafür stellt Allergopharma eigenen Grund zur Verfügung. „Und wir sind in Abstimmung mit einem Nachbarn, Teil seines Geländes zu nutzen“, sagt Linari. Der Geschäftsführer ist genervt, weil er Produkte, die in den USA vertrieben werden sollen, immer noch nicht zur Prüfung hat einreichen können. „Für uns schließt sich das Zeitfenster, wir benötigen den Weg innerhalb der kommenden sechs Monate.“

Die SPD hat Allergopharma mit seinem Vorschlag überzeugt. „Das ist eine gute Idee, die man voll unterstützen kann“, sagt Fraktionschef Volker Müller. Auch die CDU äußert sich positiv. Der Fraktionsvorsitzende Patrick Ziebke: „Es wäre optimal, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wenn das die Lösung ist, mit der auch die Bürger vor Ort leben können, finde ich das toll.“ Die Grünen, nach der CDU zweitstärkste politische Kraft in der Stadt, könnten sich anschließen. „Aus unserer Sicht ist das eine machbare Variante“, so der Fraktionsvorsitzende Günther Herder-Alpen. Er stellt jedoch eine Bedingung: „An der Ecke Scholtzstraße/Hermann-Körner-Straße muss eine Querung für Fußgänger und Radfahrer installiert werden, die vom Unternehmen bezahlt wird.“

FDP-Fraktionschef fehlt noch ein Nachweis

Kritik übt hingegen FDP-Fraktionschef Bernd Uwe Rasch: „Ich würde dem nicht zustimmen, weil der Nachweis fehlt. Es geht nicht, sich auf das Bauchgefühl eines Geschäftsführers zu verlassen.“ Initiativensprecher Klaus Schumacher macht Hoffnung auf ein Ende des Wege-Streits: „Wir sind sehr erfreut, dass sich die Firma bewegt.“ Er spricht von einer „positiven Idee“ und schlägt eine Ortsbegehung mit Vertretern aus Verwaltung, Politik, Unternehmen sowie mit dem Behindertenbeirat vor.

Allergopharma beschäftigt in Reinbek rund 460 Mitarbeiter und ist einer der größten Gewerbesteuerzahler der Stadt. Das Unternehmen wurde im Jahr 1969 gegründet.