Ahrensburg. Neuer Eigentümer reagiert auf unhaltbare Zustände am und im Einkaufszentrum. CDU fordert runden Tisch mit Polizei und Verwaltung.

Die teilweise unhaltbaren Zustände am und im Ahrensburger Einkaufszentrum CCA haben jetzt erste sichtbare Folgen: Künftig wird ein privater Wachdienst an beiden Eingängen des Centers eingesetzt. Das bestätigte der neue Eigentümer des Geschäftshauses, die Münchener ILG-Gruppe, auf Anfrage. „Wir haben eine Security-Firma beauftragt. Spätestens Anfang Dezember soll deren Personal im Einsatz sein“, sagt Stefanie Fröhlich, die für Ahrensburg zuständige Leiterin des ILG-Gebäudemanagements.

Ortstermin am Garagen-Eingang (v.l.): Detlef Levenhagen, Erich Lawrenz und Roland Wilde
Ortstermin am Garagen-Eingang (v.l.): Detlef Levenhagen, Erich Lawrenz und Roland Wilde © HA | Ralph Klingel-Domdey

Auch politisch bewegt sich nun etwas in dieser Sache. Aufgrund der Abendblatt-Berichte über Körperverletzungen, Nötigungen und den Unmut von Anwohnern der Klaus-Groth-Straße hat die CDU als erste Fraktion Gespräche mit dem CCA-Management geführt und sich ein Bild von der Lage gemacht. Konsequenz: Die Politiker und Bürgervorsteher Roland Wilde regen einen runden Tisch mit Vertretern von Polizei, Verwaltung, Geschäftsleuten und Streetworkern an.

Fraktionschef Detlef Levenhagen sagt: „Wir wollen Vorsorge treffen, damit sich die Situation im Stadtzentrum nicht weiter zuspitzt.“ Mit dem Sicherheitsdienst folgt der neue CCA-Eigentümer einer Initiative von Centermanager Erich Lawrenz. Hintergrund ist, dass der Vorplatz an der Klaus-Groth-Straße und die Umgebung des Penny-Marktes seit Jahren Treffpunkte für Jugendliche und Heranwachsende sind. Anwohner beklagen wiederholt Ruhestörungen durch Motorenlärm von Autos, Belästigungen durch alkoholisierte Jugendliche, Plastikmüll, Scherben, Zigarettenkippen und Unrat auf den Straßen.

Jugendliche schlugen dem Centermanager ins Gesicht

Die Polizei hat immer wieder Einätze am CCA, weiß Marco Hecht-Hinz von der Ahrensburger Polizeistation
Die Polizei hat immer wieder Einätze am CCA, weiß Marco Hecht-Hinz von der Ahrensburger Polizeistation © HA | Dorothea Benedikt

Erich Lawrenz und Kaufleute aus dem CCA berichten von Drohungen gegen Kunden und Mitarbeiter sowie von Ladendiebstählen durch Jugendliche. Lawrenz selbst wurde beim Versuch, für Ordnung zu sorgen, sogar ins Gesicht geschlagen. Im Oktober erst gab es eine Schlägerei zwischen zwei Gruppen Jugendlicher. Die eine war zuvor auf der Suche nach der anderen durch das Center gezogen. Laut Lawrenz wollen inzwischen zwei Anwohnerinnen wegen der Zustände am CCA wegziehen. Nun reagiert die Münchener ILG-Gruppe und hat die Ahrensburger Firma Pfeffer Security beauftragt, für Sicherheit und Ordnung zu sorgen. „Die Mitarbeiter werden täglich im Einsatz sein und auch die Ladenzeile gegenüber dem CCA bewachen“, sagt ILG-Managerin Stefanie Fröhlich. Zu der Ladenzeile gehören der Penny-Markt, das Bekleidungsgeschäft Ernsting’s family und ein Friseursalon.

Die Zahl der künftig eingesetzten Sicherheitsmitarbeiter will die ILG aus taktischen Gründen nicht nennen. Fröhlich sagt: „Sie werden uniformiert und in zivil unterwegs sein und das CCA auch in den Nachtstunden überprüfen.“ Die Wachleute seien unbewaffnet, aber gut geschult in Selbstverteidigung. Fröhlich sagt: „Das Ziel ist Prävention, das Vorbeugen und Verhindern von Straftaten und Problemen.“

Lawrenz ist vom Bürgermeister enttäuscht

Was die eigentliche Fläche der Klaus-Groth-Straße vor dem CCA betrifft, so sollen die Sicherheitsleute die Lage beobachten und bei Straftaten die Polizei alarmieren. Denn die Fläche ist öffentliches Gelände im Eigentum der Stadt. „Für Ordnung und Sicherheit dort sind Polizei und Stadtverwaltung verantwortlich“, sagt Stefanie Fröhlich. Privates Sicherheitspersonal habe dort nur die begrenzten Befugnisse, die jedem Bürger zustehen. „Unser Sicherheitspersonal soll an der Klaus-Groth-Straße keine Drohkulisse aufbauen, schließlich ist es grundsätzlich erlaubt, sich dort zu treffen und etwas zu trinken“, sagt Fröhlich. „Die Mitarbeiter sollen aber ein wachsames Auge haben und werden angemessen reagieren, etwa durch das gezielte Ansprechen von Fehlverhalten.“

Erich Lawrenz unterstreicht, dass „das Problem eindeutig vom öffentlichen Raum auf der Straße ausgeht“. Von Bürgermeister Michael Sarach sei er enttäuscht. Denn vom Verwaltungschef habe er erwartet, dass dieser sich des Themas annimmt und mit der Polizei, dem Ordnungsamt und den Geschäftsleuten nach einer Lösung für die Probleme sucht, anstatt die Verantwortung auf die Ordnungshüter oder das CCA-Management zu schieben. Auch ärgere er sich über viele Politiker. Denn abgesehen von der CDU habe sich niemand an ihn gewandt. Das sorge auch bei betroffenen Anwohnern für Unmut. Große Teile der Politik und die Verwaltung nähmen deren Sorgen offenbar nicht ernst. Das Engagement der CDU-Fraktion lobt Lawrenz. Sie hatte den CCA-Manager zu einem Austausch in dieser Sache eingeladen. Lawrenz: „Es war ein konstruktives Gespräch und hilft hoffentlich weiter.“

„Nur abgewiegelt“: CDU-Chef kritisiert den Bürgermeister

CDU-Fraktionschef Levenhagen kann die Verärgerung über die Verwaltung nachvollziehen, wie er sagt: „Nachdem ich aus dem Abendblatt von den Problemen erfuhr, habe ich das Problem im Hauptausschuss angesprochen und die Frage gestellt, was wir machen können. Wie aus der Pistole geschossen sagte der Bürgermeister, ,wir können nichts machen’. Das hat auch mich enttäuscht.“ Levenhagen hätte erwartet, dass sich Michael Sarach der Sache annimmt und sagt, „wir kümmern uns darum, erarbeiten Lösungsvorschläge. Aber er hat sofort abgewiegelt“.

Bürgervorsteher Roland Wilde äußert Befremden über die „dürftigen Reaktionen der Politiker im Hauptausschuss“. Er habe gehofft, „dass wir uns mit allen Beteiligten zusammensetzen, uns das gemeinsam ansehen und einen Ausweg finden“. So sei beispielsweise bisher kaum bekannt, dass sich Unbefugte abends und nachts über eine Treppe zur Tiefgarage unter dem Rathausmarkt Zugang zu den zahlreichen Gängen unter dem Einkaufszentrum verschaffen, um dort, wo es immer warm ist, auch in der kalten Jahreszeit Trinkgelage zu veranstalten. Regelmäßig müssen Reinigungskräfte dort Flaschen und Unrat wegräumen. Auch Schlafsäcke wurden dort schon gefunden. Möglich also, dass dort auch Obdachlose im Winter Zuflucht suchen.

Roland Wilde: „Wir sollten klären, ob wir diesen Zugang zur Tiefgarage so absichern können, dass nicht jederzeit jeder durch die Katakomben bis zur Fritz-Reuter-Straße unbemerkt durchgehen oder zu den Wohnungen an der Klaus-Groth-Straße gelangen kann.“ Allerdings setze das die Bereitschaft des Tiefgaragen-Eigentümers voraus, mit der Stadt darüber zu verhandeln. Das dürfte schwierig werden, versucht das Rathaus doch seit Jahren vergeblich, dass dieser 90 ungenutzte Stellplätze für eine öffentliche Nutzung freigibt.

Insofern bremst Roland Wilde allzu große Erwartungen an die Verwaltung, der aufgrund der Eigentumsverhältnisse die Hände gebunden seien. Doch fordert er die Anwohner der Klaus-Groth-Straße und andere Betroffene dazu auf, die Fragestunde der Stadtverordnetenversammlung zu nutzen, um das Thema vorzubringen und aktenkundig zu machen. Ferner appellieren Wilde und Levenhagen an den Eigner der Tiefgarage, den Geschäftsführer der Hamburger Firma Miramar Luserke, Jens-Jürgen Luserke, sich bei der Suche nach einer Lösung mit an den Tisch zu setzen.

Zunächst versprechen sich beide aber vom neuen Sicherheitsdienst eine erste Verbesserung. Ebenso wie Erich Lawrenz. Der sagt: „Wenn nicht bald etwas geschieht, könnte sich im Zentrum der Stadt ein regelrechter Brennpunkt wie derzeit in Bargteheide entwickeln.“ Wie berichtet, musste die Polizei dort schon zweimal mit Verstärkung durch Beamte aus Eutin gegen randalierende Jugendliche einschreiten. Lawrenz: „So weit muss es doch in Ahrensburg gar nicht erst kommen.“