Ahrensburg/Glinde. Ermittler warnen, Experten geben Tipps. Die Polizei kontrolliert verstärkt in Ahrensburg und Reinbek verdächtige Fahrzeuge.

Die Masche ist zwar nicht neu, aber die Einbruchsermittler der Polizei stellen derzeit an immer mehr Tatorten fest, dass Kriminelle Fenster und Türen durch sogenanntes Kittfalzstechen öffnen. Dabei entfernen sie etwas vom Kitt zwischen der Scheibe und dem Rahmen. „In der Regel ist das ein kleines Loch, durch das ein Draht passt“, erklärt Polizeisprecher Holger Meier.

Mit dem Draht lasse sich dann der Fenstergriff umlegen. Terrassentüren oder Fenster würden so quasi regulär geöffnet. „Diese Methode ist besonders leise und es entstehen keine großen Beschädigungen“, sagt Meier. Hinzu komme: Auf die gleiche Art verschließen die Täter das Fenster nach ihrem Beutezug wieder. Somit falle vielen Menschen der Einbruch zunächst gar nicht auf.

Fachbetriebe halten Vorschriften bei Montage ein

Schützen können sich die Menschen nur mit Riegeln, oder wenn sie die Fenster abschließen. Dies weiß auch Peter Fischer, der seit 1978 in Glinde eine Tischlerei betreibt: „Sind zusätzliche Riegel angebracht, lässt sich auch nach Umlegen des Griffes das Fenster nicht öffnen, da dies blockiert wird.“ Damit die Täter den Griff erst gar nicht umlegen können, sind abschließbare Fenster zu empfehlen.

Abschließbare Türgriffe sind nachrüstbar

Schutz vor Einbrechern können Fenster bieten, die abschließbar sind und somit das Umlegen des Griffs von außen verhindern.

Das Nachrüsten eines Fensters kostet zwischen 250 Euro und 300 Euro bei der Tischlerei Fischer in Glinde.

Weitere Sicherheit neben Mechanismen, die das Aufhebeln oder Öffnen von Außen verhindern sollen,bietet Sicherheitsglas.

Das Besondere ist eine Folie zwischen zwei Glasscheiben. Die verhindert, dass die Scheiben, die berste, eingeschlagen werden kann. Die Scheibe ist etwa doppelt so dick wie normales Fensterglas. 800 Euro und mehr kostet solch ein Fenster.

Von der Polizei empfohlene Fachfirmen sind im Internet aufgelistet unter www.schleswig-holstein.de.

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Peter Fischer gehört mit seinem Unternehmen zu einer Reihe von Fachbetrieben, die von der Landespolizei bei der Beratung und Umsetzung von mechanischem Einbruchschutz empfohlen werden. Beispielsweise haben sich die Fachbetriebe verpflichtet, Vorschriften und Normen zu beachten, nur Fachkräfte bei der Montage einzusetzen und eine breite Palette an Nachrüstelementen anzubieten.

Rund 150 Einbruchsopfer gehören jährlich zu den Kunden von Fischer. Schäden durch Kittfalzstechen hatte er dabei schon lange nicht mehr zu sehen bekommen. Dennoch kennt der Experte weitere Tricks der Diebe, um den Fenstergriff umzulegen.

Einige Täter schlagen neben dem Griff die Scheibe ein

„Bei einer Kundin haben erst vor Kurzem Einbrecher versucht, das Fenster aufzuhebeln, sind aber gescheitert. Deswegen haben sie mit einer Steinschleuder oder ähnlichem ein Loch in die Scheibe direkt neben dem Fenstergriff geschlagen“, erinnert sich der Handwerker und fügt hinzu, dass die Täter auch so nicht ins Haus gelangten. Eine weitere Variante ist das Fensterbohren. Mit einem Hand- oder Akku-Bohrer wird ein Loch in den Fensterrahmen gedreht. Anschließend kommt dann wieder ein stabilier dickerer Draht zum Einsatz.

Auch wenn die Polizei in Stormarn jetzt vermehrt Einbrüche mittels Kittfalzstechen registriert, betont Peter Fischer, dass bei etwa 80 Prozent aller Einbruchsopfer, die sich bei ihm melden, das Fenster oder die Tür aufgehebelt wurden oder die Täter dies versucht haben. Deswegen empfiehlt der Fachmann neben abschließbaren Fenstern auch einen Aufhebelschutz, beispielsweise mit sogenannten Pilzzapfen, die Fenster- und Scheibenrahmen regelrecht miteinander verhaken. Eine weitere Beobachtung, die Fischer in den vergangenen 10 bis 15 Jahren gemacht hat, ist, dass Täter immer rabiater werden: „Früher haben die Kriminellen nach dem dritten Hebelversuch aufgegeben und sind weitergezogen. Heute wird oft massive Gewalt angewendet, um ins Haus zu gelangen.“

Polizei kontrolliert 185 Autos bei Schwerpunktkontrolle

Eine weitere Beobachtung von Peter Fischer und der Polizei: Jetzt, mit der dunklen Jahreszeit, steigt die Zahl der Taten. Deswegen haben die Beamten in der Nacht zu Freitag eine groß angelegte Kontrolle in Ahrensburg und Reinbek sowie im Umland beider Städte durchgeführt. Denn diese Gebiete gelten kreisweit als Tatschwerpunkte.

Zwischen 20 Uhr und 4 Uhr waren 60 Polizisten, einige in zivil, im Einsatz und kontrollierten an wechselnden Orten Autofahrer. 185 Fahrzeuge wurde dabei angehalten, Autos und alle Insassen kontrolliert. Einige waren für die Beamten dabei keine Unbekannten, weil sie schon mal nach einem Einbruch gefasst wurden. „Die aus den Kontrollen gewonnenen Erkenntnisse werden nun zunächst ausgewertet und fließen in die Ermittlungsarbeit zur Bekämpfung der Einbrüche ein“, erklärt Polizeisprecher Holger Meier. Er bezeichnet die Kontrollaktion, die mit der Hamburger Polizei abgestimmt war – sie kontrollierte verstärkt im Osten der Hansestadt –, als Erfolg: „In der Kontrollnacht ist es in und um Ahrensburg sowie Reinbek zu keinem einzigen Einbruch gekommen.