Ahrensburg. Marode Heizungen, Raumnot, Wanderklassen – und was die Stadt dagegen unternehmen will. Neuer Schulentwicklungsplan vorgestellt.

4004 Schüler besuchen zurzeit die Ahrensburger Schulen. In den kommenden Jahren könnte die Zahl sogar leicht steigen, heißt es im neuen Schulentwicklungsplan für die Jahre 2017 bis 2021. Er wurde jetzt bei einer gemeinsamen Sitzung des Sozialausschusses mit dem Bildungs-, Sport- und Kulturausschuss in Ahrensburg vorgestellt. Der Grund sei vor allem das Neubaugebiet Erlenhof mit 450 Wohneinheiten. Zudem geht die Stadt weiter von einer kontinuierlich steigenden Einwohnerzahl aus. Ältere Prognosen hatten bisher immer langfristig sinkende Schülerzahlen erwartet.

Kritik an baulichen Zuständen am Heimgarten-Schulzentrum

Die Stadt steht beim Thema Schulen vor großen Herausforderungen – das wurde bei der Sitzung am Dienstag deutlich. Schulleiter, Elternbeiräte, Mütter und Väter kamen ins Peter-Rantzau-Haus, um ihrem Ärger über die aktuelle Situation Luft zu machen. Im Mittelpunkt stand das Schulzentrum Am Heimgarten. Der Elternbeiratsvorsitzende Ralf Wedler kritisierte, dass nicht genügend Geld in die Gemeinschaftsschule fließe. „Der Unterricht kann teilweise nicht stattfinden, weil es in den Räumen zu kalt ist. Da muss dringend gehandelt werden“, forderte er. Vor einigen Jahren sei bereits für 240.000 Euro eine neue Kesselanlage eingebaut worden, sagte Achim Keizer, Leiter der städtischen Gebäudewirtschaft. Das Problem sei das alte Leitungssystem. „Das heiße Wasser kommt deswegen nicht optimal oben an.“ Die Stadt werde das Problem angehen. Das gehe aber nicht sofort. „Wir brauchen erst mal eine Planung.“

24 Räume befinden sich in dem 1972 erbauten alten Trakt des Schulzentrums. Ein Drittel der Gemeinschaftsschüler ist laut Schulleiter Thomas Gehrke dort untergebracht, am Gymnasium sei der Anteil noch höher. In allen Räumen seien inzwischen Thermometer angebracht worden, um die Temperaturen zu dokumentieren. Am Mittwoch seien in einer Klasse wieder nur 16 Grad gemessen worden, „obwohl die Heizung auf vollen Touren lief“, sagte Gehrke. Entsprechend empört sei er über die Aussage im Schulentwicklungsplan, dass für den Unterricht Räume „in einem baulich einwandfreien Zustand vorzuhalten“ seien. „Wenn ich die vielen Mängel bei uns sehe, weiß ich nicht, ob ich darüber lachen oder einen Wutausbruch bekommen soll.“

An vielen Schulen gibt es zu wenig Klassenräume

Für Empörung sorgte bei einigen Schulleitern auch, dass im Schulentwicklungsplan Wanderklassen in Betracht gezogen werden, „um gegebenenfalls Raumengpässe abzufedern“. Schulklassen ohne festen Raum wolle er seinen Schülern auf keinen Fall zumuten, sagte Gerd Burmeister, Leiter des Eric-Kandel-Gymnasiums. „Das ist ein sehr deutlicher Eingriff in das Schulleben und aus pädagogischer, didaktischer und organisatorischer Sicht ein Unding.“ Den Oberstufenschülern fehle dadurch ein Rückzugsort für die Pausen.

Folgen hätte das System auch für die Schüler, die ihre Klassenräume zum Beispiel während des Sportunterrichts anderen zur Verfügung stellten. „Sie müssten jedes Mal alle Taschen und Rucksäcke mitnehmen“, sagte Burmeister. Wenn das Problem Raumnot künftig so gelöst werden solle, werde er beantragen, seine Schule bereits vom kommenden Schuljahr an auf Dreizügigkeit umzustellen. Bisher hat das Eric-Kandel-Gymnasium vier Klassen pro Jahrgang. An der Stormarnschule gibt es wegen eines alten Abkommens mit der Stadt bereits jetzt fünf Wanderklassen. Der stellvertretende Schulleiter Lars Troche betonte im Ausschuss, dass das Gymnasium mit dieser Situation ebenfalls nicht zufrieden sei.

Planungen für einen Neubau der SLG

Fakt ist: Die Klassenräume reichen an vielen Ahrensburger Schulen nicht aus. Das ist auch im Stadtentwicklungsplan festgehalten. Demnach fehlen momentan 20 Räume: zwei an der Grundschule Am Hagen, vier an der Grundschule Am Aalfang, fünf an der Gemeinschaftsschule Am Heimgarten und neun an der Selma-Lagerlöf-Gemeinschaftsschule (SLG).

Viele Schulleiter und Eltern verfolgen die Vorstellung des Schulentwicklungsplans im Peter-Rantzau-Haus
Viele Schulleiter und Eltern verfolgen die Vorstellung des Schulentwicklungsplans im Peter-Rantzau-Haus © HA | Janina Dietrich

Um die Situation an der SLG zu entspannen, gibt es bereits Planungen für einen Neubau auf dem Gelände. Zurzeit pendeln viele Schüler aufgrund des Platzmangels zur benachbarten Fritz-Reuter-Schule. „Die Klassenräume sind teilweise nur 43 Quadratmeter groß – eigentlich sollten 60 Quadratmeter Standard sein“, sagte Robert Tessmer, der für Schulen zuständige Fachdienstleiter bei der Stadt. Der SLG-Neubau soll voraussichtlich im Sommer 2020 fertiggestellt sein. Dann soll das Gebäude der Fritz-Reuter-Schule nicht mehr genutzt werden. „Die energetischen Werte sind zu schlecht“, sagte Tessmer. WAB-Politiker Peter Egan wollte im Ausschuss wissen, ob es schon Ideen für die spätere Nutzung des Geländes gebe. Die Verwaltungsmitarbeiterin Cornelia Beckmann regte an, das zentrale Grundstück könne gut für eine Kindertagesstätte genutzt werden.

Schulentwicklungsplan wird in den Fraktionen diskutiert

Wegen der zunehmenden nachschulischen Betreuung ist auch an den Ahrensburger Grundschulen der Bedarf an Räumen gestiegen. In den Einrichtungen Am Schloss und Am Reesenbüttel gibt es bereits Erweiterungsbauten. Für die Grundschule Am Hagen soll 2019 ein Ausbaukonzept erstellt werden, kündigte Tessmer an. „Dann fehlt uns nur noch die Grundschule am Aalfang.“ Diskussionen gab es im Ausschuss darüber, inwiefern ein Ausbau der Grundschule Am Hagen angesichts einer prognostizierten Schülerzahl von 42 im Jahr 2021/22 überhaupt sinnvoll sei. „Wir sollten lieber über eine Verschiebung der Einzugsbereiche nachdenken, als über eine Verkleinerung der Schule“, mahnte Bela Randschau (SPD).

Der Schulentwicklungsplan wird nun noch mal in den Fraktionen diskutiert. „Ziel ist es, ihn im März zu verabschieden“, sagte der Ausschussvorsitzende Christian Schubbert-von Hobe (Grüne). Bis dahin müssten die Änderungswünsche eingearbeitet werden.