Reinbek. Reinbeks Kommunalpolitiker diskutieren Donnerstag über den Umzug des Vereins. Auf dem jetzigen Gelände könnten Wohnungen entstehen.
Klaus-Peter Puls will Klarheit für den FC Voran Ohe, der unter seiner maroden Sportanlage leidet und über mangelnde Kapazitäten klagt. Deshalb drängt der fraktionslose Politiker darauf, dass die Reinbeker Stadtverordneten auf ihrer Sitzung am kommenden Donnerstag den Umzug des Vereins (siehe Grafik) auf den Weg bringen und drei richtungsweisende Beschlüsse fassen. Die entsprechenden Anträge hat er so formuliert: Verkauf der jetzigen Sportstätte am Amselstieg inklusive Überplanung für Wohnungsbau, Änderung des Flächennutzungs- sowie Aufstellung eines Bebauungsplanes für den neuen Standort an der Ecke Haidkrugchaussee/Am Sportplatz gegenüber dem Kalksandsteinwerk im Ortsteil Neuschönningstedt sowie Planungskosten in Höhe von 60.000 Euro für den Haushalt 2018.
Der 74-Jährige hat bei anderen Parteien um Unterstützung geworben. Zum großen Durchbruch wird es aber noch nicht reichen. Zu unterschiedlich sind die Vorstellungen der Entscheidungsträger, wie sie dem Verein helfen wollen, aber auch über die Herangehensweise bei dem Millionen-Projekt. In Sachen Planungskosten stößt Puls auf genug deckungsgleiche Meinungen, bei den anderen Punkten allerdings nicht. Nach der derzeitigen Gemengelage gibt es ohnehin nur eine knappe Mehrheit für eine Umsiedlung, die noch an Bedingungen geknüpft wird.
Rasenplatz ist oft gesperrt, Punktspiele fallen aus
„Mit der Verlagerung der Anlage sowie dem Bau von Wohnungen schlagen wir zwei Fliegen mit einer Klappe“, sagt Puls. „Der neue Standort bietet beste Voraussetzungen für den Verein.“ Zu dieser Erkenntnis gelangte auch eine Arbeitsgruppe aus Politik, Verwaltung und Vereinsvertretern, die schon 2014 nach Lösungsmöglichkeiten für den FC Voran Ohe gesucht und schließlich die Haidkrugchaussee ins Auge gefasst hatte. Das Grundstück gehört Reinbek genauso wie das vier Hektar große Areal am Amselstieg.
Dort stößt der 1200 Mitglieder zählende Verein, zwei Drittel davon sind Kinder und Jugendliche, an seine Grenzen. „Wir haben potenzielle Mitglieder abgewiesen, arbeiten in Abteilungen mit Wartelisten“, sagt der Vorsitzende Roland Gust. Vor allem fehlt es an einer Sporthalle. Sparten weichen an andere Sportstätten aus, für deren Nutzung der Verein bezahlen muss.
Bürgerinitiative zeigte Falschparker an
Der Rasenplatz hat keine Drainage. Er ist oft gesperrt, was insbesondere die Fußballer ärgert. Sie können dann nicht trainieren und müssen ihre Punktspiele absagen. In der Geschäftsstelle sacken die roten Bodenkacheln immer weiter ab. Im Vereinsheim hat sich durch feuchte Wände Schimmel gebildet. Die Mitglieder haben schon in der Vergangenheit viel ehrenamtliche Arbeit geleistet, um die Mängel zu beseitigen. Letztendlich geht es aber immer wieder nur um Schadensbegrenzung.
Die SPD stimmt Klaus-Peter Puls in allen drei Punkten zu. „Wir werden den Anträgen folgen“, sagt Fraktionschef Volker Müller. Vor allem sei die Situation für die Anwohner des Amselstiegs nicht mehr akzeptabel. Die Straße ist als verkehrsberuhigter Bereich deklariert und damit eine sogenannte Spielstraße. Hier gilt Schrittgeschwindigkeit. Daran halten sich viele Autofahrer nicht und parken auch noch die Grundstücksauffahrten zu. Diesen Zustand prangert eine Bürgerinitiative an, die Hunderte Beweisfotos gemacht hat. Außerdem haben Mitglieder Falschparker angezeigt.
Wählergemeinschaft Forum 21 befürworten Vorschläge
Die Wählergemeinschaft Forum 21 spricht sich ebenfalls für einen Umzug aus, hatte den separaten Antrag für die Änderung des Flächennutzungsplans an der Haidkrugchaussee schon vor Monaten auf die politische Agenda gebracht. „Auch wir befürworten die Vorschläge von Herrn Puls“, sagt Fraktionschef Heinrich Dierking. Wobei ihm der F-Plan jetzt schon reichen würde. „Damit setzt die Stadt ein Zeichen.“
Die FDP zieht zumindest bei den Planungskosten für den Haushalt mit und sichert bei diesem Punkt somit eine Mehrheit. „Wir sind dafür, die 60.000 Euro mit einem Sperrvermerk zu versehen“, sagt Fraktionschef Bernd Uwe Rasch. Für die anderen Anträge sei die Zeit zu früh. Er wolle zum Beispiel erst wissen, ob Planungsrecht für Wohnungsbau auf dem Oher Sportplatz bestehe, weil der Stadtteil nicht auf der Siedlungsachse liege. „Grundsätzlich sind wir für eine Verlegung, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Das Projekt muss wirtschaftlich sein.“
Grüne präferieren Ausbau des jetzigen Standortes
Zahlen liegen den Entscheidungsträgern vor. Eine neue Sportanlage an der Haidkrugchaussee, die den Bedürfnissen des Vereins Rechnung trägt, kostet nach Schätzungen der Verwaltung bis zu zehn Millionen Euro. Der Erlös aus dem Grundstücksverkauf am Amselstieg wird auf rund vier Millionen Euro beziffert. Diese Summe könnte reinvestiert werden. Für den Umzug hatte Reinbek einen Sportstättenentwicklungsplan anfertigen lassen – eine Forderung des Landes, weil sich das Areal im Außenbereich befindet. Das Gutachten bestätigt den Bedarf. Experten empfehlen der Stadt, mindestens einen Kunstrasenplatz sowie eine Dreifeldhalle zu bauen. Der Verein benötigt unter anderem auch acht statt jetzt sechs Tennisplätze.
Die Grünen werden den Anträgen nicht zustimmen. Fraktionschef Günther Herder-Alpen: „Wir präferieren einen Ausbau des jetzigen Standortes.“ Auch die CDU hält wenig von einer Verlagerung. „Unsere Tendenz geht in Richtung Erweiterung am Amselstieg“, sagt Fraktionschef Hans Helmut Enk. Man werde sich im Januar oder Februar mit dem Vereinsvorstand und Abteilungsleitern besprechen. Enk: „Die Stadt hat ihren Investitionsplan bis 2020, in dem die Sportanlage nicht berücksichtigt ist, schon überschritten.“ Es sei sinnvoll, eine Ertüchtigung über Jahre zu strecken.
Im Reinbeker Stadtparlament kommen SPD, Forum 21, FDP und Klaus-Peter Puls auf 16 Sitze. Sie haben damit eine Stimme mehr als CDU (zehn) und Grüne (5) zusammen. Das könnte sich im kommenden Jahr ändern. Am 6. Mai ist die Kommunalwahl.
Stadtverordnetenversammlung Do 7.12., 19.30, Rathaus Reinbek, Sitzungssaal
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