Ahrensburg. Der Neubau auf Ahrensburger Stormarnplatz soll 50 Prozent mehr als bisher geschätzt kosten. Das sind die Gründe dafür.
Darauf warten mehr als 600 Fußballer in drei Ahrensburger Vereinen sowie Tausende Gästespieler seit Jahrzehnten: Die Stadt will auf dem Stormarnplatz ein neues Sporthaus für 1,25 Millionen Euro bauen. Damit sollen die beengten Verhältnisse in den beiden Umkleidekabinen im bald 60 Jahre alten Anbau des Bruno-Bröker-Hauses (BBH) ein Ende haben. Die Kommunalpolitiker beschließen heute Abend über den Entwurf und die Kosten (siehe unten rechts). Das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen zum Projekt.
Worauf beruhte die erste Kostenschätzung? Dass die Summe jetzt um mehr als 50 Prozent über den im Dezember 2017 im städtischen Etat bereitgestellten 800.000 Euro liegt, lässt sich erklären. „Damals war eine Zahl genannt worden, ohne ein konkretes Raumprogramm vorliegen zu haben“, sagt Robert Tessmer, Fachdienstleiter im Ahrensburger Rathaus. Deshalb habe es lediglich eine sehr grobe Schätzung gegeben.
Was hat sich zur alten Planung verändert? Der Neubau auf einer Freifläche an der Stormarnstraße – gegenüber dem Parkplatz Alte Reitbahn – bekommt einen Keller mit knapp 160 Quadratmetern für Lager- und Technikräume. Neu ist auch ein Versammlungsraum mit 54 Quadratmetern. Sechs Umkleideräume, Duschen, Toiletten (auch eine behindertengerechte), kleine Büros und zwei Schiedsrichterumkleiden komplettieren das zweigeschossige Gebäude. Die technische Ausstattung kostet allein rund 214.000 Euro.
Was halten die Vereine von dem Sporthaus? In die Planung wurden die drei Clubs Ahrensburger TSV (rund 520 Fußballer), Roter Stern Kickers (gut 60 Mitglieder) und FC Ahrensburg (knapp 50) einbezogen. „Zwischen März und Juli gab es sechs Treffen mit Vertretern aus Vereinen und Verwaltung“, sagt Tessmer. Am Ende stimmten alle Vereine für den Entwurf der Ahrensburger Architektin Sandra Foehlau. Bei einer Besichtigung des Kellers am Bröker-Haus waren sich alle Beteiligten schnell einig, dass die dunklen und verwinkelten Räume selbst als Lager für Sportgeräte nicht mehr nutzbar seien. Sogar eine seit Langem total kaputte Duschanlage war dort zu finden. Hinzu kam der Wunsch des Jugendarbeitsteams vom BBH, die beiden jetzigen Umkleidekabinen und den Keller nutzen zu wollen, um mehr Angebote für Kinder und Jugendliche zu schaffen. Unter dem Strich schlägt die Verwaltung den kompletten Umzug aller Fußballer ins vollunterkellerte Sporthaus vor.
Was passiert bei einer Verlegung der Sportplätze? Der Neubau weist eine wichtige Besonderheit auf. „Er ist so konstruiert, dass die Innenwände zwar massiv, aber nicht tragend sind“, sagt Architektin Sandra Foehlau. Damit ist ein späterer Umbau des Hauses für eine andere Nutzung problemlos möglich. Das wäre relevant, falls die Fußballplätze irgendwann doch aus dem Stadtzentrum ins Gewerbegebiet Beimoor verlagert werden sollten.
Wirkt sich der Bau auf die Tiefgarage oder den Stadtpark aus? Da das Sporthaus etwa 200 Meter entfernt von der Wiese am Rathaus auf der westlichen Seite des Stormarnplatzes steht, tangiert es die Pläne überhaupt nicht. Eine Tiefgarage könnte 240 bis 480 Plätze haben, fünf bis 16 Millionen Euro kosten. Den Stadtpark mit Skaterbahn und Grillplätzen möchte der Kinder- und Jugendbeirat.
Neubau an Lagerlöf-Gemeinschaftsschule
Wie kommen öffentliche Auftraggeber zu ihren Kostenschätzungen? „Wichtig ist es, den tatsächlichen Raumbedarf sauber zu ermitteln“, sagt Klaus Kucinski, Leitender Kreisbaudirektor bei der Stormarner Kreisverwaltung. Je später Veränderungen eingearbeitet werden müssten, desto teurer würden diese. Individuelle Großprojekte könne man nicht mit den Kosten für ein 08/15-Produkt von einem Fertighausanbieter gleichsetzen. „Da vergleicht man Äpfel und Birnen miteinander“, so der Fachmann. Bei der 112-Einsatzzentrale, die der Kreis derzeit plane, seien beispielsweise schon die Ausgaben für die moderne Technik immens. Und wenn man mehr Geld für einen Keller ausgebe, bekomme man ja auch mehr Gegenwert. Der Kreis habe gute Erfahrungen damit gemacht, einen Kostenpuffer einzurechnen. „Manchmal vergehen von den ersten Beratungen bis zur Realisierung Jahre, in denen häufig auch die Preise steigen“, sagt Kucinski.
Wie fällt die Entscheidung, wer den Auftrag bekommt? Bei kleineren Vorhaben gibt es eine beschränkte Ausschreibung, bei der mindestens drei Bieter direkt zu Angeboten aufgefordert werden. Für Großprojekte sind keine Beschränkungen vorgesehen. Neben dem Preis ist auch die Eignung der Unternehmen zu prüfen. „Das ist bei privaten Aufträgen ja nicht anders“, sagt Kucinski. Wichtiger Unterschied: Behörden dürfen nicht nachverhandeln.
Kann das Sporthaus in Ahrensburg noch teurer werden? Wie bei allen Bauvorhaben ist das momentan durchaus möglich. Weil die Handwerksfirmen wegen der guten Konjunktur teilweise über Monate hinaus ausgelastet sind, verlangen einige hohe Preise. Sogar von „Abwehrangeboten“ ist manchmal die Rede.