Bargteheide. Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht will die Bürger durch den Stadtdialog intensiver an richtungsweisenden Projekten beteiligen.

„Demokratie bedeutet mehr, als alle fünf Jahre Stadtvertreter zu wählen“, sagte Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zum Auftakt des zweiten Stadtdialogs zum Thema Bahnhofsumfeld. „Politik trifft die Entscheidungen, aber auch der Weg dahin ist wichtig.“ Knapp 100 Menschen waren der Einladung gefolgt, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln – darunter viele Politiker und Planungsexperten, aber nur einige Privatpersonen.

Es wurde diskutiert, gezeichnet und geklebt: Die Bargteheider konnten ihre Ideen in die Arbeitsgruppen Verkehr, Stadtplanung und Umwelt einbringen. Diese wurden im Plenum vorgestellt, besonders gute Ansätze von den Anwesenden mit einem Punkt markiert. Vor allem der Straßenverkehr ist weiter großes Thema im Bereich des Bahnhofumfeldes. Fehlender Parkraum stand schon beim Stadtdialog im April 2016 im Zentrum der Diskussion. Damals bemängelten Bürger den Fokus der Planer auf den Individualverkehr. Sie äußerten den Wunsch, den Naherholungswert der Stadt zu steigern, statt Parkpaletten zu bauen.

Weniger Autos im Zentrum, mehr Platz für Fußgänger

Auch jetzt forderten die Anwesenden weniger Autos im Zentrum, dafür mehr Platz für Fußgänger, Fahrradfahrer und eine Stärkung der grünen Achse. Erneut wurde auch die Promenade zur Innenstadt thematisiert, die Besucher in die richtige Richtung lenken soll. „Als ich heute mit der Bahn ankam, dachte ich, es gehe geradeaus“, sagte Stadtplanerin Anika Slawski. „Ich habe erst viel zu spät bemerkt, dass ich nach rechts hätte abbiegen müssen.“

Michael Großmann und Anika Slawski präsentieren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Verker
Michael Großmann und Anika Slawski präsentieren die Ergebnisse der Arbeitsgruppe Verker © Melissa Jahn | Melissa Jahn

Weitere Themen waren die fehlende Barrierefreiheit, eine Überdachung im Wartebereich und das lang geplante Fahrradparkhaus. Für den Bereich des Krähenwaldes präsentierte Leif Wulff-Schafschetzy eine Projektskizze der Tiny-Homes Siedlung. Mit seiner Familie plant der 39-Jährige ein ökologisches Wohnprojekt mit mobilen Mini-Häusern, sucht dafür einen geeigneten Stellplatz. Viele Menschen hätten bereits Interesse signalisiert. Die Bürgerinitiative „Basta“, die sich für den Erhalt des Waldes einsetzt, brachte als Standort nun die Fläche östlich des Bahnhofs ins Gespräch. „Wir könnten den Raum vielfältig nutzen“, sagte Wulff-Schafschetzy. „Die Grünflächen würden bestehen bleiben.“

Politik diskutiert Ideen zum Bahnhofsumfeld im Herbst

Doch wie geht es nun weiter mit den Ideen zum Bahnhofsumfeld? Zunächst werden die Anregungen ausgewertet. Bürger konnten ihre E-Mail-Adresse eintragen und bekommen die Ergebnisse der Veranstaltung zugeschickt. Ferner soll es einen Arbeitskreis geben, der sich mit den Ideen und mit der Bürgerbeteiligung grundsätzlich auseinandersetzen soll. „Wir wollen Leitlinien entwickeln, um die Menschen schon in der sogenannten Phase Null einbeziehen zu können“, sagte Kerstin Langmaack vom Planungsbüro BSC und versprach gleichzeitig: „Sie werden gehört.“ Auch die Ergebnisse der ersten Veranstaltung würden berücksichtigt. Interessierte können sich unter bargteheide@planemit.de melden.

Neben Vertretern aus Politik und Verwaltung sind drei Bürger als beratende Vertreter der Öffentlichkeit eingeplant. Einige Anwesende äußerten den Wunsch, diese Zahl zu erhöhen, was noch geprüft werden muss. Im September soll sich der Hauptausschuss mit den Ergebnissen der neuen Arbeitsgruppe befassen.

Teilnehmer bewerten Abend als durchwachsen

Während die Teilnehmer den Abend durchwachsen bewerteten und vor allem die separate Betrachtung des Bahnhofumfeldes kritisierten, zeigte sich Bargteheides Bürgermeisterin Birte Kruse-Gobrecht zufrieden. Die Gespräche seien interessant gewesen, die Bürger hatten die Politik durch das Format Stadtdialog erreicht. „Wir müssen uns die Frage stellen, wie wir in Zukunft mehr Menschen mitnehmen können“, sagte die Bürgermeisterin. „Die Fragestunde und dieses Format allein werden nicht ausreichen, um die Bürger frühestmöglich zu beteiligen.“