Ahrensburg. Bauamt, Investor und Betreiber verkünden Durchbruch bei Planungen. Warum hat die Realisierung des Projekts so lange gedauert?

Die jahrelange Planung zum Bau eines neuen Kinos in Ahrensburg erinnert stark an Samuel Becketts berühmtes Theaterstück „Warten auf Godot“. Doch ohne Ende müssen sich die Befürworter dieses Projekts nicht in Geduld üben. Die gute Nachricht lautet: Das Kino kommt. Zwar erst 2022 – aber es kommt. Das Ahrensburger Bauamt und der Bremer Investor haben jetzt alle Steine aus dem Weg geräumt, sodass das 7,5-Millionen-Euro-Projekt auf einem 2000 Quadratmeter großen Grundstück an der Bahnhofstraße Wirklichkeit werden kann.

Mathias Kemme (l.l und Christof Gläser
Mathias Kemme (l.l und Christof Gläser © Birgit Schücking

Es sind baurechtliche Vorgaben, warum Ahrensburger Cineasten noch so lange auf Filmhäuser in Bargteheide oder Hamburg ausweichen müssen. „Aber spätestens Weihnachten in fünf Jahren heißt es ,Vorhang auf’“, sagen die Kinobetreiber Mathias Kemme und Christof Gläser von K-Motion. Sie arbeiten eng mit dem Investor zusammen. Das ist die Melchers-Gruppe mit Sitz in Bremen. Auch dort sind die Beteiligten zufrieden mit der Entwicklung.

Bebauung der Alten Reitbahn ist Voraussetzung für Kino

„Das Projekt hat nach konstruktiven Gesprächen mit der Stadt endlich die nötige Reife erreicht“, sagt Geschäftsführer Arne Meemken. „Durch den Kauf weiterer Grundstücke haben wir die Voraussetzungen für unsere Vorhaben an der Alten Reitbahn und der Bahnhofstraße geschaffen.“

Die Melchers-Gruppe legt mit der Bebauung der Alten Reitbahn überhaupt erst den Grundstein für das Kino an der Bahnhofstraße. Nahe der Polizeiwache und gegenüber dem Stormarnplatz entstehen Wohnungen und Gewerbeflächen mit Tiefgarage. Ist der Komplex fertiggestellt, zieht der Edeka-Markt von der Bahnhofstraße an die Alte Reitbahn um. Und schafft somit die Voraussetzung dafür, dass das Kino an der Bahnhofstraße gebaut werden kann.

Aus für „Mini und Maxi“ vor über elf Jahren

Bauamtsleiter Peter Kania sagt: „Wir müssen an der einen oder anderen Stelle noch etwas nachjustieren, aber Ende 2018 wird es Baurecht geben.“ Eine Nachricht, auf die ungezählte Schlossstädter seit elf Jahren warten.

Es ist Juni 2006, als im „Mini und Maxi“ an der Klaus-Groth-Straße 25 Jahre nach der Eröffnung für immer das Licht im alten Kino ausgeht. Das Mobiliar wird verhökert, 378 Kinosessel zum Preis von zehn Euro das Stück. 1300 Unterschriften sammeln Mitglieder des Kinder- und Jugendbeirats damals, kämpfen für ein neues Lichtspielhaus. Doch dann ist drei Jahre lang Pause.

2009 kommt Kino-Pächter aus Bargteheider mit einer Idee

Im Februar 2009 überrascht Hans-Peter Jansen, Pächter des Bargteheider Cinema Paradiso, mit dieser Idee: Er träumt von einem Kino mit drei Sälen im alten Speicher auf dem historischen Gutshof am Schloss. Er will den Charme des Backsteingebäudes mit modernem Kino-Flair verbinden und das Haus hinter dem Kulturzentrum Marstall zum Treffpunkt mit überregionaler Bedeutung machen. „So“, sagt Jansen, „können wir auch junge Leute ranholen. Diese Generation fehlt hier.“ Es gibt positive Signale aus dem Rathaus und von der Politik. Dann folgt wieder eine Pause.

Der Entwurf für ein  Kino auf dem Woldenhorn-Parkhaus
Der Entwurf für ein Kino auf dem Woldenhorn-Parkhaus © Architekturbüro Ansgar Speer

Ein Jahr später, im Februar 2010, wollen drei Unternehmer hoch hinaus. Mit Investitionen von zwei Millionen Euro wollen sie ein Kino auf das Parkhaus am Woldenhorn setzen. Mit CinemaxX und UCI stünden mögliche Betreiber in den Startlöchern. „Das wäre gut für Ahrensburg und würde eine Belebung der City bedeuten“, sagt Theo Hoffmann von der IHB Projekt- und Entwicklungsgesellschaft. Er tritt damals als Investor und als Vertreter einer Investorengruppe auf, die das Parkhaus zuvor erworben hatte. Was folgt, ist eine Pause.

Im Mai 2015 übernimmt K-Motion die Regie

Etwa neun Monate später, im November 2010, übernimmt erneut Hans-Peter Jansen die Hauptrolle in der nächsten Episode. Er hält die Pläne am Woldenhorn-Parkhaus für schlechtes Kino, wie er den Mitgliedern des Bauauschusses sagt. Und schreibt den Politikern ins Skript: „Wenn Ahrensburg ein Kino bekommt, will ich es betreiben.“ Als Standort bringt er das stillgelegte Rohrbogenwerk an der Bogenstraße ins Gespräch. Ein Initiativkreis, zu dem auch Musiknacht-Macherin Felizitas Thunecke gehört, will dort ein Veranstaltungszentrum inklusive Kino realisieren. Es folgen Prüfverfahren, für Gutachten gibt die Stadt Zehntausende Euro aus. Politiker äußern Bedenken, befürchten zu viel Verkehrslärm für Anlieger. Wieder folgt eine lange Pause.

Fünf Jahre später, im Mai 2015, übernimmt das Unternehmen K-Motion die Regie bei diesem Projekt. Ein modernes Kino mit angeschlossener Gastronomie mit Außenplätzen wollen die Chefs eröffnen. Wenn an der Alten Reitbahn neu gebaut wird, so das Vorhaben der beiden branchenerprobten Geschäftsführer, wollen sie dort rund 1,5 Millionen Euro investieren und 30 Arbeitsplätze schaffen. Sie sprechen von „überwiegend positiven Signalen aus Politik und Verwaltung“. Das Duo, das in Norddeutschland erfolgreich 14 Lichtspielhäuser betreibt, bewertet seine Chancen derart positiv, dass es einen Pachtvertrag mit einer Laufzeit von „15 bis 20 Jahren“ abschließen will. Es folgt wieder eine kurze Pause.

Nach vielen Pausen kam jetzt der Durchbruch

Aber nur zwei Monate später, im Juli 2015, wird bekannt, dass der Edeka-Markt einen Umzug aus dem in die Jahre gekommenen Standort an der Bahnhofstraße in einen Neubau an der Alten Reitbahn in Erwägung zieht. Daraus ergibt sich – quasi im Tausch – die Möglichkeit für den Kino-Coup mit idealer Anbindung in Bahnhofsnähe und genug Fläche für Autostellplätze. Die Melchers-Gruppe steigt in die Planungen für Ahrensburg ein, nachdem ein anderer Investor aus dem Rennen ist. Dann folgt wieder eine lange Pause.

Jetzt, mehr als elf Jahre nach dem Aus für das „Mini und Maxi“, verkünden Behörde, Investor und Kino-Betreiber den Durchbruch. Auch ein Abwasserkanal, der unter dem Grundstück Alte Reitbahn verläuft und die Baupläne zu verhindern drohte, weil er nicht überbaut werden darf, stellt laut Bauamtsleiter nun kein Problem mehr dar. Früher oder später werde ein Ersatzrohr verlegt, sagt Peter Kania. „Es gibt noch kleinere Umplanungen in Bezug auf den Zuschnitt der Gebäude an der Reitbahn. Und es werden mehr Parkplätze als bisher geplant“ sagt Kania, „aber dann kann es losgehen.“ Dann schafft die Melchers-Gruppe an der Alten Reitbahn die Voraussetzungen für den Edeka-Umzug und den Baustart für das Kino.

Experten rechnen mit bis zu 180.000 Besuchern im Jahr

Die Eckdaten des Hauses: fünf Säle, ein Restaurant, eine hochwertige Innenausstattung, modernste Digitaltechnik, rund 800 Plätze. Die Besucher erwarte ein „vielfältiges Programm“, wie Kemme und Gläser versprechen, „von Mainstream bis Arthouse-Filmen.“ Prognostizierte Besucherzahlen je Jahr: 150.000 bis 180.000. Dabei hätten sie die Größe des Ahrensburger Einzugsgebietes berücksichtigt. Beide sind sich sicher: „Die meisten Ahrensburger wollen das Kino, unser Plan ist stimmig.“ Ein Happy End ist also offenbar in Sicht.