Reinbek. Bürger sprechen sich bei Einwohnerversammlung in Reinbek gegen Neubau an anderem Standort aus. Nun rudert die Vereinsspitze zurück.
Sportlich gesehen gleicht die Diskussion um neue Sportanlagen für den FC Voran Ohe mittlerweile einem Marathon. Schon vor 18 Jahren sicherte die Stadt eine Grünfläche an der Haidkrugchaussee südlich der Straße Am Sportplatz für die Sport- und Freizeitnutzung. Eine Verlagerung des Sportvereins dorthin wird seit Jahren intensiv in der Politik und zusammen mit dem Verein diskutiert, die Argumente dafür mit Gutachten untermauert.
Jetzt kommt heraus: Die Oher selbst sind gegen eine Verlagerung der Sportstätte, selbst die Vereinsspitze rückt von ihrer jahrelang verfolgten Linie ab. Das ist das Ergebnis einer Einwohnerversammlung, zu der etwa 80 Bürger gekommen waren. „Uns Bürger hat ja dazu nie einer gefragt“, erklärt Klaus-Peter Neumann das Ergebnis der Debatte. Dass es die Stadt mit einem Neubau an anderer Stelle tatsächlich ernst meint, sei ihm erst in den vergangenen Wochen so richtig bewusst geworden. Seitdem ist Klaus-Peter Neumann, wie viele andere auch, strikt dagegen. „Die Sportstätten sind Teil der Seele des Ortes. Entfernt man sie, verliert der Ort einen wichtigen Teil seiner Identität und der Traditionsverein seinen Namen.“
Bürger befürchten, einen Treffpunkt zu verlieren
Viele befürchten, einen weiteren Treffpunkt zu verlieren. Beide Gaststätten des Ortsteils wurden in den vergangenen Jahren geschlossen, auch die Zukunft der Kirche ist ungewiss. Wenn jetzt auch noch der Verein verschwände, gäbe es gar nichts mehr, sagen sie. Die Statistik zeigt jedoch: Nur 20 Prozent der etwa 1300 Mitglieder kommen aus Ohe, 30 Prozent aus Neuschönningstedt, 20 Prozent aus Schönningstedt, die anderen aus Glinde und Umgebung.
Die Befürchtung, bald ganz abgehängt zu sein, hatten viele auch schon beim Reinbeker Stadtcheck geäußert, der von Bürgermeister Björn Warmer initiiert worden war. Er sagt nach der Einwohnerversammlung: „Wenn man die Bürger fragt, muss man auch mit den Antworten umgehen können. Stimmungen ändern sich und das ist hier der Fall. Die Politik wird das aufgreifen müssen.“
Stadt Reinbek plädiert für eine Verlagerung
Von der Stimmung in der Oher Bevölkerung bleibt auch die Vereinsspitze nicht unbeeindruckt. „Wir sind immer noch der Überzeugung, dass eine Verlagerung die größte Chance bietet, dass sich überhaupt etwas tut“, sagt der zweite Vorsitzende Herbert Altefrohne. Übergehen möchte man die Bürger aber auch nicht. Wenn alle dagegen seien, müsse man nochmal neu überlegen.
Die Stadt Reinbek selbst hat sich klar positioniert, plädiert für eine Verlagerung. Dies sei auch die kostengünstigste Variante: Das bisherige Areal gehört der Stadt, könnte in Bauland umgewandelt werden. Ein Neubau auf dem jetzigen Gelände oder auch eine Sanierung würden nach Darstellung des Bauamtsleiters etwas teurer. Klaus-Peter Neumann bezweifelt dies. Er ist sicher, dass man den FC Voran Ohe für zwei bis drei Millionen Euro flott machen könne. Auch Vereinsmitglieder könnten mit anpacken, so die Idee.
Eine schrittweise Sanierung kann sich auch Herbert Altefrohne vorstellen. Die Idee, die Sportstätte zu verlagern, komme ja ursprünglich nicht aus Reihen des Vereins, sondern von der Stadt selbst. Doch Reinbek habe derzeit sowieso kein Geld. Aus seiner Sicht könne man zunächst den Kunstrasenplatz bauen und die geplante Halle – auch an anderer Stelle – später realisieren. Das Clubhaus sei noch akzeptabel und könne weiter als Treffpunkt dienen. „Auf jeden Fall müssen wir schnell eine Lösung finden. Es kann nicht sein, dass wir Kinder abweisen müssen, weil wir sie derzeit nicht mehr unterbringen können.“