Ahrensburg. Der 67-Jährige liegt nach einer Operation in einem Hamburger Krankenhaus. 2009 war bei ihm Blasenkrebs diagnostiziert worden.
Der Ahrensburger Pianist Gottfried Böttger muss den Kampf gegen den überwunden geglaubten Krebs wieder aufnehmen. Nachdem er 2009 erfolgreich operiert worden war und jahrelang beschwerdefrei gelebt hat, ist die Krankheit überraschend zurückgekehrt. Ärzte haben den 67 Jahre alten Musiker in einem Hamburger Krankenhaus erneut operiert. Böttger hat die Intensivstation verlassen können und steht vor einer Chemotherapie.
Für Familie, Freunde und Fans kommt die Nachricht wie aus heiterem Himmel. Boogie-Woogie-Pianist Axel Zwingenberger spielte noch am 16. September mit Böttger beim „Tastenfestival“ im Schloss Ritzebüttel in Cuxhaven. „Das war ein tolles Konzert“, sagt Zwingenberger, „musikalisch war Gottfried eins a drauf.“ Umso überraschender sei der Klinik-Aufenthalt gekommen.
Böttger brauche jetzt erst mal Ruhe
In Sorge ist auch Veranstaltungsmanagerin Felizitas Thunecke, die unter anderem die Ahrensburger Musiknacht organisiert. Dort ist Gottfried Böttger Stammgast – und mit den Jahren für Thunecke zu einem ihrer besten Freunde geworden. „Gottfried ist wirklich sehr vorsichtig, ist nach seiner ersten Erkrankung zu allen Kontrolluntersuchungen gegangen“, sagt Thunecke. Deshalb sei es verwunderlich, dass offensichtlich so lange nichts entdeckt worden sei.
Gottfried Böttger brauche jetzt erst mal Ruhe. „Wir schicken ihm alle guten Wünsche und Hoffnungen dafür, dass es ihm bald wieder gut geht“, sagt Thunecke. Den Kontakt halte sie auch über Böttgers Lebensgefährtin Ellen von Spanyi (65), mit der der Musiker seit sieben Jahren an der Hagener Allee in Ahrensburg wohnt. Ihr hatte er als 13-Jähriger seinen ersten Liebesbrief geschrieben. Und sie stand ihm bei der OP 2009 zur Seite, ist auch jetzt ständig in der Klinik.
In seinem Krankenzimmer spielt er schon wieder Keyboard
Der erneute Eingriff hat Gottfried Böttger sehr mitgenommen. Er hat stark abgenommen, ist aber zuversichtlich. Das schätzt auch Zwingenberger so ein: „Wenn einer die Kraft und den Willen hat, sich dem entgegenzustellen, dann ist es Gottfried.“ Die Musiker kennen sich seit bald einem halben Jahrhundert, wohnen mittlerweile beide in Ahrensburg. „Die Musik gibt die Kraft, auch solche Situationen zu überstehen“, sagt Zwingenberger. Auch wenn Böttger geplante Konzerte absagen muss: In seinem Krankenzimmer spielt er schon wieder Keyboard.
Bundesweit bekannt geworden war der Pianist durch die Fernseh-Talk-show „3nach9“, in der er vier Jahrzehnte lang zwischen den Gesprächen Musik machte. Privat lief es für Böttger dagegen nicht so glatt. Auf das Ehe-Aus folgte im Herbst 2009 die Diagnose Blasenkrebs. Auch damals lag er nach der OP auf der Intensivstation, kämpfte sich danach zurück ins Leben. Mit der Hilfe seiner Lebenspartnerin – und der Musik: Im Krankenhaus entdeckte Böttger einen Flügel, an dem er täglich um 16 Uhr ein Konzert für seine Mitpatienten gab.
Ein Aushängeschild der Ahrensburger Musiknacht
Schon bald nach der Genesung folgte der Umzug nach Ahrensburg. Dort, wo früher seine Großmutter wohnte, habe er seine Wurzeln. „Hier will ich alt werden“, sagte Böttger damals dem Abendblatt.
Sofort engagierte er sich in der kulturellen Szene seiner Heimatstadt. Böttger spielte im Restaurant Casa Rossa, im Marstall und wurde ein Aushängeschild der Ahrensburger Musiknacht. In seinen 65. Geburtstag feierte er im Dezember 2014 im Kulturzentrum Marstall und im benachbarten Park-Hotel hinein – mit einer Gala und rund 650 Gästen.
Zum Auftakt des Abends trat er erstmals mit seinem damals 15 Jahre alten Sohn Bendix auf. Danach spielten Dutzende Weggefährten für ihn und mit ihm, von Schlagzeuger Torsten Zwingenberger und Bassist Jürgen Attig über Saxofonist Lutz Büchner und Pianist Jo Bohnsack bis zu Reiner Regel, Günther Brackmann, Eeco Rijken Rapp, Christian von Richthofen, Christian Willisohn, Georg Schroeter, Henry Heggen und Marc Breitfelder.
„Die Musik hilft einem, nach vorn zu blicken“, sagte Böttger im September 2010 nach seinem Umzug nach Ahrensburg. Der zweite Teil des Satzes ist für ihn wieder aktuell geworden: „Weiterzumachen, auch wenn man mal unten ist.“