Bargfeld-Stegen. Bargfeld-Stegens Politiker beraten über alternatives Beförderungskonzept. Trittau erhält für so ein Klimaschutz-Projekt Fördermittel.
„Trampen 2.0“ soll schon bald in Bargfeld-Stegen möglich sein. Das zumindest ist die Idee von SPD-Politiker Jan Naß, Vorsitzender des Kultur- und Sozialausschusses. Um die Mobilität innerhalb der 3000-Einwohner-Gemeinde zu verbessern, soll über eine sogenannte Mitfahrbank am heutigen Montag abgestimmt werden. Sitzungsbeginn ist um 19.30 Uhr im Bürgerhaus. Neben Bargfeld-Stegen plant auch Trittau, diese alternative Beförderungsmöglichkeit einzurichten. Das Prinzip ist einfach: An den Standorten der Bänke zeigen die modernen Tramper mit Klapp- statt Pappschildern ihr Ziel an und warten auf der Bank auf hilfsbereite Autofahrer.
„Jetzt, wo wir unser Ortsentwicklungskonzept auf den richtigen Weg gebracht haben, können wir uns dem Thema Mobilität widmen“, sagt Naß. Interessante Beförderungskonzepte gebe es in vielen Orten, zum Beispiel die Bürgerbusse in Niedersachsen. „Für Bargfeld-Stegen könnte ich mir eine Mitfahrbank gut vorstellen.“ Der Bedarf an Mitfahrmöglichkeiten sei groß. Gerade Alleinerziehende ohne Pkw sowie Familien mit nur einem Auto, deren Kinder parallel auswärtige Termine haben, kämen schlecht in andere Orte. Immer wieder habe die Gemeinde in der Vergangenheit versucht, das Busnetz zu erweitern – jedoch ohne Erfolg.
Sammeltaxi verkehrt nach Bedarf stündlich
Wer von Bargfeld-Stegen zum Einkaufen, Arzt oder zur Bahnstation nach Bargteheide fahren möchte, hat ohne einen eigenen Wagen nur eingeschränkte Möglichkeiten. Denn bisher richten sich die Abfahrzeiten der Buslinie nach der Schule, in den Ferien sowie nach acht Uhr morgens gibt es diese Variante der Beförderung nicht.
Das Busunternehmen habe schlicht kein Interesse am Einsatz weiterer Busse, da sich dies im ländlichen Raum nicht rentieren würde, sagt Naß. Alternativ gebe es noch das Anruf-Sammeltaxi – eine Mischung aus Bus und Taxi, welche nach Bedarf stündlich verkehrt. Eine einfache Fahrt kostet hier je nach Strecke 3,10 bis 3,40 Euro pro Erwachsenen, Monatstickets gibt es nicht. Eine flexiblere und kostengünstige Lösung könnte hier die Mitfahrbank sein. „Das Projekt richtet sich nicht an Durchreisende, sondern an die Einwohner von Bargfeld-Stegen“, sagt Naß. „Probleme sehe ich keine.“
Trittau plant Netzwerk mit Nachbargemeinden
Neben Bargfeld-Stegen möchte auch Trittau eine Mitfahrbank in der Gemeinde etablieren. Als Teil des Klimaschutzkonzeptes wird das Projekt von der Aktivregion Alsterland gefördert. Nach und nach sollen so an verschiedenen Standorten Bänke hinzukommen und ein kleines Netzwerk mit den Nachbargemeinden entstehen.
„Dies ist eine pfiffige Idee, die gerade für unseren langgezogenen Ort ideal ist“, sagt Trittaus Bürgermeister Oliver Mesch. „Mit den verschiedenen Varianten wollen wir uns am 23. November befassen.“ Die erste Bank könne dann schon bald zentral am Vorburgplatz aufgestellt werden.
Um die Wahl des perfekten Standortes geht es in Bargfeld-Stegen bei der heutigen Sitzung des Sozial- und Kulturausschusses. Ob direkt im Ortszentrum, am Mittelweg, oder vielleicht an den beiden Bushaltestellen ist noch nicht geklärt. „Wir brauchen einen Standort, wo Autos ohne Probleme anhalten können und Schilder sowie eine Bank aufgestellt werden dürfen“, so Jan Naß. „Gerade Senioren können nicht durch das ganze Dorf laufen, sondern brauchen einen zentralen Ort.
Mitfahrbörse könnte spontane Fahrten erleichtern
Vorstellbar wäre die Bank auch als Treffpunkt in Bargfeld-Stegen. Passend dazu könnte ein neuer kostenloser Wlan-Hot-Spot entstehen – zur Ergänzung des bereits bestehenden am Dorfteich. „Ein nächster Schritt ist dann eine Mitfahrbörse, die auf der Homepage der Gemeinde eingerichtet werden könnte“, sagt Sozialdemokrat Naß. „Neben spontanen Fahrten könnten sich so regelmäßige Fahrgemeinschaften zur Arbeit finden.“
Diese Idee interessiert auch Adrian Beuthner vom Familientreff der Gemeinde. Denn der Transport sei immer wieder ein viel diskutiertes Thema – gerade bei Eltern, die ihre Kinder zum Musikunterricht und Sport in die benachbarten Gemeinden bringen müssten. „Wir vom Familientreff wollen uns am 7. November zusammensetzen, um mögliche Optionen unabhängig von der Politik durchzusprechen“, sagt Beuthner. „Eine Mitfahrbank ist durchaus interessant, ebenso wie eine Plattform, auf der sich regelmäßige Mitfahrmöglichkeiten finden lassen. Wenn ein Zwölfjähriger immer erst eine Viertelstunde auf der Bank warten muss, ist das schwierig. Da könnte ein Forum besser funktionieren.“
Mitfahrer zeigen ihr Ziel auf Klappschildern an
Das Konzept der sogenannten Mitfahrbänke gibt es schon länger. Die erste Sitzmöglichkeit, die installiert wurde, ist türkis und steht seit 2014 in Rheinland-Pfalz. Mittlerweile haben zahlreiche Gemeinden in ganz Deutschland nachgezogen. Die Erfahrungen zeigen, dass das alternative Konzept gut funktioniert. Immer mehr Orte im ländlichen Raum melden Interesse an.