Ahrensburg. Beschwerden über Belästigungen durch Jugendliche hatten die Stadtverordneten empört – doch passiert ist seitdem nicht viel.

Ralph Klingel-Domdey

Von Lärm und Müll geplagte Anwohner, belästigte oder bedrohte Kunden und Mitarbeiter, Gewalt gegen den Centermanager – über solch unhaltbare Zustände am und im Ahrensburger Einkaufszentrum CCA berichtete das Abendblatt zuletzt im August dieses Jahres. Der Vorplatz des Centers an der Klaus-Groth-Straße und die Umgebung des Penny-Marktes haben sich zu einem Treffpunkt für Jugendliche und Heranwachsende mit und ohne Migrationshintergrund entwickelt, von dem der Ärger ausgeht. Politiker aller Fraktionen zeigten sich entsetzt über die Zustände. Sie versprachen, sich des Themas nach der Sommerpause anzunehmen. Doch passiert ist seitdem relativ wenig.

Center-Manager Erich Lawrenz sagt: „Ich bin enttäuscht, dass weder Politiker noch die Verwaltung Kontakt mit mir aufgenommen oder Anstrengungen unternommen haben, die Probleme an der Klaus-Groth-Straße zu lösen.“ Dabei sei er anfangs hoffnungsvoll gewesen, als das Abendblatt die Probleme „in aller Deutlichkeit“ öffentlich machte. Doch nach wie vor klagten Anwohner über Lärmbelästigungen nach 20 Uhr. Angetrunkene grölten weiter zu später Stunde, hinterlassen Zigarettenkippen, Glasscherben und anderen Müll auf dem zentralen Platz in der Ortsmitte. Der Penny-Markt wirkt als Anziehungspunkt, da er bis 22 Uhr geöffnet hat und Alkohol verkauft.

Wunsch nach Sicherheitsdienst ist vorhanden

Lawrenz hat sein Vorhaben, einen privaten Sicherheitsdienst beim Eigentümer des Centers zu beantragen, inzwischen in die Tat umgesetzt. Das Abendblatt hat bei der Münchener ILG-Gruppe nachgefragt und folgende Antwort erhalten: „Wir prüfen den Einsatz von Sicherheitspersonal am Standort Ahrensburg“. Eine Entscheidung sei nicht getroffen, solle aber bis Ende Oktober fallen. Der öffentliche Raum vor dem CCA gehöre jedoch in den Zuständigkeitsbereich Ahrensburgs, heißt es. „Wir sind daher mit der Stadt im Gespräch, die Lage auf der Klaus-Groth-Straße zu verbessern.“

Inhaber und Filialleiter der Geschäfte im und neben dem CCA stärken Lawrenz den Rücken. „Der Wunsch nach einem Sicherheitsdienst ist bei allen vorhanden“, berichtet er nach einem Treffen mit Inhabern. Geklärt werde noch, ob sich die Unternehmen, zu denen die Geschäfte teilweise gehören, an den Kosten beteiligen wollen.

Zwei Migrantengruppen lieferten sich eine Schlägerei

Bedarf gibt es allemal. So berichtete Lawrenz von Belästigungen seiner Kunden und Ladendiebstählen durch Jugendliche. Beim Versuch, für Ordnung zu sorgen, wurde er sogar schon körperlich angegriffen. Auch zu Nötigungen komme es hin und wieder.

Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) sagt: „Die Resonanz auf das Thema war eher dürftig. So fühlen sich die Bürger von der Politik nicht ernst genommen.“
Bürgervorsteher Roland Wilde (CDU) sagt: „Die Resonanz auf das Thema war eher dürftig. So fühlen sich die Bürger von der Politik nicht ernst genommen.“ © HA | Lutz Wendler

Erst kürzlich gab es wieder einen Zwischenfall. Zwei Migrantengruppen lieferten sich an der Klaus-Groth-Straße abends eine Schlägerei. Lawrenz: „Vorher, als das Center noch geöffnet hatte, ist eine der Gruppen durch das CCA gegangen und hat offenbar nach der anderen gesucht.“ Die Polizei bestätigt, dass mehrere Anrufer abends gegen 21 Uhr eine Schlägerei zwischen zwei größeren Gruppen meldeten. Und dass daran Beteiligte mit Messern bewaffnet seien. „Wir sind sofort mit drei Streifenwagen ausgerückt“, sagt Norbert Patzker, Leiter der Ahrensburger Polizei-Zentralstation. „Die Beamten haben aber nur noch eine Gruppe von sieben Personen angetroffen.“ Es handelte sich um Syrer im Alter von 13 bis 24 Jahren. „Sie haben abgestritten, dass es eine Schlägerei gab, Messer haben die Polizisten bei ihnen nicht gefunden“, sagt Patzker gegenüber dem Abendblatt. Da sich kein Geschädigter gemeldet habe, nahmen die Beamten lediglich Personalien auf und fertigten eine sogenannte Verdachtsanzeige. Die Kriminalpolizei ermittelt.

Fraktionen wollen über das Thema sprechen

Lawrenz hofft weiterhin, dass sich Verwaltung und Politik der Probleme annehmen. Doch bisher habe lediglich Bürgervorsteher Roland Wilde mit ihm und der für Ahrensburg zuständigen ILG-Managerin gesprochen. Wilde hielt Wort und brachte das Thema in der jüngsten Sitzung des Hauptausschusses zur Sprache. Die Verwaltung habe deutlich gemacht, dass ihre rechtlichen Möglichkeiten zum Eingreifen begrenzt seien. Eine Debatte zum Thema habe es aber nicht gegeben. Auch über einen städtischen Ordnungsdienst, wie er von einigen Fraktionschefs im August noch unter bestimmten Bedingungen in Erwägung gezogen wurde, sei nicht gesprochen worden. Auf die Frage, warum nicht, sagt Wilde: „Die Resonanz war eher dürftig. So fühlen sich die Bürger von der Politik nicht ernst genommen. Ich werde das deshalb noch einmal auf die Agenda nehmen.“

„Auch für uns ist das Thema nicht vom Tisch“, sagt CDU-Fraktionschef Detlef Levenhagen, der sich nach dem ersten Abendblatt-Bericht über die Straftaten vor und am CCA empört hatte. Mit der Aussage der Verwaltung, nur wenig ausrichten zu können, wolle er sich nicht zufrieden geben. Levenhagen hatte einen städtischen Ordnungsdienst als „gute Sache“ bezeichnet. Jetzt sagt er: „Die CDU will versuchen, bei den anstehenden Haushaltsberatungen dafür Stellen zu schaffen.“ Für die WAB hingegen sind neue Stellen für einen Ordnungsdienst keine Option. „Wir werden sie erst einmal nicht in den Haushalt 2018 einbringen“, sagt Fraktionsvorsitzender Hinrich Schmick. Das CCA sei eine wichtige Sache, aber Ahrensburg müsse sparsam wirtschaften. „Am CCA muss die Stadt vor allem vorbeugend durch Jugendarbeit tätig werden.“ Das sieht Grünen-Vize-Fraktionschef Jörg Hansen ähnlich: „Die Verwaltung hat Streetworker losgeschickt und den Jugendlichen angeboten, ins Bruno-Bröker-Haus zu kommen. Davon machen sie aber keinen Gebrauch. Das Problem an der Klaus-Groth-Straße ist erkannt, doch rechtlich ist da wenig zu machen. Dafür fehlt der Stadt eine Handhabe.“ Doch sei er offen für eine Diskussion über einen städtischen Ordnungsdienst. „Ich werde das in die nächste Fraktionssitzung tragen. Aber wir müssen auch darüber reden, wie der Platz mit Beteiligung des CCA aufzuwerten wäre.“

FDP möchte Bereich der Jugendarbeit verbessern

Die SPD hat sich in dieser Sache noch gar nicht bewegt. Hartmut Möller sagt: „Das ist in der Fraktion noch nicht besprochen worden. Ich werde das aber anregen“. Im August hatte Möller geäußert, „damit sollte sich der Sozialausschuss beschäftigen und überlegen, welche Möglichkeiten der Ansprache der Jugendlichen es gibt“. Bei der FDP wurde eine Diskussionen über die Jugendarbeit in Gang gesetzt, wie Fraktions-Chef Thomas Bellizzi sagt: „Der Bürgermeister hat im Hauptausschuss deutlich gemacht, dass die Verwaltung aus ordnungsrechtlicher Sicht nichts machen kann. Wir haben fraktionsintern besprochen, was wir im Bereich Jugendarbeit verbessern können. Wir haben uns vorgenommen, dazu bei den Haushaltsberatungen Anträge zu stellen.“