Ahrensburg. 330 Kinder stehen nach Angaben der Verwaltung auf der Warteliste. Es fehlen nicht nur Räume, es mangelt zusätzlich an Fachpersonal.

Rund 330 Jungen und Mädchen stehen nach Angaben der Verwaltung zurzeit auf der Warteliste für einen Kita-Platz in Ahrensburg. Frei werden zum Sommer aber nur 80 Plätze. Eine hohe Nachfrage verzeichnen auch die Horte der Grundschulen. In vielen Einrichtungen herrscht Erweiterungsbedarf. Das ist eine Kehrseite des starken Bevölkerungswachstums am Hamburger Rand – und stellt Ahrensburg vor große Probleme. Auf der jüngsten Sitzung des Sozialausschusses wurde das erneut deutlich.

„Die Eltern laufen uns die Türen ein“, sagt Cornelia Beckmann vom Fachdienst Kindertageseinrichtungen der Stadt. „Aber bis die geplanten Projekte fertig sind, dauert es noch.“ Die neue Kita neben dem Schulzentrum Heimgarten mit 70 Plätzen wird beispielsweise erst 2019 fertig. „Wir müssen jetzt etwas tun. Die Zeit drängt.“

Verwaltung schlägt Krippe auf Lehrerparkplatz vor

Ein Vorschlag der Verwaltung: die Containeranlage auf dem Lehrerparkplatz der Grundschule Am Reesenbüttel stehen lassen und dort eine neue Krippe errichten. Knapp vier Jahre lang hat der Hort Am Reesenbüttel die Räume genutzt, während an der Schule ein Gebäude abgerissen und durch einen Neubau ersetzt wurde. Dieser ist nun fertiggestellt. Anfang der Woche sind die letzten Kinder umgezogen, die Container stehen leer. „Wir haben die Möglichkeit, hier schnell 20 Krippenplätze zu schaffen“, sagt Beckmann.

Die Container vor der Grundschule Am Reesenbüttel stehen zurzeit leer
Die Container vor der Grundschule Am Reesenbüttel stehen zurzeit leer © HA | Janina Dietrich

Eine Idee, die bei der Leitung der Grundschule, aber auch bei Anwohnern der umliegenden Straßen für Unmut sorgt. „Das ist vielleicht die einfachste Lösung, aber für Schüler und Lehrer eine unzumutbare Belastung“, beklagt Schulleiterin Sabine Knuth. Die dritten und vierten Klassen haben ihre Klassenräume in Richtung der Container. „Im Sommer sind die Schüler bei offenem Fenster nicht mehr in der Lage zu arbeiten, weil es so laut wird“, sagt sie. „Wir haben das vier Jahre lang hingenommen. Irgendwann reicht es auch mal.“ Anwohner der Schimmelmannstraße kritisieren die Verkehrsbelastung, die durch Eltern entsteht, wenn sie ihre Kinder mit dem Auto hinbringen und abholen.

Verwaltung soll andere Standort für Container prüfen

Auch die Politiker zeigen sich im Sozialausschuss skeptisch über diesen Vorschlag. „Wir sind nicht begeistert davon“, sagt Bela Randschau (SPD). Letztlich gehe aber die „wirklich problematische Situation bei den Kitaplätzen vor. Deswegen würden wir es als Notlösung akzeptieren.“ Ähnlich sieht das auch Claas-Christian Dähnhardt von den Grünen. „Wir müssen abwägen, was für uns die höhere Priorität hat“, sagt er. „Und da sind mir die 20 Krippenplätze wichtiger.“

Die Ausschussmitglieder regten an, dass die Verwaltung bis zur nächsten Sitzung im April noch einmal prüfen soll, ob es andere Standortmöglichkeiten für die Container gibt, etwa auf dem Gelände des Heimgarten-Schulzentrums oder an der Fritz-Reuter-Schule. Denn weitgehend einig waren sich die Politiker darin, dass die Container auf jeden Fall für eine neue Krippe genutzt werden sollen. Der Vorschlag wurde bei einer Enthaltung der FDP angenommen.

Kitas und Horte suchen dringend Mitarbeiter

Doch selbst, wenn neue Räume für eine Kita- oder Horterweiterung gefunden sind, gibt es eine weitere große Schwierigkeit – und zwar geeignetes Personal für die Betreuung der Kinder zu bekommen. „Es sind sehr viele Stellen vakant in Ahrensburg“, sagt Anette Schmitt, Geschäftsführerin der Arbeiterwohlfahrt Soziale Dienste. „Der Mangel an Fachkräften ist ein großes Problem“, bestätigt Beckmann.

In der Awo-Kita Am Aalfang werden zurzeit 113 Hort- und 20 Kinder im Elementarbereich betreut. „Wir sind damit schon überbelegt“, sagt Leiter Jonathan Rubarth. Auf der Warteliste stehen 44 weitere Kinder. Wie viele davon im kommenden Schuljahr einen Platz bekommen werden, ist unklar. Die Ausschussmitglieder haben zwar beschlossen, an dem Standort zwei zusätzliche Gruppen in Containern unterzubringen. Die Voraussetzung dafür ist aber, dass genügend Kita-Mitarbeiter gefunden werden. Bereits jetzt fehlt an der Kita Personal für 60 Wochenstunden, mit der Erweiterung erhöht sich die Zahl auf 200 Stunden. „Wir brauchen unbedingt Mitarbeiter“, sagt Rubarth. Er hat aber Zweifel, ob die noch gefunden werden. „Wir können die Platz-Bestätigungen für die Eltern wegen der unklaren Situation bisher nur unter Vorbehalt verschicken.“

Grundschulhort Am Reesenbüttel wird eingestellt

Mit einer Einschränkung beschlossen die Politiker auch, an der Grundschule Am Schloss ab August vier neue Hortgruppen einzurichten. „Eine Erweiterung kann nur erfolgen, sofern entsprechendes Fachpersonal gefunden wird“, heißt es in dem Beschluss. Dabei ist eine Erweiterung dringend nötig. Laut Verwaltung liegen 82 Anmeldungen für den Hort vor. Frei werden voraussichtlich aber nur 26 Plätze.

Besonders schwierig ist die Lage an der Grundschule Am Reesenbüttel. Sie soll zum Schuljahr 2019/20 zur Offenen Ganztagsschule werden. Der Hort wird dann eingestellt. Das hat zur Folge, dass bereits jetzt einige Mitarbeiter die Einrichtung verlassen. „Wir können nicht sagen, wie viele Hortplätze wir dort zum nächsten Schuljahr anbieten werden“, sagt Beckmann. Zwei Stellen seien seit rund einem Jahr unbesetzt, drei weitere Mitarbeiter hörten im Sommer auf.