Bargteheide. Georg Krueger, Johannes und Yannick Rehder bauen Hopfen im eigenen Garten an. Gebraut wird in Grönwohld.

Northern Brewer, Fuggles, Cascade und East Kent Goldings – wer sich mit Hopfensorten auskennt und Bier mag, dem läuft wahrscheinlich jetzt das Wasser im Mund zusammen. All diese Sorten wachsen in einem Garten in Bargteheide und bilden die Grundlage für den Traum dreier Männer, ihr eigenes Bier aus selbst angebautem Hopfen zu brauen.

Die Brüder Yannick und Johannes Rehder (32 und 35) ließen sich schon im Teenageralter von ihrem Schulfreund Georg Krueger überzeugen, als der nach einem Schülerpraktikum bei der Hamburger Holsten-Brauerei zu ihnen sagte: „Das kriegen wir auch hin.“

Besonders stolz sind die drei Brauer auf ihren Hansehopfen

Die Jungs informierten sich über Zutaten, besorgten einen Braukessel und legten los. Das Ergebnis war ziemlich bitter. „Wir waren trotzdem begeistert, hatten riesigen Spaß am Vorgang des Brauens“, sagt Johannes Rehder. Immer wieder testen die Freunde Rezepte, lernen dazu, probieren Neues aus.

Nach der Schulzeit gehen sie getrennte Wege: Johannes wird Marketing-Fachmann, sein Bruder Yannick Sounddesigner. Georg studiert Agrarwissenschaften. Sie finden gute Jobs, gründen Familien. Die Zeit zusammen Hopfen auszuwählen, Malz einzumaischen, Stammwürze zu messen und Gärung zu kontrollieren, wurde immer knapper. Aber der Wunsch, eigenes Bier zu machen, ist geblieben. Das soll sich jetzt vom Hobby der Kumpels zu einer Marke entwickeln. Der Name: „Brauder“ (plattdeutsch für Bruder). „Sogenannte Craft-Biere, also von Laien handwerklich hergestellte Biere, sind Trend“, sagt Johannes Rehder. Vor allem in Großstädten gehören sie in jede Bar. Dort löschen Hipster ihren Durst und schmücken sich mit den oft aufwändig gestylten Flaschen. „Auf diesen Zug möchten wir aber nicht aufspringen“, sagt Marketing-Fachmann Rehder. „Wir wollen bodenständiges Bier brauen, das gut zu einem Feierabend auf dem Land passt.“

Die zapfenartigen Dolden des Hopfens sind bei der Ernte verschlossen.
Die zapfenartigen Dolden des Hopfens sind bei der Ernte verschlossen. © Verena Künstner | Verena Künstner

Bisher mussten die Bruder-Brauer ihren Hopfen, der neben Wasser, Malz und Hefe wichtigster Bestandteil reinen Bieres ist, ankaufen. „In diesem Jahr konnten wir erstmals unseren selbst angebauten Hopfen ernten“, sagt Johannes. Die krautigen Schlingpflanzen wachsen im Bargteheider Osten auf dem Grundstück von Georg Krueger, der gern einen Teil seines Gartens in seine Brauer-Zukunft investiert hat. Auf 100 Metern stehen rund 60 Pflanzen, die sich dank des sonnigen Sommers in ihrem ersten Jahr hervorragend entwickelt haben.

Hopfen-Anbau ist aufwendig

Der Weg dorthin war anstrengend. Mit Unterstützung von Familie und Freunden haben Johannes, Yannick und Georg in stundenlanger Wochenendarbeit den Boden ausgehoben und angereichert sowie das Feld vorbereitet. Sie bauten ein ausgeklügeltes Drahtsystem, an dem sich die rauen Stängel der Staude emporwinden können, sorgten für Bewässerung und hielten Unkraut in Schach. „Es hat sich gelohnt“, sagt Johannes Rehder und hält eine sattgrüne, zapfenartige Hopfendolde in seiner Hand. In ihr stecken klebrige gelbe Kügelchen, die das begehrte Lupulin enthalten. Der auch als Hopfenmehl bekannte Inhaltsstoff sorgt für das Aroma und das charakteristisch Bittere im Bier.

Besonders stolz sind die Bargteheider auf ihren Hansehopfen. Laut Rehder stammt die Sorte aus einem alten Anbaugebiet in der Region und ist Nachfahre des mittelalterlichen Hopfens. „Häufig wissen die Leute nicht, dass hier in der Region einmal die Hochburg des Hopfens war. Sie vermuten, dass er aus dem Süden stammt“, sagt der 35-Jährige.

Im 14. Jahrhundert sei jedoch erstmals in Hamburg mit Hopfen gebraut worden, da er das Getränk nicht nur aromatischer, sondern auch haltbarer machte. „Wir holen den Hopfen also in seine Heimat zurück.“ In ihrer Heimat wollen sie auch bleiben, wenn sie den nächsten Schritt als Brauer gehen: Den im August und September geernteten Hopfen wollen sie im Oktober im großen Stil verarbeiten. Und zwar in Grönwohld. Statt wie bisher auf Johannes’ Balkon oder in Georgs Schuppen wird in der Hausbrauerei von Torsten Schumacher gebraut. „Dort mieten wir uns als Wanderbrauer ein. Wir bringen unsere Zutaten mit, die Gerätschaften stehen uns dort zur Verfügung.“

Bargteheide könnte einen neuen Exportschlager bieten

Johannes, Yannik und Georg freuen sich auf den Termin, bei dem unter anderem ihr „Heller Bock“ entstehen soll und abgefüllt wird. Mit ihm haben sie 2017 bei der Deutschen Meisterschaft der Hobbybrauer das Finale erreicht. Das obergärige, bernsteinfarbene Bier hat einen Alkoholgehalt von sechs Volumenprozent, schmeckt fruchtig malzig und gehört fest zum Brauder-Sortiment. Die Bierfreunde experimentieren auch gern mit Zutaten wie Fliederbeersaft, Himbeeren oder Rum. „Wir machen, was uns Spaß macht und schmeckt“, sagt Johannes Rehder. Doch natürlich hoffe er, dass die Brauder-Biere auch bei vielen anderen gut ankommen, „Bargteheide bald einen Exportschlager mehr zu bieten hat“.

Die Homepage der Bierbrauer ist unter www.brauder-hamburg.de zu finden. Das Bier wird ab Dezember bei den Brauern und in ausgewählten Geschäften und Restaurants sowie Bars erhältlich sein.