Ahrensburg/Jersbek. Wochenlange Trockenheit bereitet den Brandbekämpfern Sorge. Flugzeuge sollen kontrollieren, Güllewagen werden mit Wasser befüllt

Die Feuerwehren im Kreis Stormarn rüsten sich für den Notfall: Vergangene Woche rief der Deutsche Wetterdienst für das Kreisgebiet die höchste Warnstufe fünf bei Waldbrandgefahr aus. Mit Wasser befüllte Güllebehälter sollen in Jersbek nun den Forst schützen. Zusätzlich plant der Feuerwehr-Flugdienst die Wälder bei anhaltender Trockenheit zu kontrollieren. „Auch wenn wir mittlerweile wieder auf die vierte Stufe gesunken sind, ist die Gefahr noch hoch“, sagt Kreisbrandmeister Gerd Riemann. „Seit zwei Wochen hat es nur partiell geregnet. Zusätzlich kann der starke Ostwind ein mögliches Feuer weiter anfachen.“

Eine derart lang anhaltende Trockenperiode sei zu dieser Jahreszeit äußerst selten, so Riemann. Ähnliche Szenarien kennt der erfahrene Feuerwehrmann sonst nur im Hochsommer. Damit es jetzt zu keinem Großbrand komme, müsse die Bevölkerung verschiedene Regeln beachten. „Ohne Fremdeinwirkung ist ein Brand sehr unwahrscheinlich“, sagt Gerd Riemann. „Denn auch wenn eine Scherbe theoretisch ein Feuer auslösen kann, ist dies doch eher unwahrscheinlich.“

Sorglosigkeit ist häufig Brandursache

Es gehe vielmehr um Unachtsamkeit beim unerlaubten Grillen in der freien Natur oder um die weggeworfene Zigarette. Immer öfter gebe es zudem Einsätze, wenn der Gehweg mit einem Bunsenbrenner saubergehalten werde. „Ein aktueller Fall liegt erst wenige Tage zurück“, sagt der Kreisbrandmeister. „Wenn erst die Koniferen-Hecke zu brennen anfängt, wächst das Feuer schnell.“

Im Vergleich zum Kreis Segeberg oder auch dem Land Niedersachsen sei die Waldbrandgefahr in Stormarn grundsätzlich nicht so groß. Die Nadelholzbestände seien überschaubar, Feuer in Laub- und Mischwäldern mit altem Eichenbestand schwer zu entfachen. „Während es bei Nadelbäumen nur eines weggeworfenen Streichholzes bedarf, wirkt unsere Mischkultur einem Brand entgegen“, so Riemann. „Aber auch hier gibt es trockenes Bodenholz, das heutzutage der Natur überlassen wird.“ Dies sei für Käfer eine ökologisch wertvolle Maßnahme, berge jedoch Gefahrenpotenzial.

Feuerwehr und Bauern arbeiten zusammen

Um einem möglichen Flächenbrand vorzubeugen, arbeitet die Freiwillige Feuerwehr Jersbek mit ortsansässigen Bauern zusammen. 34.000 Liter Wasser passen in die beiden Güllewagen, die die Männer mit Wasser aus einem Teich befüllt haben. „Wir lassen die beiden Anhänger an jeweils einen Trecker gekoppelt auf dem Hof stehen“, so Gemeindewehrführer Ralf Möller. „Dann haben wir die Möglichkeit, schnell reagieren zu können.“ Die Feuerwehr sei für den Jersbeker Forst zuständig, eine Kooperation in dem Dorf selbstverständlich – auch wenn die Maschinen so möglicherweise über Wochen ausfallen. „Jetzt ist gerade eine ruhige Zeit“, sagt Bauer Henning Möller. „Wer jetzt düngt, verschenkt Arbeitszeit sowie Diesel und schadet den Pflanzen. Wenn es so trocken ist, bleibt die Natur stehen.“ Zuletzt habe die Feuerwehr die Behälter wegen Trockenheit vor 10 bis 15 Jahren befüllen müssen. Zum Löscheinsatz kamen sie in den 90er-Jahren.

Landwirte fürchten Einbußen bei der Ernte

Die Trockenheit und das sonnige Wetter machen den Stormarner Landwirten zu schaffen. „Wir rechnen mit erheblichen Ertragseinbußen. Die ersten Felder sind schon deutlich geschädigt“, sagt Peter Koll, Geschäftsführer des Kreisbauernverbands. Besonders betroffen sei das Wintergetreide mit Weizen, Gerste und Roggen. „Die Sorten befinden sich gerade in der Kornbildung“, sagt Koll. „In der Phase ist der Wasserbedarf am höchsten.“ Die Äcker seien durch viele Sonnenstunden, hohe Temperaturen und den permanenten Nordost-Wind aber knochentrocken.

Die Folge: Es drohe eine „Notreife“ beim Getreide. „Das bedeutet, die Pflanzen stellen ihr Wachstum ein“, so Koll. Das Korn sei dann unterentwickelt – ein „Schmachtkorn“ – und nicht nutzbar. Auch der Raps leide. Koll: „Einige Pflanzen haben bereits ihre Knospen abgeworfen.“ jjd

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Kreisbrandmeister Riemann bewertet die Zusammenarbeit von Feuerwehr und Bauern als weise Voraussicht. Denn neben Nadelgehölzen seien auch die an den Wald angrenzenden Grasflächen in Richtung Duvenstedt mit Moor und Heide gefährdet. Zudem benötige man zum Löschen lange nachglühender Bodenfeuer viel und vor allem zeitnah Wasser, große und geländetaugliche Schlepper seien für diese Art von Einsätzen ideal. Doch der Kreis habe nur wenige Löschfahrzeuge mit einem Volumen von 2000 Litern.

Gefahr nicht überall im Kreis so groß

Solche Maßnahmen sind nach Ansicht der Experten allerdings nicht überall in Stormarn notwendig, wie etwa in der Hahnheide, dem knapp 1500 Hektar großen Forstgebiet östlich von Trittau. „Wir haben hier zu 60 Prozent reine Laubwaldbestände“, erläutert Revierförster Michael Hansen. „Außerdem gibt es frühere Fischteiche, die zur Not angezapft werden können sowie eine Trinkwasserleitung durch den nördlichen Teil des Waldes.“

Um die Lage immer wieder kontrollieren zu können, gibt es bereits seit 45 Jahren den Feuerwehr-Flugdienst der Kreise Stormarn und Segeberg. Hans Gunter Bostel beobachtet die Situation abwechselnd mit 20 Feuerwehrleuten aus der Luft. „Wir haben keine eigenen Flugzeuge, kooperieren mit Luftsportvereinen und haben Berufspiloten, die für uns ehrenamtlich fliegen“, sagt Bostel, Brandmeister der Kreisfachwart. „Zuletzt haben wir den Segeberger Forst überflogen und planen unseren nächsten Übungsflug über Stormarn.“

Für den Katastrophenschutz will der Kreisfeuerwehrverband zudem eine Drohne anschaffen. „Wir haben uns gerade die Handhabung und Möglichkeiten von den Kameraden aus Segeberg vorführen lassen“, so Bostel. „Zusätzlich zum Kauf eines Gerätes müssen jetzt noch zehn bis fünfzehn Personen für eine Nutzung ausbildet werden.“