Ahrensburg/Grönwohld. Die Bierleiferungen wurden nun eingestellt. Das Insolvenzverfahren über die Vertriebsgesellschaft ist eröffnet. Alle Details zum Fall.
Ab sofort wird von der Grönwohlder Vertriebs- und Event GmbH kein frisches Bier mehr an den Einzelhandel und die Gastronomie geliefert. Vertriebsmitarbeiter Sascha Hauck: „Leider haben wir keinen Investor mehr gefunden. Deshalb ist das Insolvenzverfahren eröffnet worden.“ Die Auslieferung sei bereits eingestellt worden. Zuvor hatte es noch einen Ausverkauf im Lager in Delingsdorf gegeben. In Gaststätten wie dem RamRob in Ahrensburg sind nur noch Restmengen verfügbar.
Wie berichtet, hatte die Vertriebsfirma Mitte Februar einen Antrag auf Insolvenzeröffnung gestellt, weil es an frischem Kapital fehlte. Ihr Geschäftsmodell war es, Bier nach Ideen des Brauers Torsten Schumacher im hessischen Eschwege brauen zu lassen und neben der Lieferung an Einzelhandel und Gaststätten auch auf Stadtfesten auszuschenken. Zwischenzeitlich gab es Pläne für eine Brauerei mit eigener Gastronomie in Ahrensburg. Da die Firma bisher jedoch keine Gewinne erwirtschaftet hat und neue Investoren ausgeblieben sind, muss sie nun die Arbeit einstellen.
Mehr als 200 Menschen müssen um investiertes Geld bangen
Mehr als 200 Menschen, die jeweils 1000 Euro in eine „Bieraktie“ genannte Anleihe investiert hatten und weitere Personen, die sich als Gesellschafter an der Vertriebsfirma beteiligt hatten, müssen nun um ihr Geld bangen.
Gegenüber dem Abendblatt hatte Torsten Schumacher zuletzt im März erklärt, mit seiner Grönwohlder Hausbrauerei im gleichnamigen Ort bei Trittau nicht von der Insolvenz der Vertriebsfirma betroffen zu sein. Er stelle dort weiter handgemachtes Bier in kleineren Mengen her, biete in Grönwohld Seminare und Feiern an. Wie berichtet, hatte er den „Aktionären“ der Vertriebsfirma das Angebot gemacht, ihre Anleihen auf seine Firma zu überschreiben. Geld soll es dafür nicht zurückgeben, auch nicht Deputate in Form von Bier, wie es die Vertriebs-GmbH bisher gehandhabt hat. Schumacher bot dafür 20 Prozent Rabatt auf alle Produkte in seiner Grönwohlder Brauerei.
Gegen Torsten SChumacher liegen zwei Anzeigen vor
Auf eine neuerliche Anfrage des Abendblattes per Telefon und E-Mail reagierte Schumacher jedoch über mehrere Tage nicht. Es ist daher unklar, ob er beabsichtigt, selbst- oder fremdgebrautes Bier außerhalb von Grönwohld zu vertreiben. Von Seiten der Vertriebsfirma hieß es, dass ungefähr 50 Investoren das Rabattangebot Schumachers angenommen und ihre „Aktien“ überschrieben hätten.
Die drei verbliebenen Mitarbeiter der Vertriebsfirma stehen derzeit noch ohne Job da, erhalten mit Eröffnung des Verfahrens jetzt jedoch Insolvenzgeld, sagt Sascha Hauck.
Nach Auskunft der zuständigen Staatsanwaltschaft in Lübeck liegen gegen Torsten Schumacher, der neben seiner Funktion bei der Brauerei auch Prokurist der GmbH war und ihr größter Anteilseigner ist, zwei Strafanzeigen vor. „Dabei handelt es sich um Betrugs-, Untreue- und Bankrottvorwürfe sowie um den Vorwurf der Insolvenzverschleppung“, sagt Pressesprecherin Ulla Hingst. Die Erstatter der Anzeigen sollen nun noch einmal vernommen werden, bevor entschieden wird, ob ein Ermittlungsverfahren eingeleitet wird.