Ahrensburg/Trittau. Die Einrichtung am Helgolandring in Ahrensburg ist eröffnet, doch Personal fehlt. Ähnlich sieht es in Trittau und anderen Kommunen aus.

Die neue Kita am Helgolandring im Ahrensburger Stadtteil Gartenholz hat gerade erst eröffnet. Eine Elementargruppe für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren ist in bereits in die Containersiedlung eingezogen. Zum Januar sollen die Betreuungszeiten ausgeweitet, eine weitere Elementar- und eine Krippengruppe (bis drei Jahre) hinzukommen. Doch eine zusätzliche Gruppe für die Jüngsten kann vorerst nicht eingerichtet werden. Es fehlen zwei Erzieher in Vollzeit. Udo Finnern vom DRK-Kreisverband, der die Einrichtung betreibt, sagt: „Das Problem haben wir gerade überall in Stormarn.“

Das bestätigt auch Wiebke Loof aus der Verwaltung in Trittau. Auch dort mangele es nicht an Räumen, sondern an Fachpersonal. Hauswirtschaftskräfte sollen die pädagogischen Mitarbeiter künftig unterstützen, damit diese sich auf die Kinderbetreuung konzentrieren können. Außerdem soll mit attraktiveren und besser platzierten Anzeigen für den Erziehungsberuf geworben werden.

Stadt soll Ausbildungskosten für Tagesmütter übernehmen

In Ahrensburg haben sich die Mitglieder des Sozialausschusses noch zu weitergehenden Schritten entschlossen. Um den Personalmangel abzumildern, soll die Stadt die Kosten für die Ausbildung von Tagesmüttern übernehmen, sofern diese im Anschluss mindestens zwei Jahre Kinder aus Ahrensburg betreuen. Dabei geht es um 400 Euro pro Person. Außerdem sollen örtliche Einrichttungen mehr Geld zur freien Verfügung bekommen. Damit könnte weiteres Erziehungspersonal eingestellt werden. Oder, ähnlich wie in Trittau, andere Mitarbeiter, die bei der Essensausgabe oder auch Verwaltungsaufgaben helfen könnten.

„Was nützt es, wenn wir den Trägern mehr Geld für Erzieher und Sozialpädagogische Assistenten zubilligen, die sie aber nicht bekommen“, begründet die Ausschussvorsitzende Doris Brandt (CDU) den Schritt. Udo Finnern sagt über die Entscheidung des Ausschusses: „Das ist genial.“ Mehr Flexibilität sei für die Kitas wichtig. Doch zunächst müssen noch die Stadtverordneten in der kommende Woche zustimmen.

Kitas könnten bis zu 44.000 Euro zusätzlich erhalten

Ab 2018 könnten die Ahrensburger Kindertagesstätten – gestaffelt nach Gruppenanzahl und Länge der Betreuungszeiten – Zuschüsse bekommen. Kleine Einrichtungen wie die am Niebüllweg würden eine Sockelbetrag von 10.000 Euro erhalten, die größte Kita in der Schlossstadt, die Stadtzwerge an der Adolfstraße, bis zu 44.000 Euro. Die Stadt würde das in 2018 rund 400.000 Euro kosten. Außerdem stellt sie weiter 90.000 Euro für die Bezahlung von Bundesfreiwilligendienstleistenden und Teilnehmern eines Freiwilligen Sozialen Jahres zur Verfügung.

„Wir wollen nicht, dass das Geld gegeneinander verrechnet wird“, sagt Doris Brandt. Das war ursprünglich angedacht. Die Politiker fürchteten jedoch, dass diese Stellen dann wegfallen könnten, weil die Träger die begrenzten Mittel lieber für besser qualifiziertes Personal ausgeben würden. Auch darüber freut sich DRK-Vorstand Finnern: „Die Freiwilligendienste sind ein Sprungbrett in den Beruf.“ Laut Brandt sollen bereits abgeschlossene Verträge erfüllt werden. Anfang 2018 soll neu bewertet werden, wie mit den Stellen künftig verfahren wird.

Nur wenige Absolventen arbeiten später auch in Kitas

Doch was macht die Suche nach Erziehern und Sozialpädagogischen Assistenten so schwierig? „Durch den gesetzliche Anspruch an Kinderbetreuung ist der Bedarf enorm gestiegen, stärker als die Zahl der Absolventen“, sagt Udo Finnern. Mitarbeiter könnten zwar noch gefunden werden, aber eben nicht mehr so schnell. Gerade befristete Stellen, etwa als Schwangerschaftsvertretung, seien unbeliebt. Ein weiteres Problem sei die Nähe Stormarns zu Hamburg. „Auch dort ist das Betreuungsangebot massiv ausgeweitet worden“, so Finnern. Hinzu komme, dass es viele junge Leute in die Stadt ziehe. Dass dort höherer Löhne gezahlt würden, davon wisse er nichts. Das Rote Kreuz zahle wie der öffentliche Dienst, ein Sozialpädagogischer Assistent verdiene nach zweijähriger Ausbildung etwa 2500 brutto, mit mehreren Jahren Berufserfahrung 3000 Euro. Bei den Erziehern, deren Ausbildung mit mittlerer Reife fünf, mit Abitur drei Jahre dauere, seien es 2800 bis 3600 Euro. „Mehr dürfen wir als Wohltätigkeitsorganisation nicht zahlen, da die Stadt ein etwaiges Defizit tragen muss“, so Finnern. Eine übertarifliche Bezahlung sei daher nicht möglich.

Ein weiteres Problem sei, dass nur rund 30 Prozent der Absolventen der Fachschulen für Sozialpädagogik nach dem Abschluss auch in Kitas arbeiteten. „Viele wollen noch studieren oder stellen fest, dass der Beruf nichts für sie ist“, sagt Finnern. Das Rote Kreuz setze sich daher dafür ein, dass die Ausbildung mittelfristig auf ein duales Modell aus Schule und Praxis umgestellt wird „Um den Beruf attraktiver zu machen, könnten wir von Anfang an eine Vergütung bezahlen“, sagt Finnern. Bis dahin sei der Ahrensburger und Trittauer Weg jedoch der Richtige, um das umworbene Fachpersonal zu entlasten.