Siek/Volksdorf. Der Verein „.ausgestrahlt“ lud Bürger aus der Region nach Hamburg-Volksdorf, um über Defizite des Verfahrens zu informieren.
Könnte der Salzstock in 800 Meter Tiefe unter der 2200-Einwohner-Gemeinde Siek Endlager für hoch radioaktive Abfälle werden? Über die Suche nach einem Standort, für den auch Siek in Frage kommen könnte, hatte das Abendblatt bereits berichtet.
Nun lud der Anti-Atomkraft-Verein „.ausgestrahlt“ in die Ohlendorff’sche Villa nach Hamburg-Volksdorf ein. „Wir wollen in Siek keine Unruhe stiften, erst einmal informieren und mit Betroffenen ein mögliches Vorgehen besprechen“, begründete Geschäftsführer Jochen Stay das Treffen in Hamburg. Dazu hatte die Organisation potenzielle Unterstützer aus einer eigenen Mailingliste im Umkreis von zehn Kilometern um Siek angeschrieben. Rund 40 Bürger kamen, passten kaum in den kleinen Clubraum im ersten Stock. Darunter waren die Kommunalpolitiker Reinhard Niegengerd (SPD) und Matthias Sünnemann (Grüne) aus Großhansdorf sowie viele, die sich bereits in Bürgerinitiativen oder Naturschutzorganisationen engagieren. Niegengerd, der auch im Kreistag sitzt, hatte die Debatte öffentlich gemacht.
Bestmöglicher Standort soll gefunden werden
Aus Siek war lediglich Klaus Koch dabei. „Ich habe über einen Bekannten davon erfahren, dass wir auf einer Liste der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) stehen und mich deswegen an das Amt Siek, Bundes- und Landesbehörden gewendet“, sagt Koch. Eine zufriedenstellende Antwort habe er jedoch nirgends erhalten.
Jochen Stay nutzte die Gelegenheit, über das Verfahren aufzuklären: „Es gibt Atommüll und er muss möglichst sicher untergebracht werden.“ Er wollte damit Vorwürfen zuvorkommen, ein Endlager um jeden Preis verhindern zu wollen. „Die kritische Begleitung der Standortauswahl trägt aber dazu bei, dass der sicherstmögliche Ort gefunden wird und nicht der, der sich politisch am ehesten durchsetzen lässt“, so Stay. Aus seiner Sicht habe das im vergangenen Jahr vom Bundestag beschlossene Auswahlgesetz mehrere Defizite: „In der Atommüll-Kommission waren nur zwei Geologen beteiligt, dafür aber viele Landespolitiker, deren Interesse es war, die Kriterien möglichst so zu fassen, dass kein Lager in ihr Bundesland kommt.“ Außerdem hätten die Bürger in Regionalkonferenzen zwar die Möglichkeit zur Stellungnahme, jedoch ohne dass damit verbindliche Konsequenzen für die Auswahl verbunden wären. Zudem seien hohe Hürden für Klagen gegen das Standortauswahlgesetz (StandAG) geschaffen worden. Alternativen zur Lagerung in Bergwerken seien bisher gar nicht geprüft worden.
Öffentliche Einladung für Info-Veranstaltung soll folgen
In vier Jahren gehen die letzten Reaktoren vom Netz, bis 2031 soll eine geeignete Lagerstätte gefunden werden. „Das ist, als ob in einem Flugzeug erst mit Ausgehen des Sprits über den Bau einer Landebahn nachgedacht wird“, so der Geschäftsführer. Entsprechend groß sei die Gefahr, dass dabei Fehler gemacht würden.
Das BGR hatte 1995 potenziell geeignete Salzstöcke untersucht, insgesamt 41 Stück im gesamten Bundesgebiet. Einer von sechs in Schleswig-Holstein liegt unter Siek. „Und der könnte geeignet sein, obwohl er in der damaligen Studie als zu klein angesehen wurde“, so Stay. „Denn anders als damals ist der Atomausstieg beschlossene Sache. Entsprechend weniger Kapazität wird benötigt.“
Neben dem Sieker Klaus Koch und dem Großhansdorfer Gemeindevertreter Matthias Sünnemann fanden sich sechs Personen, die mit Unterstützung von „.ausgestrahlt“ einen Arbeitskreis gründen wollen. Als nächstes soll es eine Informationsveranstaltung in Siek oder der näheren Umgebung geben, zu der öffentlich eingeladen werden wird. Ein Termin steht noch nicht fest.