Ahrensburg. Der neue Eigentümer reagiert auf Diebstähle und Übergriffe im Ahrensburger Einkaufszentrum. Kaufleute und Kunden sind zufrieden.

Sein erster Hilferuf zu den unhaltbaren Zuständen in und am Ahrensburger Einkaufscenter CCA verhallte im Sommer 2017 nahezu wirkungslos. Dabei konnte seine Botschaft kaum klarer sein: „Tag für Tag kommen Kriminelle ins CCA“, berichtete Centermanager Erich Lawrenz seinerzeit. „Sie stehlen Whiskeyflaschen aus Supermarktregalen, teure Düfte aus der Parfümerie nebenan, Jeans oder edle Jump­suits aus dem Modeladen ein paar Meter weiter.“ Sogar organisierte Diebesbanden gingen nach Angaben der Kaufleute regelmäßig im Stadtzentrum auf Beutezug. Doch damit nicht genug: Lärmende und teils schwer alkoholisierte Jugendliche drohten Geschäftsleuten Schläge an, weil diese sie zur Ordnung riefen. Erich Lawrenz selbst holte sich einmal sogar eine blutige Nase, als er im Eingangsbereich an der Klaus-Groth-Straße bei einer Gruppe junger Leute für Ruhe sorgen wollte.

Solche Szenen sind nun Vergangenheit. Wachleute des Chrome Secure Service patroullieren inzwischen regelmäßig am und im Einkausfzentrum. Die Händler freuen sich. Unisono sagen sie zum Abendblatt: „Die Lage hat sich blitzartig verbessert.“

Immer wieder beklagen Anwohner die Zustände

Im August 2017 wendet sich Erich Lawrenz erstmals an die Öffentlichkeit. Er will nicht nur die neuen Eigentümer des Centers für die Sorgen der Mieter und der Kunden sensibilisieren. Auch Politik und Verwaltung sollen davon erfahren. Denn regelmäßig versammeln sich Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 14 bis 20 Jahren am frühen Abend an der Klaus-Groth-Straße auf dem CCA-Vorplatz. Treffpunkt ist zu dieser Zeit auch der Durchgang neben dem Penny-Markt sowie die Budni-Laderampe. Einige decken sich im Supermarkt, der bis 22 Uhr geöffnet hat, mit Alkohol ein.

Ältere versorgen die Jüngeren mit dem Stoff, der so manchen nach reichhaltigem Konsum übermütig oder übergriffig macht. Die Folge sind Lärm, hin und wieder auch Handgreiflichkeiten, Pöbeleien. Auch Anwohner beklagen die Zustände damals. Eine Frau fühlt sich in den Abendstunden auf dem Weg zu ihrer Wohnung über dem Penny-Markt nicht mehr sicher. Sie kündigt gegenüber dem Abenblatt an: „Ich ziehe weg.“

Für Lärm und Schmutz ist die Stadt zuständig, so die Polizei

Diese Vier sind zufriedenen mit den Neuerungen (v. l.): Peter-Jens Jesse, Erich Lawrenz, Michelle Schmidt und Günter Schwabel
Diese Vier sind zufriedenen mit den Neuerungen (v. l.): Peter-Jens Jesse, Erich Lawrenz, Michelle Schmidt und Günter Schwabel © Ralph A. Klingel Domdey | Ralph A. Klingel-Domdey,Ralph A. Klingel-Domdey

Das Ordnungsamt („Wir haben kein Personal für einen Außendienst“) und die Polizei („Der Platz ist kein Einsatzschwerpunkt, und für den Kampf gegen Lärm und Schmutz ist das Ordnungsamt verantwortlich“) reagieren verhalten auf die ersten Berichte des Abendblattes in dieser Sache. Bürgermeister Michael Sarach sieht wenig Handhabe für ordnungsrechtliche Maßnahmen, sagt damals: „Wir können erst eingreifen, wenn die öffentliche Sicherheit gefährdet ist.“ Doch bei der Münchener ILG-Gruppe, die das rund 9000 Quadratmeter große Center vom Voreigentümer BMO Real Estate Partners Deutschland für einen zweistelligen Millionenbetrag kauft, stoßen die Kaufleute auf offene Ohren. Die neuen Hausherren beauftragen das Sicherheitsunternehmen Chrome Secure Service damit, an Ort und Stelle für Ruhe und Ordnung zu sorgen. Zunächst befristet bis 30. November 2018 mit guter Aussicht auf Verlängerung. Sechs in allen Sicherheitsfragen geschulte Mitarbeiter von Geschäftsführer Heiko Krenz patroullieren seit Anfang Juni täglich außer sonntags auf allen Etagen, in der Tiefgarage, auf der Großen Straße und dem Vorplatz an der Klaus-Groth-Straße. Immer zu zweit. „Vorrangig als gemischte Streife“, berichtet Mitarbeiterin Claudia Kern, denn: „Frauen wirken in Gefahrensituationen oft deeskalierend.“ Ihr Chef ergänzt: „Offenbar ist die Hemmschwelle für Gewalt bei weiblichem Wachpersonal erheblich höher.“

Kaufleute froh: Wachpersonal schreckt die Kriminellen ab

In Selbstverteidigung sind die Objektschützer bestens ausgebildet, werden regelmäßig nachgeschult. Im Fall der Fälle können sie hart zupacken. Bewaffnet sind sie lediglich mit einem Telefon. Die Nummer haben alle Kaufleute zur Hand, wenn sie einmal Hilfe brauchen. Handschellen haben Krenz und Co. auch immer dabei: „Für den Fall, dass wir jemanden vorläufig festnehmen müssen, bis die Polizei eintrifft.“ Aber das sei bisher nicht notwenig gewesen. Allein die Präsenz der schwarz gekleideten Duos reiche bisher völlig aus. Sehr zur Freude aller CCA-Mieter. Günther Schwabel, Leiter der C & A-Filiale sagt: „Wir holen sogar verloren geglaubte Kunden zurück. Seit die Wachleute hier sind, bekommen wir nur positive Rückmeldungen. Niemand wird mehr von irgendwelchen Gruppen verschreckt – das ist ein Riesengewinn.“

Tanja Schweer, Filialleiterin der Parfümerie Müller, ergänzt: „Früher hatten wir hier täglich Diebe im Laden. Auch organisierte Banden aus Hamburg, wie unser Ladendetektiv berichtete.“ Das gebe es nun nicht mehr. Sie sagt: „Die Objektschützer machen einen perfekten Job – zurückhaltend und souverän.“ Eine hohe Akzeptanz genießen die Chrome Secure-Leute auch im Sky-Supermarkt. Vize-Marktleiterin Michelle Schmidt sagt: „Zuvor gab es hier fast täglich Ärger. Betrunkene kamen trotz Hausverbots immer wieder, bedienten sich an den Regalen.“ Diebstähle seien an der Tagesordnung gewesen. Handgreiflichkeiten gab es auch. Täter seien nur hin und wieder mithilfe der Polizei ermittelt worden. Jetzt habe sich die Lage entspannt. Schmidt: „Die Wachleute schrecken Kriminelle ab.“

Objektschützer helfen auch Kunden, wenn’s Probleme gibt

Von der neuen Situation zeige sich besonders die „Kundengeneration 60 Plus begeistert“, berichtet Projektmanager Peter-Jens Jesse. „Deren Sicherheitsempfinden hat sich verbessert. Und damit auch die Verweildauer der Menschen im CCA.“ Nun sei sogar geplant, im Eingangsbereich zur Klaus-Groth-Straße Bänke für kurze Shopping-Pausen aufzustellen. Erich Lawrenz sagt, es sei goldrichtig gewesen, die Probleme klar zu benennen. Er sei froh, „wie effektiv und hilfsbereit die Objektschützer unterwegs sind. Sie helfen älteren Kunden bei der Orientierung, öffnen auch Rollstuhlfahrern die Türen“.

Allerdings habe sich Erich Lawrenz von Ahrensburgs Politik und Verwaltung mehr Unterstützung erhofft. Besonders in Bezug auf den Treffpunkt an der Klaus-Groth-Straße sowie den freien Zugang zu den CCA-Katakomben über einen Lichtschacht an der immer noch ungenutzten Tiefgarage unter dem Rathausplatz.

Wechselt die Szene den Ort? Polizei und Politik wachsam

Zu Befürchtungen, die zuvor in und am CCA aktive Szene werde sich nun an einem anderen Ort der Stadt versammeln, sagt die Polizei: „Seit März haben wir an der Klaus-Groth-Straße drei Einsätze wegen Ruhestörung gehabt, zuletzt Mitte Mai“, so Marco Hecht-Hinz. „Die Lage scheint sich dort beruhigt zu haben.“ Eine Verlagerung der Szene sei bisher nicht auffällig, „aber wir werden das weiter im Auge behalten“.

Das verspricht auch CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen auf Abendblatt-Anfrage: „Wir freuen uns über den Erfolg durch die Wachleute. Und die weitere Entwicklung werden auch wir im Blick behalten. Da kann die Stadt schließlich nicht weggucken.“

In 14 Geschäften arbeiten 180 Menschen

Im Juli 2009 wurde das CCA in Ahrensburgs Stadtzentrum eröffnet. Es hat rund 12.000 Quadratmeter Fläche. Mehr als 9000 Quadratmeter davon sind Ladenflächen. 14 Geschäfte gibt es derzeit im Center. Sie beschäftigen rund 180 Mitarbeiter. Doch einige Flächen stehen seit mehreren Jahren leer.

Das soll sich ändern, verspricht der neu für Ahrensburg zuständige ILG-Manager Frank Middendorf und sagt: „Zunächst einmal sind wir sehr froh, dass der Einsatz der Sicherheitskräfte von Erfolg gekrönt ist. Das war uns sehr wichtig. Denn unser Motto lautet: ,hell, sicher, sauber’.“ Eine Neuvermietung der früheren Ladenflächen von Fisch Schloh stehe bevor, sagt Middendorf, der mehr noch nicht verraten will.

Die Bestandsmieter habe er kürzlich kennengelernt und diese um eine Wunschliste gebeten. Das Wort Parkplätze wird Erich Lawrenz darauf schreiben. Denn die 183 Stellplätze in der CCA-Tiefgarage reichen seiner Ansicht nach nicht aus. Er hoffe, dass es der Stadt gelingt, die ungenutzten Garage nebenan nutzbar zu machen. rak

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