Reinbek. Bürger protestieren gegen Plan, den Verein in den Stadtteil Neuschönningstedt umzusiedeln. Im Club gibt es unterschiedliche Meinungen.

Vor 15 Jahren war Klaus-Peter Neumann Gründungsmitglied der Bürgerinitiative Ohe. Damals ging es ihm um die Verkehrsanbindung von Neubaugebieten im Reinbeker Stadtteil. Jetzt hat der Rentner die Gruppe wieder belebt. Sie will einen Umzug des örtlichen Sportvereins rund einen Kilometer weiter nach Neuschönningstedt verhindern. Dieser wird seit geraumer Zeit in der Politik diskutiert und auch favorisiert. Der Vorstand des FC Voran Ohe hat sich klar positioniert: Er sieht in der Verlagerung die beste Möglichkeit, den Verein zukunftsfähig zu machen.

Sein Ansinnen wird gestützt durch eine Untersuchung der Verwaltung. Demnach ist ein Neubau der Sportanlage an der Haidkrugchaussee gegenüber dem Kalksandsteinwerk die kostengünstigste Variante. Der 1200 Mitglieder zählende Verein klagt seit Jahren über seine marode Sportstätte an der Straße Amselstieg. In der Geschäftsstelle hat sich durch feuchte Wände Schimmel gebildet. Der Rasenplatz ist bei Niederschlägen oft gesperrt, Trainingseinheiten und Punktspiele der Fußball-Teams fallen aus, weil eine Drainage fehlt. Nicht besser sieht es bei den Sanitäranlagen aus.

Verein habe eine identitätsstiftende Funktion

„Wir haben erheblich mehr Mitglieder, die nicht in Ohe wohnen und Sportler, die eher auf eine Halle in zentraler Lage hoffen“, sagt Roland Gust, Vorsitzender des FC Voran Ohe
„Wir haben erheblich mehr Mitglieder, die nicht in Ohe wohnen und Sportler, die eher auf eine Halle in zentraler Lage hoffen“, sagt Roland Gust, Vorsitzender des FC Voran Ohe © HA | René Soukup

Vor allem aber wird eine Sporthalle benötigt, da Vereinszeiten in den Schulsporthallen der anderen Stadtteile wegen des offenen Ganztagsunterrichts weggebrochen sind. Deswegen arbeitet der Club inzwischen in einigen Sparten mit Wartelisten. Um die Probleme zu beseitigen, trat die Stadt mit der Idee eines Umzugs an den FC Voran heran. Eine Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und Vereinsvertretern machte das Areal in Neuschönningstedt als 1-A-Lösung aus. Für den Umzug ließ Reinbek einen Sportstättenentwicklungsplan anfertigen – eine Forderung des Landes, weil sich die Fläche im Außenbereich befindet. Das Gutachten bestätigt den Bedarf. Experten empfehlen, mindestens einen Kunstrasenplatz sowie eine Dreifeldhalle zu bauen.

Klaus-Peter Neumann ist der Meinung, dass der Verein eine identitätsstiftende Funktion hat und in den Ort gehört. Der 75-Jährige war lange in der Tennisabteilung aktiv. Er sagt: „Die Lage in Neuschönningstedt ist für Sport im Freien wegen der Starkstromleitungen, den Ausdünstungen des Kalksandsteinwerks und des Verkehrs an der Kreuzung nicht akzeptabel.“

Mehrheit bei Einwohnerversammlung für Verbleib

Bestärkt in seiner Meinung fühlt sich der Initiativensprecher durch die jüngste Einwohnerversammlung, zu der Bürgervorsteher Ernst Dieter Lohmann (CDU) geladen hatte. Dort waren rund 80 Bürger zugegen. Sie sprachen sich mit großer Mehrheit für den Verbleib der Sportanlage aus. Allerdings ist dieses Meinungsbild nicht repräsentativ. Im Verein gibt es unter den Mitgliedern keine einheitliche Linie. Neumanns Mitstreiter Dieter Angenendt (69) gehört der Tennissparte an, sagt: „Von uns wollen etliche hierbleiben.“

Die Bürgerinitiative plädiert dafür, die Sportstätte am Amselstieg zu modernisieren. „Außerdem ist auf der anderen Straßenseite eine Fläche für Sportanlagen und Erweiterungen des FC Voran im Bebauungsplan 73 vorgesehen“, so Neumann. Für diesen gibt es tatsächlich einen Aufstellungsbeschluss. Das bestätigt Bauamtsleiter Sven Noetzel: „Die Sache wurde aber nicht weiterverfolgt, Baurecht ist nicht vorhanden.“

Initiative will Unterschriften sammeln und Gespräche führen

Für Neumann ist eine Sporthalle in Ohe kein Muss. Er kann sich dafür auch das Gelände des Recyclinghofs in Schönningstedt vorstellen für den Fall, dass dieser umzieht. „Es macht auch Sinn, als Alternative die Erweiterung der Sporthallen an den Grundschulen zu prüfen.“ Demnächst will die Initiative Unterschriften sammeln und Gespräche mit Politikern führen.

Die Kalkulation der Verwaltung bezeichnet Neumann als „fragwürdig“. Sie hatte drei Varianten untersucht und mit Zahlen unterlegt. Das Projekt in Neuschönningstedt inklusive Halle, Tennis-Courts, Rasen- sowie Kunstrasenplatz und Vereinshaus kostet fünf Millionen Euro. Dabei sind Einnahmen in Höhe von 5,9 Millionen Euro für den Grundstücksverkauf, damit Häuser am Amselstieg entstehen können, eingerechnet. Ein Neubau in Ohe kostet 9,8, eine Sanierung der Anlage 8,6 Millionen Euro – jeweils mit Dreifeldhalle und Kunstrasenplatz.

Die FDP hat sich als einzige Partei noch nicht festgelegt

„Die harten Fakten sprechen für eine Umsiedlung“, sagt Bernd Uwe Rasch, Fraktionschef der Reinbeker FDP
„Die harten Fakten sprechen für eine Umsiedlung“, sagt Bernd Uwe Rasch, Fraktionschef der Reinbeker FDP © HA | René Soukup

Der Vereinsvorstand hat ein Positionspapier zur Standortfrage für seine Mitglieder erstellt und betont darin die Vorzüge einer Verlagerung. „Wir haben erheblich mehr Mitglieder, die nicht in Ohe wohnen und Sportler, die eher auf eine Halle in zentraler Lage hoffen“, sagt der Vorsitzende Roland Gust. Derzeit kommen nur 20 Prozent der im Verein organisierten Menschen aus Ohe, durch Wohnungsbauprojekte wachsen insbesondere die benachbarten Stadtteile Neuschönningstedt und Schönningstedt.

Die Grünen haben für die Stadtverordnetenversammlung am 26. April einen Antrag gestellt, der den Vereinsumzug ausschließt. Auch die CDU will die Anlage in Ohe ertüchtigen. „Das ist das Ergebnis unser jüngsten Sitzung“, sagt Fraktionschef Hans Helmut Enk. SPD und Wählergemeinschaft Forum 21 halten an einer Verlagerung fest. Mit dieser Variante sympathisiert die FDP. „Die harten Fakten sprechen für eine Umsiedlung“, sagt Fraktionschef Bernd Uwe Rasch. Es mache aber keinen Sinn, etwas gegen den Willen der Bürger durchzudrücken. Daher schlägt er eine Mitgliederbefragung vor.