Ahrensburg/Reinbek. Die für Stormarn zuständige Polizeidirektion Ratzeburg geht bei der Verhinderung und der Aufklärung von Wohnungseinbrüchen neue Wege.

950 Einbrüche gab es bisher in diesem Jahr im Bereich der Polizeidirektion Ratzeburg, der die Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg umfasst. 2016 waren es noch 1233 – ein deutlicher Rückgang. „Es gibt viele Faktoren, die dazu geführt haben. Sicherlich trägt auch die Arbeit der Ermittlungsgruppen in Ahrensburg und Reinbek Früchte“, sagt Polizeisprecher Torsten Gronau. Es spreche sich speziell in Täterkreisen herum, wenn das Entdeckungsrisiko größer sei. Künftig soll es weiter wachsen. Grundlage dafür ist eine Kooperation zwischen der Polizeidirektion Ratzeburg und den Kollegen aus Hamburg, die jetzt vereinbart wurde und von der sich beide Seiten viel versprechen.

„Unsere Täter sind eher in Wandsbek als in Flensburg“, sagt Polizeisprecher Torsten Gronau
„Unsere Täter sind eher in Wandsbek als in Flensburg“, sagt Polizeisprecher Torsten Gronau © Undine Brandt

Ein Schwerpunkt ist der Einbruch in Häuser und Wohnungen, ein anderer der Autodiebstahl. Vorausgegangen war eine länderübergreifende Kontrolle am 23. November dieses Jahres. „Bei der Mannschaft ist die Idee entstanden, so etwas dauerhaft zu installieren“, sagt Gronau. Seinerzeit hatte die Hamburger Polizei vermehrt Kontrollen von stehenden Fahrzeugen aus gemacht, war dabei uniformiert, während die Stormarner Beamten größtenteils in zivil unterwegs waren. Es habe sich gezeigt, dass es sinnvoll sei, gemeinsame Termine zu vereinbaren, so der Sprecher der Polizeidirektion Ratzeburg.

Gemeinsame Kontrollen und täglicher Austausch

Durch die Kooperation erhoffen sich die Beteiligten, neue Ermittlungsansätze zu gewinnen. Ziel ist es laut Polizei zudem, den Verfolgungsdruck auf Täter und Tätergruppen zu erhöhen. Dabei geht es nicht nur um gemeinsame Kontrollen, auch der tägliche Austausch zwischen den Dienststellen in Stormarn und der Hansestadt wird optimiert. „Unsere Täter sind eher in Wandsbek als in Flensburg“, sagt Gronau. Was er damit meint: Kriminelle, die in Stormarn zuschlagen, flüchten über die Landesgrenze und brechen dann nur wenig später auch in Hamburg in Objekte ein. Eine strukturiertere Zusammenarbeit als bisher setzt einen frühzeitigen Informationsfluss voraus.

Konkret könnte das laut Gronau so aussehen: „Ist zum Beispiel am frühen Morgen in Hamburg ein Einbruch geschehen, werden unsere Beamten rasch in Kenntnis gesetzt.“ Durch den besseren Austausch und das Kennen der Ansprechpartner in den Dienststellen würden Fakten zu den Tätern schneller in die Ermittlungsvorgänge einfließen.

Kreis Stormarn ist Einbrecher-Hochburg

Über das Konzept wurde vergangene Woche bei einem Treffen in Ratzeburg Einigkeit erzielt. Es beinhaltet auch mehr Kommunikation zwischen den Führungsstäben. Gronau: „Bei größeren Einsätzen könnten Kollegen aus Schleswig-Holstein auch Bestandteil der Einsatzleitung in Hamburg sein.“

In Deutschland ist die Polizeiarbeit Ländersache. So gibt es Unterschiede bei der Organisations- und Ausbildungsstruktur. Gemeinsam ist allen 16 Länderpolizeien die Sparteneinteilung zwischen der uniformierten Schutz- und der Kriminalpolizei.

In Stormarn haben die Beamten viel mit aufgehebelten Fenstern und geknackten Wohnungstüren zu tun. Der Kreis ist Einbrecher-Hochburg und war bei der Aufklärungsquote 2014 mit nur fünf Prozent landesweit Schlusslicht. Besonders beliebt bei Kriminellen sind Ahrensburg sowie Städte und Gemeinden im Südkreis – durch die Nähe zur Autobahn und die Möglichkeit, mit der S-Bahn wie in Reinbek schnell Richtung Hamburg zu flüchten. Daraufhin installierte die Polizeidirektion Ratzeburg eine sogenannten Präventions- und Ermittlungsgruppe für Wohnungseinbruch, kurz PEG WED, an den Standorten Ahrensburg und Reinbek. Dort arbeiten Spezialisten, die sich nur um das eine Thema kümmern.

Informationsgewinn durch Kooperation erwartet

Sandra Rinas findet den persönlichen Austausch mit Hamburger Kollegen wichtig
Sandra Rinas findet den persönlichen Austausch mit Hamburger Kollegen wichtig © Mira Frenzel | Mira Frenzel

In Ahrensburg besteht die Gruppe aus acht Polizisten. Leiterin ist die 44 Jahre alte Kriminalhauptkommissarin Sandra Rinas. Sie sagt: „Durch die Kooperation mit den Hamburger Kollegen gewinnen wir mehr Informationen. Der persönliche Austausch ist sehr wichtig für unsere Arbeit.“ Bisher habe sie im Intervall von acht bis zehn Wochen an Hamburger Umlandgesprächen teilgenommen. „Von dem, was jetzt angeschoben wird, verspreche ich mir sehr viel.“ Weitere gemeinsame Kontrolleinsätze sind von Januar an geplant.

Die Reinbeker Ermittlungsgruppe ist personell genauso aufgestellt wie jene in Ahrensburg. Über den Sinn der Kooperation sagt der dortige Kripochef Thomas Holst: „Ziel ist es auch, der Bevölkerung ein Sicherheitsgefühl zu vermitteln. Dafür sind wir da.“ Holst rät dazu, als Schutz gegen Einbrecher Türen und Fenster zu sichern. „Die Möglichkeiten dazu werden stetig besser, und immer mehr Menschen machen davon Gebrauch.“ Er habe in den vergangenen Jahren die Erfahrung gemacht, dass Einbrüche vermehrt im Versuchsstadium stecken geblieben seien. Laut Statistik beenden Kriminelle im Schnitt nach sieben Minuten ihr Unterfangen, wenn es bis dahin nicht zum Erfolg geführt hat.