Reinbek. Reinbeker Politiker haken Umzugspläne für den Recyclinghof ab. Zufahrt über Gewerbegebiet könnte Verkehrsprobleme am Standort lösen.

Baumschnitt, Elektroschrott und Baustoffe – das und noch vieles mehr kann auch künftig beim Recyclinghof der Abfallwirtschaft Südholstein (AWSH) im Reinbeker Stadtteil Schönningstedt entsorgt werden. Die Kommunalpolitiker hatten ob der chaotischen Zustände an der Glinder Straße auf einen Umzug gedrängt. An Sonnabenden stehen Kunden mit ihren Autos teilweise bis zur Kreuzung Ecke Königstraße Schlange und blockieren die Einfahrten der Anwohner. Weil es aber keine geeigneten Alternativen gibt, soll der Standort erhalten bleiben.

Um die Verkehrssituation zu verbessern, gibt es mehrere Vorschläge. Einer beinhaltet die Erweiterung des Gewerbegebietes Haidland mit einer Straße zum Recyclinghof. „Das wäre meine Wunschlösung“, sagt Heinrich Dierking, Fraktionsvorsitzender der Wählergemeinschaft Forum 21. Er fordert von der Politik, dass sie sich noch in dieser Wahlperiode zum jetzigen Standort bekennt – also bis Mai 2018.

Hans Helmut Enk, CDU-Fraktionschef in Reinbek, hält eine Verkehrsanbindung der AWSH-Station an das erweiterte Gewerbegebiet nicht für die schlechteste Lösung
Hans Helmut Enk, CDU-Fraktionschef in Reinbek, hält eine Verkehrsanbindung der AWSH-Station an das erweiterte Gewerbegebiet nicht für die schlechteste Lösung © HA | René Soukup

Zustimmung gibt es von den Grünen. Fraktionschef Günther Herder-Alpen sagt: „Wir plädieren für den Erhalt des Hofes.“ In Sachen Zu- und Abfahrt hat er jedoch eine andere Meinung als Dierking. „Die Möglichkeit eines direkten Anschlusses über die Sachsenwaldstraße sollte geprüft werden.“ Der Gewerbegebietsvariante erteilt der Grüne eine Absage. „Weil wir den Willen der Bürger akzeptieren.“

Eine Initiative hatte sich 2015 erfolgreich gegen die Expansionspläne der Firma Michaelis & Co gewehrt. Der Papiergroßhändler wollte einen Gebäudekomplex mit Gewerbehallen und angeschlossenem Hochregallager, der zwischen 14 und 25 Meter hoch ist, errichten. Die Protestler sammelten genug Unterschriften für ein Bürgerbegehren. Daraufhin machten die Reinbeker Stadtverordneten den Aufstellungsbeschluss für den Bebauungsplan rückgängig und hebelten somit das Begehren aus. Trotzdem verhängte das Land einen zweijährigen Planungsstopp für das Gebiet. Dieser ist inzwischen nicht mehr gültig.

Deswegen will auch CDU-Fraktionschef Hans Helmut Enk die Gewerbegebietserweiterung erneut angehen. Er sagt: „Mir müssen die Betriebe halten, brauchen mehr Gewerbesteuern. Eine Verkehrsanbindung der AWSH wäre nicht das Schlechteste.“ Ein Hindernis könne jedoch sein, dass Flächen zwischen Recyclinghof und Haidland in Privatbesitz sind. „Ich schlage eine Verbindung zur Sachsenwaldstraße vor, wenn es machbar ist“, so Enk. Beide Lösungen seien für ihn denkbar. Der Christdemokrat und die anderen Fraktionschefs hatten sich in der vergangenen Woche bei Bürgermeister Björn Warmer zu einem informellen Gespräch über das Thema getroffen. Dort ging es noch einmal um die von der Verwaltung geprüften Alternativstandorte. Selbst in der Nachbarkommune Glinde wurde ein Grundstück bewertet. „Die geprüften Flächen sind nicht optimal. Es zeichnet sich ab, dass das Entsorgungsunternehmen dort bleibt, wo es jetzt ist“, sagt Enk.

Neues Gebäude mit Alufassade soll gemauert werden

Selbst die SPD, die den Hof nicht mehr im Wohngebiet haben will und daher am Umzug festhält, will Heinrich Dierkings Wunschlösung nicht ausschließen. Fraktionschef Volker Müller sagt dazu: „Wenn die Zuwegung über das Gewerbegebiet geht, müssen wir darüber nachdenken.“

Die AWSH möchte in Reinbek eigentlich mehr als zwei Millionen Euro investieren für ein gemauertes Gebäude mit Alufassade und behindertengerechtem WC. Die Anlage in Schönningstedt, mit bis zu 1000 Kunden am Tag die höchst frequentierte in Stormarn und im Kreis Herzogtum Lauenburg, besteht seit 1995 und ist nicht mehr zeitgemäß. Mitarbeiterbüro und Umkleideraum befinden sich in verwitterten Containern. Von einer Modernisierung hatte das kommunale Unternehmen jedoch unabhängig von der Verkehrsproblematik abgesehen, weil die Stadt als Vermieter der Fläche schon unter dem früheren Bürgermeister Axel Bärendorf keinen dauerhaften Verbleib garantieren wollte.

AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel investiert erst in ein neues Gebäude, wenn er Planungssicherheit hatl
AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel investiert erst in ein neues Gebäude, wenn er Planungssicherheit hatl © Ewelina Berger | Ewelina Berger

Das könnte sich jetzt ändern – mit dem Verkauf des Grundstücks oder einem Pachtvertrag über viele Jahre, damit die Abfallwirtschaft Südholstein Planungssicherheit hat und das Vorhaben umsetzt. „Wenn der Recyclinghof bleiben kann, ist es sehr erfreulich“, sagt AWSH-Geschäftsführer Dennis Kissel. Die Möglichkeit einer Anbindung an die Sachenwaldstraße, bei der es sich um eine Landesstraße handelt, habe er beim Land angefragt. Das sei nicht umsetzbar.

Das Entsorgungsunternehmen mit Sitz in Elmenhorst bei Schwarzenbek hatte schon mehrfach einen Umzug ins Auge gefasst und sich zuletzt um ein städtisches Grundstück nahe der Carl-Zeiss-Straße in Reinbek bemüht. Der Verkauf wäre nur mit Zustimmung der Politik möglich gewesen. Die lehnte das allerdings ab. Eine Vorlage dazu hatte die Verwaltung nicht erarbeitet. Die Gespräche liefen hinter verschlossenen Türen.